Kapitel 35 - Mara

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Will, Ethan und ich motivierten uns schließlich, eine kleine Stadtrundfahrt zu machen, die uns – wie Helen es formulierte – auf andere Gedanken bringen sollte und fuhren mit einem der knallroten Doppeldeckerbusse durch die Stadt. Es war schön, aber nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte. Das Wetter wusste nicht so recht, was es wollte und überraschte uns gegen Mittag beim Fish-and-Chips-Essen mit einem heftigen Regenschauer. Ethan machte das ganz und gar nichts aus. Im Gegenteil. Er schnipste die Regentropfen mit Hilfe seiner Magie lustig durch die Gegend und ärgerte Will damit so richtig. Ich amüsierte mich prächtig über das grimmige Gesicht des Feuer-Elementarys, der Wasser so gar nicht abkonnte, einfach, weil es der natürlich Feind seines Elements war. Zur Rache dafür ließ Will uns einfach so nass wie wir waren, wieder zurück ins Hotel fahren und jetzt war es an ihm, belustigt dreinzuschauen. Ich fühlte mich ein winziges bisschen unrecht behandelt. Immerhin hatte ich überhaupt nichts mit dem Geschnipse der Regentropfen zu tun und für das Wetter konnte ich beim besten Willen auch nichts.

„Es war ein Vergnügen, mit euch die Stadt zu besichtigen", verabschiedete ich mich mit einem Hauch von Ironie in der Stimme und Ethan lachte, während Will die Augenbrauen in die Höhe zog.

„Immer wieder gerne."

Ich widerstand dem Drang, ihm die Zunge herauszustrecken und schloss die Zimmertür auf. Helen lag im Bett und blätterte in einer Zeitschrift. Als sie mich erblickte, schmunzelte sie und ich ließ es mir nicht nehmen, ein bisschen zu Jammern.

Hannahs Mutter lachte und schüttelte belustigt den Kopf. Ich zog mich rasch um und legte mich dann ebenfalls aufs Bett.

Überraschenderweise dauerte es nicht lange, bis mein Körper den fehlenden Schlaf von heute Nacht einforderte und ich wegdämmerte.

„Mara", sagte jemand und rüttelte sanft an meiner Schulter. Ich blinzelte verschlafen und stöhnte widerwillig.

„Abendessen."

Ich setzte mich auf und rieb mir die Augen. Meine Haare hingen kreuz und quer, sodass ich noch nach meiner Bürste griff, bevor wir das Zimmer verließen.

Vor dem Zimmer der Direktorin fädelte Helen einen Schlüssel aus der Hosentasche und schloss auf.

„Elara? Kommst du mit Essen?", fragte sie, während sie eintrat. Keine Antwort. Wir blickten um die Ecke und der Anblick ließ uns lächeln.

Mrs. Frey war über James' Oberkörper eingeschlafen, ihr Kopf ruhte auf seiner Brust, ihre eine Hand klemmte unter ihrer Wange.

Der Wächter machte einen besseren Eindruck als noch gestern Nacht. Sein Gesicht hatte wieder etwas Farbe bekommen.

„Ich glaube, wir lassen sie schlafen", murmelte Helen und ich nickte. Leise verließen wir den Raum und trafen im Restaurant auf Will und Ethan, die schon einen Tisch für uns belegt hatten. Wie auch gestern Abend sprachen wir nicht viel, sondern ließen uns von der gedämpften Geräuschkulisse des Restaurants einhüllen.

Zu unserer allgemeinen Überraschung tauchten die Direktorin und James auf, während wir gerade den Nachtisch serviert bekamen. Waldbeerjoghurt mit frischen Früchten.

Der Wächter wurde von Mrs. Frey gestützt und wirkte noch nicht wieder ganz auf dem Damm. Verständlicherweise.

Helen sprang sofort auf, um noch zwei Stühle zu organisieren, die Sekunden später an ihrem Platz standen.

Mit einem erleichterten Ächzen ließ der Wächter sich in den Sitz fallen und atmete tief durch.

„Wie fühlst du dich?", erkundigte sich Hannahs Mutter und schob ihm ihren Joghurt hin.

Academy for Elementarys 2 - Vernichtender KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt