So schnell ich konnte schlug ich meine Augen auf und setzte mich gerade hin. Wo war ich? Was war passiert?Ich schaute mich um und musste feststellen, dass wir alle immer noch zusammen im selben Raum waren. Natürlich ohne Hoseok.
Alle anderen schliefen noch, wie ich sah. Bis auf einer.
Jimin.
Er saß am anderen Ende des Raumes. Weit weg von uns allen und war ziemlich vertieft darin etwas auf einem Block, den er während unserem ersten Rundgangs gefunden hatte, herumzukritzeln.
Als ich aufstand und auf ihn zuging, hob er seinen Kopf und sein Blick bohrte sich tief in meinen. Für einen Bruchteil einer Sekunde war ich wie vom Blitz getroffen und blieb gelähmt steht. Doch ich riss mich zusammen und ging eine Moment später weiter auf ihn zu.
"Darf ich?" Ich stellte mich neben ihn und zeigte auf den Boden. Als er nickte setzte ich mich und betrachtete seine Zeichung einer Stadt. "Das sieht echt gut aus. Wusste nicht, dass du zeichnen kannst."
Er antwortete nicht sondern machte einfach hier und da noch irgendwelche Striche aufs Papier.
"Soll das irgendeine spezielle Stadt sein?", fragte ich um der Stille zwischen uns zu entkommen.
Er nickte und schrieb mit dem Bleistift <<Seoul>> über das Bild.
"Ah. Verstehe. Kommst du aus Seoul?"
Dieses Mal schüttelte er den Kopf und schrieb <<Busan>> hin.
"Busan also. Ich komm' aus Daegu."
Ein nicken seinerseits.
Uff. Das war echt anstrengend. Wie hielten es seine Freunde bitte Tag für Tag mit ihm aus? Vor allem sein Mitbewohner tat mir jetzt schon etwas Leid.
"Wieso redest du nicht?", fragte ich jedoch schließlich, weil mir die Frage schon seit wir uns kannten auf der Zunge brannte.
Ich wartete auf eine Antwort doch es kam keine Reaktion von ihm.
"Willst.... willst du es mir nicht sagen? Ich mein, du musst es mir auch nicht sagen, wenn du nicht willst. Ich bin nur neugierig. Mehr nicht. Ist schließlich deine Sachen, wenn du es...", setzte ich fort doch wurde durch seine Handlung unterbrochen.
Er stoppte mit seiner Zeichnung und schaute mir erneut wieder tief in meine Augen.
Was sollte das? Wieso tat er das immer wieder?
Ich konnte mich wieder kein bisschen bewegen, da seine Augen mich in ihren Bann gezogen hatten und ich einfach nicht anders konnte als zurückzustarren.
Ich vergaß alles um mich herum und auch die Tatsache in welcher Situation wir gerade steckten. Bis Jimin seinen Blick abwendete.
Auch ich sah schnell weg und spührte wie das Blut in meine Wangen und Ohren schoß und mir so langsam aber sicher etwas warm wurde.
Jimin blätterte die Seite mit seiner Zeichung weg und fing an auf ein neues Blatt Papier etwas draufzuschreiben.
<<Du scheinst nett zu sein>>
Als ich das laß, wusste ich nicht wie ich darauf reagieren sollte. Was macht man denn bitte in solchen Momenten?
"Uhm... Danke?" Ich lächelte etwas schief.
<<Ich traue nicht vielen Menschen aber bei dir hab ich das Gefühl, es wäre okay.>>
"Wow. Ich fühl mich geehrt. Wirklich.", gab ich ehrlich von mir und ein Lächeln bildete sich auf Jimins Gesicht.
Dieses Lächeln.... das Letzte mal als ich es gesehen hatte war im Technickraum und ich schien es unbewusst vermisst zu haben, denn das Gefühl welches sich jetzt in mir ausbreitet war ganz sicher das selbe, wenn man etwas lang vermisstes wiederfindet. Das Kribbeln im Bauch. Die Erleichterung.
Ich bemerkte nicht, dass ich seinen Mund die ganze Zeit anstarrte bis er mir den Block vor die Nase hielt.
<<Könnte nur etwas dauern, die ganze Geschichte aufzuschreiben>>
Ich blinzelte ein paar Mal und runzelte die Augenbrauen. Wo waren wir gerade stehengeblieben? „Oh. Sekunde. Nur damit das klar ist. Du brauchst sie mir nicht zu erzählen, okay. Ich mein, ich würde sie gerne hören, aber wenn du es nicht willst dann.."
