• 22 •

248 26 1
                                    

Es war gefühlt schon eine halbe Stunde um und keiner von uns hatte einen Ton von sich gegeben. Jeder war in seinen Gedanken versunken, als Jimin plötzlich aufstand und auf mich zukam. Er setzte sich neben mich auf den Boden und schrieb etwas auf seinen Block.

Ich wollte ihn ignorieren aber ich konnte nicht, so sehr ich es auch versuchte. Seine Anwesenheit raubte mir einfach den Atem und ich musste ihn anschauen um seine Schönheit bewundern zu können. Mein Blick wanderte von seinem Gesicht runter zu dem Block und als ich las was da draufstand, kam ich wieder zu mir und die Realität und unsere momentane Aufgabe breitete sich wieder in meinem Kopf aus.

<<Ist alles okay?>>

"Mir geht's gut. Ganz ehrlich. Ich würde sogar sagen, mir geht's besser als dir, wenn ich so drüber nachdenke. Ich mein, ich kann reden. Zum Glück. Du nicht. Was für ein Pech, nicht wahr?", gab ich ironisch von mir und brachte ein Lächeln zu stande, auch wenn es mir mehr als weh tat. Ich sah wieder in seine Augen und versuchte ihnen Stand zu halten, damit ich nicht wieder in ihren Bann gezogen wurde.

Ich konnte deutlich spüren, wie mein Herz zerbrach als ich seinen traurigen Blick sah, und wie seine Augen anfingen zu glänzen.

"Ach komm. Fängst du jetzt an zu flennen? Hör mal. Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du bleibst hier sitzen und hörst dir alleine weitere Beleidigungen an. Oder du gehst zurück zu deinen erbärmlichen Freunden da drüben und hörst dir mit ihnen weitere Beleidigungen an? Du entscheidest." Ich lächelte ihn immer noch weiter an und hoffte innerlich, er würde die zweite Option wählen, denn dann könnten die anderen ihn noch trösten oder ihn verteidigen. Außerdem raste mein Herz etwas zu schnell, wenn er neben mir saß und das blockierte mein Denken.

Jedoch kam keine Reaktion von Jimin. Er starrte mich nur weiter an. Nach einer Weile öffnete er den Mund und versuchte etwas zu sagen. Aber es kam kein Wort raus.

"Was? Versuchst du zu sprechen? Ha. Das wird nichts, Zwerg. Nach dem Vorfall mit den Einbrechern bei euch und dem Tod deiner Mum wirst du für immer und ewig nicht sprechen können. Und weißt du was... Das ist gut so. So hält wenigstens einer von euch Pennern den Mund. Und jetzt steh auf und verpiss dich. Los!" Ich wurde gegen Ende lauter und kassierte gleich die Blicke der anderen, die den letzten Teil höchstwahrscheinlich mitbekommen hatten.

Doch Jimin blieb immer noch neben mir sitzen und machte wieder den Mund auf. Erneut ohne Erfolg.

"Hast du mich nicht verstanden.?", versuchte ich es jetzt in einem bedrohlicheren Ton. "Du sollst dich verpissen. Oder willst du lieber verprügelt werden? Eventuell kommst du so dann zu deiner Mum. Na wie wäre das?"

"Okay, Yoongi, das reich- AHH ugn!"

Namjoon stand von seinem Platz auf und wollte auf mich zukommen, als er plötzlich sein Gesicht schmerzerfüllt verzog und auf die Knie fiel.

"TAE!" hörte man Jungkook schreien und alle Augen waren auf die Person hinter Namjoon gerichtet.

"Was hast du getan?!" Jungkook starrte Taehyung nur mit großen Augen an, doch dieser zog die Schere aus Namjoons Rücken und war kurz davor ihn wieder zu erstechen, wenn Jungkook nicht sein Handgelenk gepackt und die Schere aus seiner Hand geschlagen hätte.

Namjoon lag sich vor Schmerzen krümmend auf den Boden, doch keiner von uns rührte sich vor Schock auch nur einen Millimeter. "Ahhhh fuck! Was soll der Mist, Taehyung! Nghh.", schwer atmend versuchte er die Wunde in seinem Rücken irgendwie zu ertasten. Doch jedesmal, wenn er in die Nähe des blutigen Flecks in seinem Shirt kam, zog er scharf die Luft ein.

"I-I-Ich... Es... Es tut mir Leid..." Der zweitjüngste betrachtete seine blutverschmierten Hände. Seine Haare hingen ihm ins Gesicht und man konnte deutlich sehen, dass er wie verrückt zitterte.

Der Erste von uns, der aus seiner Starre erwachte, war Jimin. Er zog sich seine Sweatshirt Jacke aus und drückte sie fest auf Namjoons Wunde um die Blutung etwas zu mindern. Auch Jungkook kam dann angerannt um Jimin zu helfen und redete beruhigend auf den Verletzten ein. "Keine Sorge, Hyung. Das wird schon wieder. Halt durch."

Nur ich und Tae standen wie angewurzelt auf unseren Plätzen.

Ich, geschockt von der Aktion eines so jungen Menschen, und Taehyung, wohl ebenfalls geschockt von sich selber.

"Das musste sein.", murrmelte er immer noch mit gesenktem Kopf.

"Das musste sein?! Was hast du früher getan, dass sie dir solch eine Aufgabe gegeben haben, verdammt!" Jungkooks Stimme bebte und man merkte ihm an, dass er sichtlich enttäuscht und verängstigt war.

"Jungkook, es-" "Bleib weg, Taehyung! Du hast schon genug angestellt!", unterbrach ihn der Jüngere erneut, als Tae einen Stritt auf die drei zumachte.

Ich starrte Tae nur an und konnte es immer noch nicht so richtig glauben. Das war seine Aufgabe. Das musste er also tun. Namjoon verletzten. Oder doch töten? Soetwas war nicht gerade etwas worüber man einfach so hinwegkam. Und wenn er schon solch eine Aufgabe hatte. Was genau hatten die anderen? Mussten sie auch einer Person hier im Raum etwas antun?

Egal was es war. Eins stand fest. Man durfte ab jetzt niemandem mehr trauen.

The Survival [Yoonmin]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt