Sonnenpfote drückte sich flach auf den Boden, um von der Maus nicht gesehen zu werden. Zwar schlich er sich gegen die Windrichtung an, aber er wollte auf Nummer sicher gehen. Das kleine Tier knabberte seelenruhig an einer Buchecker. Als der Schüler nah genug war, stieß er sich kraftvoll vom Boden ab und biss der Maus schneller ins Genick als sie sich rühren konnte. Mit seiner Beute im Maul drehte er sich stolz zu seinem Mentor um, doch Weidenstern wirkte nicht sehr begeistert. Sofort sank ihm der Mut.
Ich habe gedacht, dass er mir wenigstens nach einer guten Jagd verzeihen kann, dass ich mich in den Kampf zwischen dem EichenClan und dem SumpfClan eingemischt habe... Das war offensichtlich nicht der Fall. Weidenstern sah die Aktion der beiden Brüder als einen Protest gegen ihn im Amt des Anführers. Wenn er jetzt auch noch erfährt, dass wir uns mit Wasserpfote getroffen haben...
»Du bist zu unkonzentriert«, schimpfte der grau getigerte Kater. »Du hast diese Maus zwar gefangen, aber das ist auch dein dritter Versuch. Stell dir vor, es wäre mitten in der Blattleere! Da muss jeder Versuch sitzen!«
Sonnenpfote starrte niedergeschlagen auf seine Pfoten. Ich denke zu oft an Wasserpfote, gestand er sich ein. Aber er konnte sie einfach nicht vergessen. Ihre ungewöhnlich blauen Augen, die bis in sein Innerstes zu blicken schienen...
»Jetzt träumst du ja schon wieder!« Die Stimme seines Mentors riss ihn jäh aus seinen Gedanken.
»Tut mir leid. Ich werde mir mehr Mühe geben!«
»Das will ich doch hoffen!«
Plötzlich zuckten Weidensterns Ohren und sein Blick wanderte in Richtung des nächstgelegenen Brombeerstrauchs. Kurz darauf stolperte Weizenherz auf die freie Fläche, auf der die Schüler oft das Jagen übten. Obwohl sie äußerlich entspannt wirkte, konnte Sonnenpfote die Unsicherheit in ihren Augen sehen.
»Was ist los?«, fragte Weidenstern und kniff misstrauisch die Augen zusammen.
Etwas stimmt nicht, erkannte auch Sonnenpfote.
»Regenfell schickt mich, um Sonnenpfote zu holen«, miaute die Kriegerin leicht nervös.
»Warum?«
Weizenherz zögerte kurz, bevor sie weitersprach: »Harzjäger, der zweite Anführer des EichenClans, und eine Schülerin sind an der Grenze und verlangen Sonnenpfote und Mondpfote als Zeugen.«
Als Zeugen! Er fühlte, wie der Schock in ihm aufstieg. Wasserpfote hat so schnell schon offenbart, dass Hirschbein Flossenwolkes Mörder ist? Dann fiel ihm ein, dass bei dem Kampf ja ihre Mutter gestorben war. Unsicher warf er Weidenstern einen schnellen Seitenblick zu. Er wirkte erstaunlich gefasst.
»Als Zeugen für was?«, fragte der Anführer kalt.
»Für den Mord an dem SumpfClan-Krieger, Flossenwolke«, antwortete Weizenherz vorsichtig. »Anscheinend wissen sie jetzt, wer der Mörder ist. Aber Sonnenpfote und Mondpfote müssen das noch bestätigen, weil derjenige alles abstreitet.«
Weidenstern schwieg einige Zeit, bis er seinen Schüler mit einem Schwanzschnippen entließ. »Wir reden später darüber.«
Ein leicht bedrohlicher Unterton in seiner Stimme veranlasste Sonnenpfote dazu, die Maus fallen zu lassen und Weizenherz so schnell wie möglich zur EichenClan-Grenze zu folgen. Dort warteten schon Regenfell und Efeuweide, die offensichtlich Mondpfote aus dem Lager geholt hatte. Auf der anderen Seite der Grenze, unter einer mächtigen Buche, standen die zwei EichenClan-Katzen. Bei Wasserpfotes Anblick machte sein Herz einen Sprung, doch er hielt sich zurück. Der andere musste der zweite Anführer Harzjäger sein. Sein goldbraun getigerter Pelz leuchtete im warmen Sonnenlicht. Er war es auch, der nun die Stimme erhob:

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Warrior Cats - Zeit des Kampfes
Fanfiction»Drei werden es sein. Katzen des Himmels, der Nacht und des Lichts. Die Zeit des Kampfes ist angebrochen. Hüte dich vor einem Feind, der ein Freund dir scheint.« Mit dieser Prophezeiung fängt eine Geschichte an. Eine Geschichte über die drei Mächte...