Wieder wurde ich von Jimin unterbrochen, der heftig mit dem Kopf schüttelte.
<<Früher oder später muss ich darüber reden>>
"Du hast die Geschichte noch niemandem erzählt?", fragte ich etwas geschockt.
Wieder schüttelt er den Kopf. Aber dieses mal deutlich leichter und mit gesenktem Blick.
"Was ist mit deinen Freunden?"
<<Ich hab nicht wirklich Freunde>>
"Hm. Dein Mitbewohner?"
<<Der ist ein Arsch>>
"Okay. Das ist möglich. Davon gibt's im Internat reichlich welche." Mein Blick wanderte zu Jin, der immer noch schlief und dann wieder zurück zu Jimin. Dieser hatte bereits angefangen, ein paar Zeilen aufzuschreiben. Als er dann fertig war, überreichte er mir den Block und ich laß mir den Text durch.
<<Ich weiß nicht genau wo ich anfangen soll. Aber ich fasse mich kurz. Es ist schon ein paar Jahre her. Meine Mum und ich haben in Busan in einer kleinen Wohnung gewohnt. Irgendwann mitten in der Nacht brachen plötzlich drei Männer bei uns ein und schlugen, aus mir immer noch unerklärlichen Gründen, mich und meine Mutter zusammen. Sie und ich waren in getrennten Räumen doch ich konnte hören, und nach einer Weile auch sehen, was sie ihr angetan haben.>>
Der Text ging noch weiter, aber ich war schon mehr als geschockt über das, was in diesen paar Zeilen stand. Ich schaute zu Jimin, dem Tränen die Wange runterrollten. Trotzdem gab er keinen Laut von sich und versucht auch noch ein Lächeln zustande zu bekommen, um mir eventuell zeigen zu wollen, dass er es unter Kontrolle hatte. Bei seinem Anblich zerbrach etwas in mir und ich verspürte den Drang, ihn in meine Arme zu schließen. Aber ich wendete nur meinen Blick ab und las weiter.
<<Jemand hatte die Polizei verständigt und als die eintraf ließen die Männer immer noch nicht von uns ab. Sie hatte meine Mutter und mich als Geiseln genommen und einer von ihnen verfiel so sehr in Panik, dass er sie vor meinen Augen erschoss. Das ganze artete aus und am Ende wurden die drei doch gefasst. Ich kam in eine Pflegefamilie und von ihnen auf das Internat>>
Die ganzen Jahre über dachte ich, ich hätte eine Menge durchgemacht. Aber das hier. Das übertraf alles. Oder zumindest das meiste.
Ich blickte wieder zu Jimin, der mich beobachtete. Er hatte aufgehört zu weinen, aber seine Augen waren rot und man konnte noch die ein oder anderen Tränenspuren auf seinen Wangen sehen. Er tat mir wirklich Leid. Und innerlich verfluchte ich die Menschen, die einer solchen Person, wie er es war, solchen Schaden zugefügt hatten. Ich kannte ihn zwar noch eigentlich überhaupt nicht wirklich, aber dennoch wollte irgendetwas in mir ihn beschützen. Koste es was es wolle.
"Das..", versuchte ich anzufangen, doch meine Stimme versagte augenblicklich. Ich räusperte mich und begann wieder zu sprechen. "Das tut mir wirklich leid."
Ich konnte mir vorstellen, dass er diese Worte schon ziemlich oft gehört haben musste, aber was anderes fiel mir jetzt auf die Schnell auch nicht ein.
Er lächelte wieder, nahm mir den Block ab und fing erneut an zu schreiben.
<<Ist schon okay. Du kannst nichts dafür>>
Ich las mir diese Sätze durch und wollte etwas erwidern, als wir auf der anderen Seite des Raumes ein Rascheln hörten und sahen wie sich die Körper der anderen so langsam in Bewegung setzten.
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The Survival [Yoonmin]
Fanfiction2063 Immer pünktlich zu Beginn des neuen Schuljahres werden die Chips in den Körpern der Schüler des abseits gelegenen Park-Ju-Yoh Internats erneuert, um jeden von ihnen vor der großen Entscheidung zittern zu lassen. Ein paar einfache defekte Chips...