Kapitel 8 - Mara

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Der Anschlussflug nach Berlin startete pünktlich um zehn Uhr dreißig und die eine Stunde und zehn Minuten bis wir Deutschlands Hauptstadt erreichten, vergingen wortwörtlich wie im Flug. Selbst die Gepäckausgabe verlief ohne Probleme und mit Hilfe einiger Schilder fanden wir schließlich auch den Ausgang. Mit zwei Taxen fuhren wir zum Hotel und die gesamte Fahrt über presste ich förmlich meine Nase gegen das Fenster, um ja nichts zu verpassen. Wir passierten einen riesigen Kreisverkehr, in dessen Mitte eine Säule stand. Ihr Fuß bestand aus einem mit poliertem, rotem Granit verkleideten Sockel, auf dem sich eine runde Säulenhalle befand. Die Bronzeskulptur auf ihrer Spitze kam mir nur allzu bekannt vor. Es handelte sich um Viktoria, in der römischen Mythologie die Siegesgöttin.

„Wahnsinn", murmelte ich beeindruckt, während wir die Säule einmal halb umrundeten und dann weiter geradeaus fuhren. Kurz darauf geriet ich erneut ins Staunen, denn direkt vor uns erhob sich ein Tor. Bestehend aus sechs Säulen erinnerte es mich von der Art her stark an klassizistische Bauwerke. Menschen strömten scharenweise durch die Bögen, im Vorbeifahren erhaschte ich Blicke auf Touristengruppen, die ihre Handys allesamt auf das Tor richteten sowie auf das Vierergespann, auf dessen Streitwagen erneut Viktoria zu erkennen war. Die hatten es hier aber mit der Siegesgöttin. Das Taxi bog nach links ab und wir ließen das Bauwerk hinter uns. Nur wenige Minuten später hatten wir unser Hotel erreicht. James bezahlte unseren Fahrer und Helen den anderen. Schließlich standen wir zu sechst mit unseren Koffern vor den Füßen auf dem Gehweg und schienen allesamt erst einmal durchatmen zu müssen. Wir hatten unser erstes Ziel hiermit endgültig erreicht.

„Na, dann hinein in die gute Stube", meinte ich und zog meinen Koffer hinter mir her. Die Aufregung der Anreise begann langsam zu verschwinden und ich wollte mich einfach nur langgestreckt irgendwo hinlegen. Deswegen galt die Devise: je schneller wir eingecheckt hatten, desto eher kam ich zu einem Bett.

Das Hotel war keines dieser üblichen Hotelketten, sondern strahlte Eleganz aus. Das war mir sofort klar, als ich die weitläufige Eingangshalle betrat. Eine riesige Fensterfront ließ das helle Sonnenlicht in die Räumlichkeiten dringen, kunstvolle Figuren und bunte Bilder schmückten die Wände, alles war hell und freundlich – und teuer. Zielstrebig steuerte Direktorin Frey auf die Rezeption zu und sprach den Mann dahinter an. Seine Augen weiteten sich minimal, als er Mrs. Frey betrachtete und es schien ihm für Sekunden die Sprache verschlagen zu haben.

„Wir würden jetzt gerne einchecken", sagte die Direktorin freundlich, aber dennoch schwang unterschwellige Schärfe darin mit.

„Natürlich", erwiderte der Kerl und setzte ein Lächeln auf. „Auf welchen Namen haben Sie reserviert?"

Sein Englisch klang seltsam und ich hörte sofort, dass seine Muttersprache Deutsch war.

„Helen Windemear", schaltete Hannahs Mutter sich ein und der Rezeptionist begann auf die Tastatur seines Computers einzuhämmern.

Währenddessen schaute ich mich neugierig um. Glänzend weiße Fliesen bedeckten den Boden, runde schwarze Sessel luden zum Entspannen ein. Wenn ich einen Schritt zurücktrat und den Kopf in den Nacken legte, konnte ich das Glasgeländer des ersten Stocks sehen und kleine Lampen, die an der Decke, trotz des hellen Tageslichtes wie Sterne leuchteten.

„Drei Superior Zimmer im siebten Stock, vier Übernachtungen inklusive Frühstück, richtig?", riss die näselnde Stimme des Rezeptionisten mich aus meinen Betrachtungen und die Direktorin nickte.

„Gut, dann bräuchte ich eine Unterschrift." Er schob ein Blatt Papier auf den Tresen und Helen griff nach dem Stift.

„Frühstück ist von sechs Uhr dreißig bis zehn Uhr dreißig, die Fahrstühle befinden sich dort schräg rechts." Er deutete mit seiner Hand in Richtung der Fläche mit pastellgrünen Sitzgruppen, während sein Blick immer wieder von Direktorin Freys Gesicht abrutschte und zu ihrem Dekolleté zuckte. Ihr entging das nicht.

Academy for Elementarys 2 - Vernichtender KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt