Kapitel 43 - Hannah

1.6K 102 37
                                    

Der nächste Blitz verbrannte ihre Haut und ich rümpfte bei dem Geruch die Nase. Etwas Warmes klebte an meinen Fingern und der metallische Duft von Blut vermischte sich mit dem von verschmortem Fleisch.

Als sie auch dann nicht redete, spürte ich heiße Wut in mir aufsteigen, verbunden mit dem brodelnden Hass. Ich richtete mich langsam auf und stellte mich vor sie. Die Magie in meinem Inneren begann zu brennen, die Luft lud sich auf und ich bemerkte zufrieden den Funken Angst im Blick meiner Tante.

Hannah! Wir brauchen diesen Dolch!, brüllte Raven in meinem Kopf und ich biss zornig die Zähne aufeinander.

„Rede endlich!", schleuderte ich Elara ins Gesicht und ein funkensprühender Blitz traf sie mitten auf die Brust. Ihre Augen weiteten sich entsetzt, ihr Schmerzensschrei hallte in meinen Ohren wieder. Die Wucht des Blitzes schleuderte sie samt Stuhl nach hinten. Das Holz barst und splitterte, die Rückenlehne zerbrach und meine Tante stürzte zu Boden. In Mitten der Splitter hockte ich mich neben sie.

„Wo. Ist. Er?"

Doch sie schüttelte nur benommen den Kopf. Ich verstand nicht, warum sie sich weigerte. Was brachte es ihr? Wollte sie etwa sterben? Wollte sie nicht zurück zu James? Falls der meine Blitze überlebt hatte.

Mit leichter Faszination beobachtete ich, wie das Blut aus den Schnittwunden ihres Gesichts quoll und ihre Schönheit beschädigte.

„Wieso?", wollte ich wissen und sie stemmte sich mit schwachem Stöhnen in eine sitzende Position.

„Weil das nicht du bist."

Zu spät bemerkte ich die Schritte hinter mir, spürte ein Stechen am Hals und ergriffen von eigenartigem Schwindel sackte ich gegen die Wand. Mein Sichtfeld verschwamm, menschliche Schemen kreisten mich ein, ich versuchte verzweifelt, meine Verbindung zu Raven aufrecht zu erhalten, doch seine Stimme wurde mit jeder Sekunde leiser bis sie völlig verschwand.

„Hat es funktioniert?", fragte jemand und ich blinzelte wie betäubt gegen die Unschärfe an.

„Mum?", brachte ich kaum hörbar zustande und mir war, als erwachte ich aus einem Albtraum.

„Helen, warte", hielt eine skeptische Stimme sie zurück und ich erkannte James.

„Hannah? Sieh mich an", befahl Elara bestimmt und ich drehte ihr langsam den Kopf zu. Beim Anblick ihres bleichen, blutverschmierten Gesichts und der Einstichstelle an ihrem Hals wurde mir übel. Das war meine Schuld. Ich hatte sie so zugerichtet.

Tränen stiegen mir in die Augen, meine Lippen begannen zu zittern und ich schluchzte auf.

„Es hat funktioniert. Sie ist wieder sie selbst."

Jemand nahm mich in den Arm, Wärme hüllte mich ein und ich ließ meinen Tränen freien Lauf. Gedämpft nahm ich war, wie James sich um Elara kümmerte, etwas sagte, dass nach „Du bist ja eiskalt" klang und ihr aufhalf. Nach einer Weile schaffte ich es, mich zu beruhigen und löste mich aus den Armen meiner Mum. Ihr besorgter Blick ließ mich schlucken und sofort stachen meine Schuldgefühle von neuem los. Ich erinnerte mich an alles. An alles, was ich getan und von Raven Dragoni erfahren hatte.

„Hannah?"

Mein Herz machte einen Satz.

„Will", hauchte ich und meine Mum trat zur Seite. Meine Freunde standen eingehüllt in warme Jacken in der winzigen Tür und nachdem wir uns eine Sekunde lang angestarrt hatten, rannte Mara los und fiel mir um den Hals. Ich taumelte, erwiderte ihre Umarmung aber ebenso stürmisch.

„Bin ich froh, dass wir dich wiederhaben", murmelte sie mir ins Ohr und ich musste erneut gegen die Tränen kämpfen.

„Erdrück sie nicht, Mara", mahnte Ethan grinsend, bevor meine Freundin mich losließ und ich mich in der nächsten Umarmung wiederfand.

Academy for Elementarys 2 - Vernichtender KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt