33. Kapitel

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Sternenpfote beobachtete Kräuselpfote beim Schlafen. Sie schien zu träumen. Ihre Vorderpfoten zuckten leicht als würde sie schnell laufen. Er wusste, dass sie eine Heilerin war, so wie er, aber er konnte nicht leugnen, was er fühlte. Da war eine unsichtbare Schnur, die sie miteinander verband. Anders konnte er es nicht beschreiben. Und doch fühlte es sich falsch an. Er hatte ihr auch nur die üblichen Heilkräuter gegeben statt sie so zu heilen, wie er es durch Zufall bei Sommerflut, dem BlitzClan-Krieger, getan hatte. Alles nur, damit sie länger hierblieb.

Auf einmal öffnete Kräuselpfote die Augen und Sternenpfote tat schnell so, als würde er die Landschaft draußen betrachten. Sie richtete sich in dem behelfsmäßigen Nest aus vertrockneten Pflanzen auf und trat zu ihm.

»Meine Kopfschmerzen sind praktisch vorbei«, miaute sie ihm leise zu. »Ich werde heute zu meinem Clan zurückkehren.«

Nein! Geh nicht!, wollte Sternenpfote rufen, wusste aber, dass das nichts bringen würde. Sie war ohnehin schon zu lange hier gewesen und der SumpfClan vermisste sie bestimmt. Und bald würde auch Winternacht wiederkommen. Seine Mentorin würde es sicher nicht gutheißen, dass er jemandem ihren Bau gezeigt hatte. Aber was hätte er sonst tun sollen?

»Wir werden uns aber bestimmt irgendwann wiedersehen«, sagte sie auf sein Schweigen hin. »Du bist ja der Schüler von Winternacht und wirst wie sie von Clan zu Clan wandern.«

»Nicht zum SumpfClan«, offenbarte er.

Kräuselpfote zuckte überrascht mit den Ohren. »Warum nicht?«

»Nicht wichtig.« Ich werde ihr nicht sagen, dass ich in Wirklichkeit eine HalbClan-Katze, oder was auch immer, bin. Der SumpfClan ist sehr streng mit sowas. Vielleicht wird sie mich danach hassen. »Ich werde Winternacht vorschlagen, dass wir unsere Pflichten so aufteilen, dass sie für den EisenClan und SumpfClan verantwortlich ist und ich für den EichenClan und BlitzClan. Beim BlitzClan war ich sowieso schon.«

»Du warst beim BlitzClan?« Die Heilerschülerin wirkte begeistert. »Und? Hast du jemandem das Leben gerettet?«

»Ja.« Sternenpfote fühlte Stolz in seiner Brust aufsteigen und drehte sich strahlend zu ihr um. »Ein Krieger ist bei der Jagd unglücklich gestürzt. Er hatte ein gebrochenes Rückgrat, aber ich habe ihn wieder geheilt.«

»Ein gebrochenes Rückgrat kann man nicht heilen!«

»Ich schon«, schnurrte Sternenpfote. »Ich habe nur meine Pfoten auf die gebrochene Stelle gelegt und dann hat es laut geknackt. Vielleicht hat der SternenClan mir diese Gabe geschenkt, wer weiß.«

Eigentlich hatte er etwas mit seinen Fähigkeiten angeben wollen, aber Kräuselpfote wirkte seltsam schockiert und betroffen. Sie wich sogar einige Schritte vor ihm zurück.

»Alles in Ordnung?«, fragte er verwirrt.

»Was?« Die Heilerschülerin hatte sich schnell wieder gefangen. »Ja, doch, alles gut.« Jetzt wirkte sie so gut gelaunt wie zuvor. »Bringst du mich noch zu dem Steinhaufen, neben dem du mich gefunden hast? Von da aus finde ich den Weg aus dem Gebirge hinaus bestimmt alleine.«

»Na klar!« Doch gerade hatte er die Worte ausgesprochen, als er draußen eine flüchtige Bewegung bemerkte. Aus der Felsspalte, die ins Tal mit der Zeder führte, trat Winternacht. Schnellen Schrittes näherte sie sich ihrem Bau, schien aber noch nicht bemerkt zu haben, dass sich eine weitere Katze bei Sternenpfote befand.

Verdammt!

Kräuselpfote hatte seinen leicht panischen Blick bemerkt und schaute nun ebenfalls nach draußen. »Das ist Winternacht? Ich habe mir sie... weniger muskulös vorgestellt. Warum ist sie so schnell zurück?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete er ehrlich. »Wir haben nicht viel Zeit.« Sternenpfote sah sich im Bau um und entdeckte weiter hinten eine Lücke zwischen den Wurzeln, die gerade so groß war, dass ein Schüler sich hindurchquetschen konnte. »Schleich dich da raus«, schlug er vor. »Wenn du Winternachts Duftspur zurück folgst, solltest du irgendwann an einer der Grenzen ankommen.«

Kräuselpfote nickte ernst und konnte sich mit einigen Verrenkungen zwischen den Wurzeln nach draußen verfrachten. Gerade noch rechtzeitig verschwand ihr schwarz-weißes Fell hinter einem Felsen, als auch schon Winternacht den Bau betrat. Hastig schob Sternenpfote ein paar Minzblätter hin und her, damit ihr starker Geruch den der SumpfClan-Heilerschülerin überdeckte.

»Du solltest die Minzblätter nicht so stark aneinander reiben«, lautete Winternachts Begrüßung. Sie wirkte leicht gereizt.

Zum Glück konnte Kräuselpfote noch schnell hinausschlüpfen, dachte er erleichtert. Sonst hätte es jetzt gehörig Ärger gegeben. »Was ist passiert? Du siehst... wütend aus.«

»Wütend?« Seine Mentorin lachte auf. »Wie kann ich nicht wütend sein, wenn die Clans anfangen, gegeneinander Krieg zu führen, obwohl man auch friedlich alles klären könnte? Der EichenClan hat einen Mörder in seinen eigenen Reihen, aber statt ihn zu verbannen, wollen die einen ihn töten und die anderen ihn dem SumpfClan ausliefern.«

Ein Mörder? Davon hatte Sternenpfote nichts gewusst, schwieg aber. Das geht mich nichts an. »Und der SumpfClan?«

Winternacht seufzte. »Bei ihm war ich noch nicht. Aber bevor ich mich zu ihm aufmache, muss ich mich etwas ausruhen. Du kannst ja schon mal die Kräuter zusammenlegen, damit ich sie dann nur mitzunehmen brauche.«

Sternenpfote nickte, doch die wandernde Heilerin bemerkte das nicht mehr. Völlig entkräftet ließ sie sich in ihr Nest fallen und schlief fast sofort ein. Der Kater machte sich gleich daran, die Heilkräuter herauszusuchen, die sie sicher mitnehmen würde. Ringelblume, Schachtelhalm, Thymian, Mohnblüten, damit man die Samen frisch heraus pulen konnte...

Dabei dachte er immer wieder an Kräuselpfote und den SumpfClan. Seltsamerweise tat der Clan ihm leid. Er hatte seine Heilerschülerin geschickt, um Winternacht zu holen, doch diese kam jetzt unverrichteter Dinge zurück. Wie schwer waren die SumpfClan-Katzen verletzt? Hätte er sich die Arbeit vielleicht doch mit seiner Mentorin teilen sollen? Er bekam ein schlechtes Gewissen. Aber die Vergangenheit kann man nicht ändern. Nicht mehr.

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