Kapitel 2 - Mara

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Ich fand die Jungs im riesigen Speisesaal. Während Will unaufhörlich hin und her lief, saß Ethan an einem Tisch, den Kopf auf eine Hand gestützt und tippte mit der anderen in atemberaubender Geschwindigkeit auf seinem Tablet herum. 

„Will, du rennst noch ein Loch in den Boden", meinte ich und ließ mich gegenüber von Ethan auf den Stuhl fallen.

„Was soll ich denn sonst machen, wenn Hannah eingesperrt ist und niemand etwas tun will", knurrte er und ich musste ihm insgeheim zustimmen.

„Nun, genau genommen ist sie das nicht", versuchte ich es auf die schonende Weise und sofort blieb Will stocksteif stehen, während Ethan sich aufrichtete.

„Was willst du damit sagen?", wollte er wissen.

„Sie ist – na ja – ausgebrochen, wenn man so will."

„Wenn man so will?", fragte Will leise und ich sah, wie er um Beherrschung kämpfte.

Ich seufzte.

„Sie hat Direktorin Frey als Geisel genommen und beinahe erwürgt. Wir hatten keine andere Wahl, als sie gehen zu lassen."

„Verfluchter Mist!", stieß Will hervor und das blau seiner Augen verdunkelte sich vor Wut. Ethan putzte mal wieder seine Brille und hinter seiner Stirn schien es zu rattern.

„Mrs. Frey will uns gleich alle in ihrem Büro sehen", durchbrach ich die geladene Stille nach einigen Minuten und erhob mich, bevor ich fluchtartig den Saal verließ und durch die ausgestorbenen Gänge zum Büro der Direktorin hastete.

Helen, James und Mrs. Frey waren bereits dort und in ein Gespräch vertieft. Als ich zaghaft an den Türrahmen klopfte, um mich bemerkbar zu machen, verstummten sie und Helen bat mich herein. Es dauerte nicht lange ehe die Jungs ebenfalls eintrafen und James die Tür schloss. Dann ergriff die Direktorin mit noch immer rauer Stimme das Wort.

„Ich gehe davon aus, dass Mara euch bereits darüber in Kenntnis gesetzt hat, was passiert ist. Hannah hat die Tickets ihrer Europareise und wird sie nutzen."

„Europa?!", platzte es aus Ethan heraus und ich erntete einen vorwurfsvollen Blick von Will. Entschuldigend verzog ich das Gesicht.

„Europa. Helen?"

„Gut, hört zu. Ich habe die Reise über eine Agentur gebucht. Sie ist für vier Wochen geplant und umfasst fünf europäische Hauptstädte. Berlin, Rom, Paris, London und Reykjavik. Gültig sind die Tickets erst ab Beginn der Sommerferien, das heißt in einer Woche. In jeder Stadt ist ein Aufenthalt von fünf bis sechs Tagen möglich. Mit Hilfe der Tickets kommt man in etliche Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen vor Ort, die Unterkünfte sind natürlich inklusive. Wir können davon ausgehen, dass Hannah sämtliche Funktionen der Karten nutzen wird, bis auf die Hotels, denn sie wird wissen, dass wir ihr folgen werden. Davon gehe ich jetzt einfach aus."

Helen beendete ihre Ausführungen und sah jeden von uns fragend an. Als niemand protestierte, nickte sie leicht.

„Ich werde dann buchen."

„Und wie sollen wir das bezahlen?", wollte ich wissen und dachte an meine Eltern, die das niemals erlauben geschweige denn finanzieren würden.

„Mach dir darüber keine Gedanken", beruhigte Hannahs Mutter mich und ich schwieg.

„Eins noch: Während dieser einen Woche bis zu unserer Abreise, verbiete ich euch, nach Hannah zu suchen. Sie kann hier nicht weg, aber sie ist gefährlich."

Eindringlich musterte sie uns und vor allem Will, der zähneknirschend seine Zustimmung gab. Es behagte mir ganz und gar nicht, meine beste Freundin hier draußen zu wissen. Allein und völlig auf sich gestellt. Halt. Sie war ja gar nicht allein. Sie hatte ja die Gorgonen. Ich unterdrückte ein niedergeschlagenes Seufzen. Dann erklärte Helen noch einige Details zur Reise und ich bemerkte, dass Direktorin Frey noch kein einziges Wort dazu beigetragen hatte. Stattdessen saß sie stumm auf ihrem Stuhl und rieb sich die Stirn. Sie wirkte, als wäre sie mit den Gedanken meilenweit entfernt.

Academy for Elementarys 2 - Vernichtender KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt