13. Kapitel

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Regentropfen platschten von den obersten Blättern in die Pfützen. Der Heilerbau war ein einziges triefendes Pflanzenbündel. Sternenpfote zog seine Pfoten dicht an seinen Bauch, damit wenigstens sie trocken blieben. Ein weiterer Tropfen traf seinen Kopf und floss sich seinen Weg durch den gelbbraunen Pelz, bis er von seinen Schnurrhaaren auf den Boden fiel. Nachdenklich legte er sein Kinn auf die Erde, die von hunderten Katzen so lange zertrampelt worden war, dass kein einziger Grashalm darauf wuchs. 

Warum braucht Sprungflügel so lange, um sich mit dem Sternen Clan zu unterhalten? Der Kater sah zu seiner Mentorin, die regungslos in ihrem Moosnest lag, die eisblauen Augen geschlossen. Wer ist die Katze mit dem Sternenmal? Und vor wem soll ich mich hüten? Wem kann ich noch vertrauen? 

Er hob den Kopf und blickte hinauf in den Regen. Allmählich wurde es immer dunkler und der jetzt noch blasse Mond war beinahe voll. Wenn es Vollmond ist und der EisenClan immer noch keinen Anführer hat, sind wir verloren. Die anderen Clans werden uns überrennen und unser Lager einnehmen. 

Er erinnerte sich zurück an seine Zeit in der Kinderstube. Käferblume hatte ihm erzählt, dass es das schonmal gegeben hatte, als der zweite Anführer gestorben war, während der Anführer seine neun Leben in der Sternenhöhle empfangen hat. Zum Glück war dieser Anführer rechtzeitig zurückgekehrt, sonst gäbe es jetzt keinen EisenClan mehr.

Plötzlich erklangen leise Stimmen draußen. Sternenpfote erhob sich und schüttelte seinen Pelz. Die Regentropfen prasselten laut gegen die eigentlich schützenden Blätter des Heilerbaus. Er spitzte die Ohren und erkannte erleichtert die Stimme von Sonnenpfote. Doch da war noch jemand... 

Kurz darauf tauchte auch schon der hellbraune Kopf seines Bruders zwischen den herunterhängenden Ästen auf. Ihm folgte eine schneeweiße Kätzin mit eisblauen Augen. Voller Erstaunen erkannte er sie als Winternacht, die umherwandernde Heilerin, die zu keinem der Clans gehörte. Sie fixierte ihn und unterbrach Sonnenpfote, der bereits Luft holte, um etwas zu sagen.

»Du bist aber ein Heilerschüler, oder? Ist dein Name Sternenpfote?«

Überrascht nickte der gelbbraune Kater. »Ja, aber woher...?«

»Du siehst meinem Vater unglaublich ähnlich. Sein Name war Sternenglanz. Denk daran, alles hängt zusammen.« Winternacht ließ sich auf der Erde nieder und betrachtete skeptisch das Dach des Heilerbaus. »Wenn die Löcher nicht geflickt werden, wirst du selbst an Grünem Husten erkranken.« Sie wandte sich an Sonnenpfote. »Hole am besten zwei eurer Krieger, die das in Ordnung bringen.«

Der hellbraune Kater peitschte unwillig mit dem Schweif. In dem Moment erinnerte er Sternenpfote an Funkenpelz. Sein Vater war zwar meist ruhig, doch wenn etwas ihn verärgerte, konnte man es ihm immer deutlich ansehen. Wieder grub sich Schmerz in seine Brust. »Es ist Nacht. Alle Krieger schlafen schon oder trauern noch um Luchsstern und Falkenschweif.«

Die schneeweiße Kätzin weitete die Augen, als hätte sie gerade eben erst bemerkt, wie dunkel es bereits geworden war. »Stimmt«, sagte sie schlicht. »Du kannst trotzdem gehen, Sonnenpfote. Danke, dass du mich hergebracht hast.«

Sternenpfote bemerkte, wie sein Bruder sich eine bissige Bemerkung verkniff, aber trotzdem den Heilerbau verließ. Nun richtete Winternacht ihren Blick auf Sprungflügel. Ohne den Heilerschüler auch nur anzuschauen, fragte sie: »Was ist mit ihr los? Schläft sie etwa auch?«

»Sie tauscht sich in ihren Träumen mit dem SternenClan aus, um herauszufinden, wer die Katze mit dem Sternenmal ist. Kurz nachdem alle erfahren haben, dass der EisenClan keinen Anführer mehr hat, hatte sie nämlich eine Vision, wo ihr das gesagt wurde«, antwortete Sternenpfote. »Sie wird so schnell nicht aufwachen.«

Warrior Cats - Zeit des KampfesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt