Ich schüttelte meinen Kopf, damit ich endlich auhörte, weiter in meinen Gedanken zu versinken, und blickte zu Jimin. Dieser jedoch hatte die Beine nahe an seinen Oberkörper gezogen, seine Arme um sie geschlungen und sein Blick lag immernoch auf Tae.
Langsam bewegte ich mich in seine Richtung und als ich mich neben ihn auf den Boden setzte, rutschte er plötzlich etwas von mir weg.
"Hey. Können wir bitte kurz reden?", fragte ich ihn und schloss aus Frustration gleich daraufhin meine Augen, weil mir der Fehler in meiner Frage erst einen Bruchteil danach aufgefallen ist. Als ich sie wieder öffnete, blickte ich ihn seine dunklen Augen, die in diesem Moment nichts als Trauer, Enttäuschung und Wut ausstrahlten.
"Es tut mir Leid was ich alles zu dir gesagt habe. Wirklich. Das war meine Aufgabe, mich so zu verhalten. Ich hatte keine andere Chance.", versuchte ich mich irgendwie bei ihm zu rechtfertigen. Doch alles was er tat, war mir den Rücken zu kehren. Was ich auch irgendwie verdient hätte, wenn ich mich freiwillig so verhalten hätte, was ich jedoch nicht habe. Sollte er das nicht verstehen? Er verzieh Taehyung und Namjoon. Aber nicht mir? War das nicht etwas ungerecht?
"Jimin, bitte. Ich..", fing ich an, doch war mir nicht sicher, was ich eigentlich sagen wollte. Also fing ich an ihm von meiner Vergangheit zu erzählen.
"Ich war früher nicht gerade der netteste Mensch. Ich hab sogar die Menschen, die irgendwie im Nachteil waren, weshalb auch immer, gemobbt, worauf ich wirklich nicht stolz bin, glaub mir. Eines Tages..", ich schluckte schwer, als die ganzen Bilder wieder ihren Weg in meine Gedanken fanden. "Eines Tages, kam ich zur Schule und es war in der Eingangshalle ein Bild von einem Jungen aufgestellt, den ich am Tag davor mit ein paar Freunden beleidigt und zusammengeschlagen hatte. Ich hatte in dem Moment noch keine Ahnung was los war, bis alle Schüler gegen Ende der ersten Untersichtsstunde gebeten wurden, sich in der Aula zu versammeln und die Lehrer und der Direktor darüber sprachen, was passiert war. Der Junge, von dem ich ausgegangen bin, er würde das ganze Mobbing irgendwie schon einstecken, hatte sich am selben Tag dann noch umgebracht."
Ich merkte nicht wie ich selber jetzt anfing zu zittern. Ich hatte nur die Bilder von seinem Gesicht und den Anblick seiner trauernden Eltern und der kleinen Schwester vor Augen, die ebenfalls bei der Rede des Direktor dabei waren. Wie die Mutter nicht aufhören konnte zu weinen und der Vater versucht seine Tränen zu unterdrücken.
"Ich hab seine weinenden Eltern gesehen. Seine Schwester. Und wie von selber haben sich meine Beine in Bewegung gesetzt und ich bin aus der Schule geflüchtet. Ich wusste zwar nicht wie seine Situation zu Hause war, ob er noch andere Probleme hatte, aber bei einer Sache war ich mir sicher. Ich war hundertprozentig Schuld an seinem Tod. Die nächsten Tage habe ich mich nicht mehr in der Schule blicken lassen, in der Hoffnung ich würde alles vergessen, oder dass alles nur ein Traum war. Doch das war es nicht. Und seitdem habe ich mir geschworen, mich unauffällig und ruhig zu verhalten, und mich von denen verzuhalten, mit denen ich nichts zu tun haben wollte." Ich machte eine kleine Pause, um die Bilder wieder irgendwie loszuwerden und in die Gegenwart zurückzukommen. "Meine Aufgabe war es, wieder der zu werden, der ich früher war. Ich wollte das alles trotzdem noch irgendwie kontrollieren, um euch nicht zu sehr zu verletzen. Aber das hat wohl nicht geklappt."
Ich blickte zum ersten Mal wieder auf und sah in Taehyungs und Namjoons Gesichter, die mich anstarrten. Doch Jimin hatte mir immer noch seinen Rücken zugewandt. Er machte keine Anstalten sich zu bewegen, weshalb etwas in mir in tausend Teile zerbrach. "Jimin, bitte. Ich hab das alles nicht so gemeint. Es tut mir Leid.", flüsterte ich, den Tränen nahe und mit Schmerzen in der Brust. Ich beugte mich etwas vor, um meinen Kopf an seinen Rücken zu stützen und zog so seinen Geruch ein. Nur fünf Stunden lang musste ich mich von ihm fernhalten und doch schien ich seinen Geruch unglaublich vermisst zu haben. Und kaum hatte ich mich durch ihn etwas beruhigt, wurde ich auch langsam aber sicher müde. "Ich weiß nicht ob du schon schläfst oder noch wach bist.", fing ich an mit geschlossenen Augen zu murmeln. "Aber egal was kommt. Ich werde .." Ich gähnte kurz und sprach dann weiter. "Ich werde nicht zulassen, dass dir was passiert. Du wirst es hier raus schaffen. Auch wenn das heißt, dass ich es nicht überleben werde." Ich gähnte ein weiteres mal und wahr auch schon kurz davor wegzudösen, als die letzten Worte meine Lippen verließen: "Ich liebe dich."
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The Survival [Yoonmin]
Fanfiction2063 Immer pünktlich zu Beginn des neuen Schuljahres werden die Chips in den Körpern der Schüler des abseits gelegenen Park-Ju-Yoh Internats erneuert, um jeden von ihnen vor der großen Entscheidung zittern zu lassen. Ein paar einfache defekte Chips...