Etwas kitzelte Mondpfote in der Nase. Er nieste und wachte auf. Zwei paar blaue Augen funkelten ihn an.
»Denkst du, dass er uns was beibringt?«, fragte das eine Augenpaar.
Nun erkannte Mondpfote Steinjunges und Tupfenjunges, die beiden Jungen von Himmelschatten. »Was wollt ihr?«, fragte er verschlafen.
Tupfenjunges sprang von ihm runter. »Bringst du uns ein paar Jagdtechniken bei?«
»Bitte!«, ergänzte ihr Bruder. »Sonnenpfote ist schon weg auf Patrouille und Sternenpfote sammelt Kräuter.«
Mondpfote schubste den grau getigerten Kater sanft von sich runter und stand selbst auf. »Na gut. Ich muss aber erst Grünbart fragen.« Mondpfote trat aus dem Schülerbau und sah gerade noch Grünbarts Schwanz in der Kinderstube verschwinden. Wahrscheinlich besucht er seine Gefährtin Flugglanz.
Mondpfote folgte seinem Mentor und fand sich unter einem Weißdornbusch wieder. Es roch nach Milch und das Moos unter seinen Pfoten fühlte sich ungewöhnlich weich an. Wie damals... , dachte er. Doch die Kinderstube hegte für ihn und seine Geschwister keine guten Erinnerungen.
Als er noch ein sehr kleines Junges war, hatte Sonnenpfote ihn, Sternenpfote und seine Schwester Wolkenjunges dazu überredet, in der Blattleere einen Ausflug zu unternehmen. Damals wollten sie unbedingt zu Schülern ernannt werden. Sie waren sogar bis zur Mondlichtung gekommen, hatten jedoch versucht, den zugefrorenen Fluss zu überqueren.
Wolkenjunges, zu der Zeit das größte Junge in der Kinderstube, war zuerst aufs Eis gegangen. Doch das Eis war eingebrochen. So hatten Mondpfote und seine Brüder zusehen müssen, wie ihre eigene Schwester im eisigen Wasser ertrank. Als man die Geschwister gefunden hatte, war es schon zu spät gewesen und Wolkenjunges mit der Strömung unterm Eis verschwunden. Mondpfote erschauerte.
»Alles in Ordnung?«, erklang eine hohe Stimme.
»Ja«, antwortete der Kater Flugglanz. Die graue Kätzin lag auf der Seite in ihrem Moosnest. Ihr dicker Bauch wölbte sich unter dem Gewicht ihrer noch ungeborenen Jungen. Neben ihr saß Grünbart und blickte Mondpfote mit seinen durchdringenden, bernsteinfarbenen Augen an.
»Wolltest du etwas?«
»Äh, ja. Jaaaaa. Darf ich Steinjunges und Tupfenjunges ein paar Jagdtechniken beibringen?«
Grünbart nickte und Mondpfote lief wieder zurück auf die Lichtung. Die beiden Jungen standen schon vor der Kinderstube. Ihre Schwänze zuckten aufgeregt hin und her und sie fixierten Mondpfote mit ihren Blicken. »Darfst du? Darfst du?«
»Ja«, antwortete dieser knapp. Die Jungen fingen an zu jubeln. »Ein paar Regeln habe ich aber!«, dämpfte der Kater ihre Begeisterung der Jungen. »Erstens: Ihr macht nur das, was ich euch sage. Zweitens: Versucht nicht, mich auszutricksen. Und drittens...«, Mondpfote holte tief Luft. »Haltet euch an diese Regeln!«
Nach eifrigem Kopfnicken zogen sie los. Nachdem Mondpfote den Jungen gezeigt hatte, wie man sich an Mäuse anschleicht, machten sie sich wieder auf den Heimweg. Doch plötzlich drangen laute Stimmen zu Mondpfote hindurch.
»Stopp!«, zischte er die Jungen an und dann nochmal, weil sie nicht auf ihn hörten. »Pscht! Seid bitte leise. Ich höre was.«
Tupfenjunges blickte neugierig zu ihm auf. »Was denn?«
Mit einem Fauchen brachte er sie zur Ruhe und lauschte.
»Nein, wir können nicht einfach so weggehen. Du bist der beste Krieger. Dein Clan braucht dich.«
Ein verärgertes Fauchen ertönte und dann eine tiefere Stimme: »Du bist die attraktivste und schönste Katze die ich je getroffen habe. Wir können das hier nicht ewig geheim halten!«
»Aber du kannst ihn immer noch ausschalten. Es wäre zu auffällig, wenn ich es tue.«
»Wen meinst du?«
»Na...«
Ein heftiger Stoß unterbrach Mondpfotes Konzetration beim Lauschen. Die beiden Jungen kullerten am Boden und versuchten sich gegenseitig in den Schwanz zu beißen. Ein tiefes Knurren drang aus Mondpfotes Kehle. »Junge!«
Plötzlich setzte Tupfenjunges sich auf. »Zeigst du uns wie man Fische fängt?«
»Nein.«
»Bitte!«
»Nein!« Enttäuscht ließ Tupfenjunges den Kopf hängen. Mondpfote sah sich im. »Tupfenjunges, wo ist Steinjunges?«
»Er ist zum Fluss gegangen um Fische zu fangen.«
Mondpfote stürmte los, doch es war schon zu spät. Ein schlaffer Körper hing an einem Ast mitten im reißenden, schwarzen Flusswasser. Steinjunges. »Nein!«, keuchte Mondpfote. Auf einmal tauchte jedoch ein grauer Katzenkopf auf, der sich geschickt durch die Wellen bewegte. Die Katze schnappte sich Steinjunges und brachte ihn zurück ans Ufer.
»Da wollte wohl jemand schwimmen lernen«, sagte sie. Und dann etwas netter: »Hallo, ich bin Schwebetropfen.«
»Du!« Tausend Gefühle brachen über Mondpfote herein. Seltsame Augenblicke, die er nie erlebt zu haben schien. Eine graue Kätzin mit blutverschmiertem Maul beugte sich über den toten Körper seines Vaters. Die gleiche Katze, die schwer verwundet im Wald lag. Über ihr eine schwarze Katze mit grünen Augen. Schwebetropfen, wie sie ihre Kriegerzeremonie erlebt und kurz darauf auf ihrer ersten Patrouille von einem feuerfarbenen Kater niedergestreckt wurde. Und noch etwas. Ein warmes Gefühl. Kein Hass, keine Freundschaft, sondern Zuneigung.
»Nein!«, hauchte Mondpfote noch einmal. »Nein!«
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Warrior Cats - Zeit des Kampfes
Fanfiction»Drei werden es sein. Katzen des Himmels, der Nacht und des Lichts. Die Zeit des Kampfes ist angebrochen. Hüte dich vor einem Feind, der ein Freund dir scheint.« Mit dieser Prophezeiung fängt eine Geschichte an. Eine Geschichte über die drei Mächte...