Ich bedachte jeden, der es auch nur annährend wagte, irgendwie schief in meine Richtung zu schauen, mit einem bösen Blick und es wirkte. Niemand machte in meiner Gegenwart einen Kommentar zu meinem ich-schrei-das-ganze-Haus-zusammen-Anfall, doch ich hatte das Gefühl, hinter meinem Rücken wurde darüber geredet. Ich ertrug es mit Würde. Außerdem würde ich sowieso bald nach Paris aufbrechen und diese Gorgonen-WG hinter mir lassen. Hoffentlich konnte ich in Frankreich wieder alleine wohnen.
Ich musste feststellen, dass mir der Traum die nächsten Nächte noch immer zu schaffen machte. Selbst am Tage dachte ich oft darüber nach, doch nur so weit, wie Raven es zuließ, denn ansonsten würde ich wieder ganz schnell mit Kopfschmerzen am Boden knien und darauf konnte ich wirklich gut verzichten.
Als mein Flug nach Paris schließlich vor der Tür stand, brachte Edoardo mich persönlich zum Flughafen und ich merkte überrascht, wie schwer mir der Abschied fiel.
„Na dann", murmelte ich und öffnete die Wagentür.
„Lass dich nicht umbringen", grinste der Gorgon und nickte mir zu. Er hatte wieder seine Sonnenbrille auf der Nase und ich spiegelte mich in den schwarzen Gläsern.
„Hatte ich nicht vor. Höchstens es tauchen wirklich Killer-Einhörner aus der Hölle auf."
Edoardo stieß ein Schnauben aus, das mir sagen sollte, dass er das mit den Einhörnern noch immer nicht glaubte. Und ich konnte es ihm wirklich nicht verübeln. Es war aber auch die dümmste Ausrede überhaupt.
„War wirklich nett in eurer Gorgonen-WG", stichelte ich und kletterte aus dem dunklen Wagen.
„Mach bloß, dass du wegkommst", rief er mir hinterher und ich lief mit einem Grinsen im Gesicht auf das Terminal zu.
Paris. Ich verstand nicht, was die Leute immer hatten. Diese Stadt war wie jede andere auch. Groß, laut und voller Touristen. Vor allem zu dieser Jahreszeit.
„Wohin?", fragte genervt, nachdem ich in einer belebten Straße aus dem Taxi gestiegen war. Die Häuser waren hier Wand an Wand gebaut, die Fassaden hübsch gestaltet.
Das weiße Haus mit dem Balkon.
Aha. Ich ließ meinen Blick schweife, während plappernde Touristen an mir vorbeiströmten, in die Schaufenster der kleinen Geschäfte schauten und Eis am Stiel leckten. Zielstrebig marschierte ich auf das Haus zu und blickte die Fassade hinauf.
Kitschig. Das war das erste Wort, das mir dazu einfiel. Das verschnörkelte Geländer des Balkons, die bunten Blumenkästen, Fensterläden wie aus einem Film.
„Sehr ... geschmackvoll", kommentierte ich mit einer gehörigen Portion Sarkasmus.
Der Schlüssel liegt unter der Fußmatte.
Jetzt musste ich lachen.
„Im Ernst?" Klischeehafter ging es gar nicht mehr. Ich bückte mich, hob die Matte mit dem Welcome-Schriftzug an und fischte den Schlüssel hervor. Ich würde mir ein originelleres Versteck ausdenken. Das war ja wohl klar.
Von Innen war das Haus genauso kitschig wie von außen und ich inspizierte jedes Zimmer mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen. Immerhin war das Bett nicht zu weich und nicht zu hart, die Küche modern eingerichtet, der Kühlschrank anders als in Berlin ordentlich gefüllt und das Badezimmer ein Traum. Kaum hatte ich die Badewanne entdeckt, war sonnenklar, was ich jetzt tun würde.
Zehn Minuten später tauchte ich in das heiße Wasser und seufzte zufrieden.
„Schon eine Ahnung, wo sich das nächste Artefakt befindet?", fragte ich und wartete auf eine Antwort.
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Academy for Elementarys 2 - Vernichtender Kampf
Fantasy- BAND 2 der Academy for Elementarys-Reihe! Der folgende Text enthält SPOILER für Teil 1! - „Sie gehört zu den Gorgonen. Zu Raven Dragonis Gefolge. " Zwei Sätze, die mir seit einer Woche durchgehend im Kopf umherwirbeln. Seit dem Tag, an dem Raven...