Kapitel 16 - Mara

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„Nein, das haben wir nicht", widersprach ich Will heftig und versuchte, seinem hoffnungslosen Blick mit aller Kraft auszuweichen. „Wir werden sie erst verlieren, wenn wir aufgeben – und das werde ich nicht! Nur über meine Leiche." Ich holte hörbar Luft. „Du bist ihr Freund, verdammt! Reiß dich zusammen und hör auf, uns zu behandeln, als wären wir an all dem Mist schuld. Niemand von uns ist das." Aufgebracht rang ich die Hände, während Überraschung über Wills Gesicht huschte, doch ich war noch nicht fertig.

„Und wenn du nicht in der Lage bist, deinen Ärger für dich zu behalten, dann lass ihn wenigstens nicht an Helen oder Direktorin Frey aus."

Ich verstummte und wartete auf eine Reaktion. Will starrte mich schweigend an, die Stirn in Falten gezogen, den Mund krampfhaft zusammengepresst.

„Denk darüber nach", meinte ich nach einigen Minuten, stand auf und schlenderte langsam zur Tür.

„Mara, warte", ertönte es dann doch und ich blieb stehen. „Es tut mir leid. Das mit dem Feuerball." Hannahs Freund klang ehrlich reumütig und ich drehte mich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen zu ihm um.

„Entschuldigung angenommen, aber vielleicht solltest du dich noch bei wem anders entschuldigen." Will seufzte rau und fuhr sich durch die schwarzen Haare.

„Mrs. Frey muss mich langsam wirklich hassen."

„Och, nur ein kleines bisschen", erwiderte ich mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme und Will warf mir einen bösen Blick zu.

„Nein, im Ernst. Das war bereits das zweite Mal, dass ich die Kontrolle verloren habe und sie dazwischen gegangen ist."

Ich stutzte. „Das zweite Mal?"

Will sah aus als würde er sich am liebsten dafür ohrfeigen, den Satz gesagt zu haben und ich beschloss, es einfach hinzunehmen. „Vergiss, dass ich gefragt habe." Dann kam mir eine Idee. „Was hältst du davon, wenn wir einfach mal aus dieser Stadt rauskommen? Mir reicht das nämlich ehrlich gesagt."

„Von mir aus, aber-"

Bevor er die Chance hatte, mehr zu sagen, war ich auch schon aus dem Raum, so sehr begeisterte mich der Gedanke von Natur und Ruhe. „Super, ich frag die anderen und google mal ein bisschen." Die Tür fiel mit einem Knall ins Schloss und ich verzog das Gesicht. Das war vielleicht ein bisschen zu schwungvoll gewesen. Noch auf dem Gang zog ich mein Handy aus der Hosentasche und suchte bei Google Maps nach Berlin. Direkt südlich der Stadt schien es ein großes Waldgebiet zu geben. Jetzt musste man nur noch dorthin kommen.

„Ha", murmelte ich zufrieden als ich entdeckte, dass nahe unseres Hotels eine Bahnlinie existierte. Die Verbindung herauszufinden gestaltete sich als nicht allzu schwierig und so hatte ich nach etwa fünf Minuten einen groben Plan im Kopf. Rasch steckte ich das Handy wieder weg und bemerkte, dass ich einfach mitten im Flur stehen geblieben war. Kopfschüttelnd über mich selbst, setzte ich meinen Weg zu Direktorin Freys Zimmer fort.

Helen öffnete und ihr Blick schien zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Ich nickte leicht und sie ließ mich eintreten.

„Was gibt es?", wollte Hannahs Mutter dann wissen und ich holte tief Luft.

„Was haltet ihr davon, wenn wir mal aus diesem Hotel und dieser Stadt herauskommen? Ich habe nämlich die Nase voll vom Rumsitzen im Hotelzimmer und von diesen Menschenmassen da draußen auch. Hier in der Nähe fährt eine Bahn und ich weiß auch schon, wo wir dann hin müssen."

Überraschtes Schweigen folgte auf meine Ansage und ich wusste nicht recht wie ich das werten sollte.

„Ich hätte nichts gegen ein bisschen frische Luft und Ruhe", antwortete die Direktorin als erste. „Was meinst du, James?" Der Wächter lächelte sie sanft an. „Natürlich begleite ich dich."

Academy for Elementarys 2 - Vernichtender KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt