30. Kapitel

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Das schmerzerfüllte Heulen der Königin sagte Säbelauge, dass nun auch das zweite neugeborene Junge gestorben war. Zum Tode geweiht, wer im EisenClan geboren wird, dachte er. Nur die drei Schüler leben noch. Aber nur, weil sie nicht von hier sind. Weil sie besonders sind. Weil sie Mondblick, Sonnenherz und Sternenglanz sind. Und die Jungen der Katze mit dem reinen Herz? Himmelschatten?

Nachdenklich ließ er die Augen hin und her rollen. Fixierte mal den flachen Stein vor seinem Bau, mal die Moosfetzen, die um ihn herum lagen. Mondblick kümmerte sich mehr um ihn seit er sich erinnern konnte. War er der Grund dafür, dass die Jungen von Himmelschatten noch lebten?

Schwerfällig kam er auf die Pfoten und stolperte auf die Lichtung. Was wollte er machen? Jetzt fiel es ihm wieder ein... In der Kinderstube waren mehrere Katzen. Für einen Augenblick war er verwirrt, weil er ihnen keine Namen zuordnen konnte, doch dann fielen sie ihm wieder ein.

»Noch nicht, Säbelauge«, flüsterte der Krieger Grünbart ihm zu. Er hörte sich traurig an. Warum weiß er nicht, dass seine Jungen sowieso gestorben wären? Der Älteste stemmte seine Pfoten gegen den Boden, als der Krieger versuchte, ihn nach draußen zu drängen.

»Bitte, Säbelauge, lass uns in Ruhe trauern«, flehte Grünbart.

»Sag ihm, er soll weggehen«, heulte nun die Königin Flugglanz. Ihr Bauch war nicht mehr so dick. Zwischen ihren Vorderpfoten ruhte die Leiche eines winzigen, grau getigerten Jungen. »Er soll weggehen! Er soll weggehen!«

»Es ist der Fluch«, krächzte Säbelauge. Warum wissen sie es nicht? »Der Fluch, versteht ihr?« Der Krieger versuchte weiterhin, ihn aus der Kinderstube zu bewegen. »Der Fluch. Er ist uralt. Versteht ihr?«

»Er soll weggehen!«, kreischte Flugglanz nur und beugte sich schützend über ihr totes Junges. Wie nutzlos.

»Komm«, ertönte nun die Stimme der Katze mit dem reinen Herz. »Wir gehen spazieren. Du magst es doch, spazieren zu gehen, oder, Säbelauge?«

Er schüttelte den Kopf. Sie müssen verstehen! »Du!«

Himmelschatten wich verunsichert ein Stück zurück.

»Du! Du weißt es! Es war ein Unfall!«

»Ich... Ich verstehe nicht, wovon er redet.« Hilflos sah sie zu dem Krieger und der anderen Königin. »Ich weiß nicht, was er meint! Wirklich nicht! Ich weiß nichts von einem Fluch! Das mit deinen Jungen tut mir leid, Flugglanz. Es sollte einfach nicht sein.«

»Es sollte sein«, krächzte Säbelauge. »Es musste sein. Ein Fluch ist ein Fluch. Wer eine der Mächte besitzt, kann einen Fluch aussprechen, der ewig währt. Ewig!«

»Er ist verrückt!«, rief die Katze mit dem reinen Herz aufgebracht. Und ich dachte, dein Herz wäre immer noch rein. »Er weiß nicht, was er da sagt. Ich bringe ihn raus.«

»Bring ihn weg«, bestätigte Flugglanz.

»Ihr müsst verstehen...«, hob Säbelauge nochmal an, doch Himmelschatten schnitt ihm das Wort ab.

»Hör auf, Säbelauge! Hör auf! Siehst du nicht, dass du uns Angst machst? Dass du meinen Jungen Angst machst?« Hinter der Katze mit dem reinen Herz tauchten ihre zwei Kinder auf. Er erinnerte sich nicht an ihre Namen, aber sie schauten ihn mit vor Furcht weit aufgerissenen Augen an.

»Angst ist nicht real«, krächzte er. »Angst ist nur in den Gedanken. Die Gefahr ist real. Aber Angst zu haben ist die eigene Entscheidung.«

Die zwei Jungen pressten sich an Himmelschattens Hinterbeine und versuchten, sich zu verstecken. »Bitte, geh einfach.«

Säbelauge ließ seine Augen rollen, was die Jungen dazu brachte, zusammenzuzucken. Er hörte auf damit und fixierte die Katze mit dem reinen Herz. »Warum lügst du?«

»Ich lüge nicht«, erwiderte sie ernst.

»Sonnenherz hätte...«

Ein schmerzhafter Schlag in sein Gesicht ließ ihn aus der Kinderstube stolpern. Mit angelegten Ohren hockte er sich auf die Erde und erwartete Himmelschatten, die ihm nach draußen folgte. Ihre eisblauen Augen blitzten wild. Ihre Zähne funkelten wild. Sie war wild. Ihre Schnauze war auf einmal neben seinem Ohr.

»Erwähne nie mehr, nie, den Namen meines Bruders«, zischte sie ihm zu und verschwand.

Er hat dich geliebt, dachte Säbelauge und kroch geschlagen zum Ältestenbau zurück. Würde er dich auch noch lieben, wenn er wüsste, was aus dir geworden ist? Wie selbstsüchtig du geworden bist? Wie grausam?

Warrior Cats - Zeit des KampfesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt