Der Ton hielt vielleicht nur ein paar wenige Sekunden an doch so laut wie der war kam es mir vor wie einige Minuten bis er endlich verstummte und die weibliche Computerstimme sich kurz daraufhin meldete.
"Die Zeit ist um. Herzlichen Glückwunsch, Min Yoon Gi, Kim Nam Joon, Kim Tae Hyung. Ihr habt diese Aufgabe erfolgreich gemeinstert. Park Ji Min, Jeon Jung Kook. Ihr seit gescheitert. Einer von euch wird disqualifiziert. Das Ergebnis seht ihr nächste Runde."
Es war wieder Ruhig und ich schloss erneut meine Augen und atmete einmal tief ein und aus. Ich hatte es zwar geschafft, aber Jimins Siuation ging mir immer noch nicht aus dem Kopf. Genau so wie die Schuldgefühle in meinem Herzen gegenüber allen von ihnen haben sich die Gedanken, dass er ausgelost und disqualifziert werden könnte, in meinem Kopf verankert und lassen mich einfach nicht mehr los. Aber jetzt ist alles vorbei und ich kann zu ihm. Ich kann ihn in den Arm nehmen, ihm gut zureden, ihm einen Kuss nach dem anderen geben, und ihn fest an mich drücken. Das war jetzt genau das was ich brauchte und wollte. Seine Nähe.
Ich setzte mich ihn Bewegung, um zu dem an der Wand stehenden Jimin zu gehen, als ich ein leises Wimmern wahrnahm. Und wieder war ich in der Realität und sah Tae neben dem leblosen Körper von Jungkook knien, sein bebender Oberkörper über dem von der Leiche gebeugt. Die zwei so zu sehen zerbrach mir das Herz. Ich hatte daran gedacht, mit Jimin zu reden und sein Lächeln zu sehen, aber nicht daran, dass Tae Jungkooks nie mehr sehen konnte. Und zum Teil war ich auch daran Schuld. Wir hätten eine Chance für ihn einlösen können. Für beide. Aber es ist schiefgelaufen. Wir waren zu spät dran. Und das nur, weil ich unbedingt rumdiskutieren musste. Und jetzt wo ich darüber nachdenke, was vor ein paar Minuten noch vor sich ging und wie ich mich da gefühlt und verhalten hatte, kam der ganze Selbsthass hoch, den ich so sehr versucht hatte zu unterdrücken. Ich hatte mir geschworen nie wieder so zu sein wie früher. Aber die Aufgabe hatte mich zu genau dem Monster gemacht. Ich hätte dagegen ankämpfen können. Doch jeder Mensch hatte eine Art Überlebensinstinkt und der schien ziemlich stark zu sein. Ich wollte nur diese Aufgabe bestehen.
"Ich war drogenabhängig."
Namjoons Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Alle Blicke lagen jetzt auf ihm und jeder schien zuzuhören.
"Ich bin durch Freunde auf die schiefe Bahn geraten und konnte da nicht alleine raus. Ich hab angefangen mir Hilfe zu holen und bin jetzt schon seit einem Jahr ungefähr clean. Ich schätze..", er setzte sich wieder an die Wand gelehnt auf den kalten Boden und schloss kurz die Augen bevor er weitersprach. "Ich schätze, die haben uns solche Aufgaben gegeben, die irgendwie mit unserer Vergangenheit was zu tun haben. Ihr hattet also Recht. Ich hab Jungkook was ins Wasser gemischt. Eine Art pflanzliches Pulver, denk ich. Sowas hatte ich davor noch nie gesehen und ich dachte das wäre harmlos. Zumindest ein wenig. Ich bin noch nicht einmal auf den Gedanken gekommen, dass ihn das hätte töten können. Das schwöre ich euch."
Kurz nachdem Namjoon seine Beichte beendet hatte, setzte sich Tae aufrecht hin, jedoch immernoch mit gesenktem Kopf. Er wischte sich die Tränen mit den Ärmeln seines Oberteils weg und atmete tief ein und wieder aus. Und einen Moment später fing nun er an zu sprechen: "Es tut mir Leid." Es war nur ein Flüstern aber jeder im Raum konnte es verstehen. "Ich wollte dich nicht angreifen, Hyung. Und es tut mir Leid was ich zu dir gesagt habe. Ich.. war einfach nur.. sauer und wollte.. aber auch nur überleben.", schniefte er und streichelte Jungkook durch die Haare. "Und ich wollte Jungkook wieder haben."
"Aber was bitte hast du so schlimmes angestellt, dass du gleich jemanden erstechen musstest...?", kam es unkontroliert aus meinem Mund und erst dann bemerkte ich, dass ich das auch hätte netter sagen können, jetzt wo die Aufgabe vobei war. "Tschuldigung."
Tae schluckte schwer und seine Hände fingen wieder an zu zittern. "Ich...", sprach er wieder leise. "Ich habe meinen Vater getötet."
So oft wie es bei uns ruhig war, schien die Ruhe ein Teil unseres Lebens geworden zu sein. Jeder musste das, was gerade gesagt worden war verarbeiten und niemand hatte einen Schimmer was er sagen sollte. Mich eingeschlossen. Ich hatte es schon schwer mit einem Tod klarzukommen, den ich nicht aktiv direk verusacht hatte. Jedenfalls war es nicht meine Absicht gewesen. Doch Tae war an dem Tod eines Menschen, noch dazu dem seines eigenen Vaters, persönlich beteiligt. Und was die ganze Sache nur noch gruseliger machte, war die Tatsache, dass man es solch einer Person wie ihm gar nicht ansah, dass er im Stande war einen Mord zu begehen.
"Aber er hatte es verdient!" Jetzt hob er den Kopf und Tränen liefen ihm erneut über das Gesicht. "Er hat sich jedes Mal vollaufen lassen und meine Mutter musste unter ihm leiden. Sie hatte all die Jahre über, wo ich noch zu klein war um etwas unternehmen zu können, den Schmerz aushalten müssen und konnte sich nie zur Wehr setzten. Er hat sie geschlagen, sie misshandelt und sie konnte nie was dagegen tun. Noch nicht einmal zur Polizei gehen konnte sie, weil sie zu sehr Angst vor ihm hatte." Mit geballten Fäusten saß er da und starrte vor sich auf den Boden.
Und ich dachte ich hatte vieles durchmachen müssen. Nocheinmal bestätigte sich, dass ich da falsch lag. Sowohl Jimins Vergangenheit, als auch Taes waren meiner Ansicht nach deutlich schlimmer als meine. Namjoons Situation früher war sicherlich auch kein Zuckerschlecken, aber ich bin mir sicher, dass wir beide uns da einig waren, dass es Tae deutlich schlimmer erwischt hatte. Aber was das uns allen zeigt war, dass niemand im Leben einfach so davonkam. Es gibt Mensche, die haben mehr Glück und Freude im Leben als andere, aber trotzdem muss jeder etwas durchmachen, was für die eigene Person den Tiefpunkt des Lebens darstellte. Ob es jetzt die eigene Entscheidung war oder die der anderen.
DU LIEST GERADE
The Survival [Yoonmin]
Fanfiction2063 Immer pünktlich zu Beginn des neuen Schuljahres werden die Chips in den Körpern der Schüler des abseits gelegenen Park-Ju-Yoh Internats erneuert, um jeden von ihnen vor der großen Entscheidung zittern zu lassen. Ein paar einfache defekte Chips...