Kapitel 3 - Hannah

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Als ich endlich die Tore der Akademie hinter mir gelassen hatte, atmete ich auf. Langsam spazierte ich durch den sonnendurchfluteten Wald. Obwohl es mich ärgerte, dass Raven mir verboten hatte, Elara und den anderen etwas anzutun, so bereitete mir ihr fassungsloses Entsetzen doch Freude.

„So und was jetzt?", fragte ich in die Stille des Waldes hinein und schlug ungeduldig einen Ast zur Seite, der mir im Weg hing.

Geh nach Norden, wies der Gorgonenanführer mich an und ich verdrehte die Augen.

„Genauer geht's nicht, oder?" Meine Stimme triefte vor Sarkasmus.

Geh!

„Schon gut, schon gut."

Missmutig stapfte ich los, zertrampelte etliche Pflanzen und zerpflückte vor lauter Langeweile Blätter zwischen den Fingern. Dabei stellte ich mir vor, wie ich das gleiche mit meiner Tante und dem dämlichen Rest tun würde. Wie ich sie erst betäuben, dann fesseln und schließlich mit meinen Blitzen verbrennen würde.

Dein Eifer in allen Ehren, Hannah, aber zuerst die wichtigeren Dinge, unterbrach Raven meine Gedanken abrupt.

„Und die wären?"

Du musst etwas für mich finden. Deswegen brauchtest du auch die Europatickets.

Automatisch griff ich in meine Jackentasche und tastete nach dem Papier. Ungeduldig wartete ich, dass er fortfuhr.

Etwas, das mir die endgültige Macht über die Elementarys verschafft.

„Muss man dir echt alles aus der Nase ziehen?", wollte ich genervt wissen und blieb stehen. Ein stechender Schmerz raste durch meinen Kopf und ich griff mir an die Stirn.

„Verdammt, was soll das?", ächzte ich und blinzelte gegen den Schmerz an.

Du bist zu frech, dröhnte seine Stimme. Und stellst zu viele Fragen! Lass dir das eine Lehre sein!

„Schon gut", erwiderte ich mürrisch und atmete erleichtert auf, als der Schmerz verklang.

Für die nächsten Stunden verschwand Ravens Stimme aus meinem Kopf und ich marschierte noch immer durch den Wald in die angegebene Richtung.

Meine Füße schmerzten und ich hatte Durst. Trotzdem biss ich die Zähne zusammen und lief weiter. Wieder und wieder klatschten mir Äste ins Gesicht, hinterließen feine Schrammen und eine weitere Stunde später verlor ich die Geduld.

„Mir reicht's!", rief ich verärgert und ließ mich einfach auf den Boden sinken. Meine Fußsohlen pochten und ich schloss erschöpft die Augen. Es war bereits deutlich dunkler geworden, die Sonne schaffte es kaum noch durch das dichte Blätterdach, sodass auch die Wärme des Tages schwand. Mein Mund fühlte sich trocken an, die Zunge klebte mir am Gaumen und ich wünschte mir, ich würde Wassermagie beherrschen, dann wäre die Sache mit dem Durst schnell gelöst. Doch dem war leider nicht so und mit meinen Luftkräften konnte ich mir höchsten einen kühlenden Windstoß verpassen.

Du kannst viel mehr als das, erklang auf einmal wieder Raven Dragonis Stimme und ich öffnete meine Augen.

„Und was?", fragte ich gelangweilt.

Denk nach!

Sein herrischer Tonfall bewirkte nicht gerade, dass meine Stimmung sich verbesserte, doch ich verbiss mir einen unpassenden Kommentar und tat, was er verlangte.

Elementarys des Elements Luft konnten Winde erzeugen, die Dichte der Luft beeinflussen, um zu fliegen und besonders Mächtige waren in der Lage das Wetter zu beeinflussen. Ich stockte. Das Wetter ... Wolken ... Regen ... .

Academy for Elementarys 2 - Vernichtender KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt