An der Rezeption lieh der Wächter sich das hoteleigene Motorboot aus und wir verließen unsere Unterkunft.
Mit großen Schritten stürmte James auf den Anleger zu, die Direktorin und ich hinterher. Kalter Wind ließ meine Haare flattern und ich fragte ich gerade wirklich, warum ich mich bereit erklärt hatte, die beiden zu begleiten. Die Seeluft würde ihnen hoffentlich die Köpfe durchpusten und ihren Ärger auf einander vergessen lassen.
„Beeilung!", rief James und kletterte leichtfüßig in das weiße Motorboot. Wellen schlugen klatschend gegen die Außenwand und Wassertropfen spritzten. Ich hielt mit einer Hand die Kapuze meiner Jacke fest und wartete bis Mrs. Frey ebenfalls ins Boot gestiegen war. Sie ignorierte James' helfende Hand und startete stattdessen den Motor. Ich hingegen nahm seine Hilfe dankend an, denn mir war ehrlich gesagt etwas flau im Magen als ich bemerkte, wie sehr das Boot schaukelte.
„Reiß dich zusammen, Mara", murmelte ich und schluckte meine Furcht hinunter.
„Setz dich hin und halt dich fest", wies James mich knapp an und ich folgte seinem Befehl wortlos. Kaum umklammerte ich die kalte Reling, schoss das Boot dröhnend nach vorne und ich schnappte nach Luft. In rasantem Tempo entfernten wir uns von der Küste, auch wenn rechts und links in relativ großer Entfernung noch immer Land zu sehen war. Der Wind war hier auf dem Meer beißender und kälter und trieb mir die Tränen in die Augen. Es roch nach Salz sowie Regen. Langsam wagte ich es, mich zu bewegen und drehte den Kopf. Vor uns erstreckte sich der Ozean. Bis zum Horizont Wasser – soweit das Auge reichte und darüber dunkle Wolken, die Regen versprachen. Ich schloss die Augen und atmete tief ein. So musste sich grenzenlose Freiheit anfühlen. Meine Haare flatterten im scharfen Fahrtwind, Gischt spritzte mir ins Gesicht und ich kauerte mich auf der Bank zusammen.
„Elara, langsamer", drang die eindringliche Stimme des Wächters an mein Ohr. Er stand neben Hannahs Tante am Steuer und wirkte angespannt, doch anstatt das Tempo zu drosseln, schienen wir nur noch schneller zu werden.
„Elara, stopp!", brüllte James gegen den Wind an und ich klammerte mich unwillkürlich fester an die Stange.
„Wir haben endlich einen Weg gefunden, Hannah zurückzuholen und du willst, dass ich langsam fahre?", erwiderte die Direktorin und ihre Stimme klang so kalt wie der Wind.
„Ja, verdammt, das ist nämlich Wahnsinn!"
„Erzähl du mir nichts von Wahnsinn! Die Aktion mit diesem Gorgonen war Wahnsinn. Will hätte ihn umbringen können!"
„Er hat die Informationen gehabt, die wir brauchten. Wir wären sonst nie so weit gekommen", erwiderte der Wächter aufgebracht und mein Wunsch von weggepustetem Ärger löste sich in Luft auf. Wenn die beiden sich weiter so anfuhren, würden wir die Insel noch verpassen.
„Es wäre auch gegangen, ohne das unschuldige Leben eines Kindes auf 's Spiel zu setzen!", fauchte die Direktorin zurück, während das Boot rasant über die Wellen hüpfte.
„Dieser Mann hat Raven Dragoni sein Leben geschworen. Er hätte nicht geredet! Das war die einzige Möglichkeit!"
„Ein Kind, James? Ein Kind zu bedrohen, war die einzige Möglichkeit? Damit sind wir nicht besser als er!" Ich hörte die verzweifelte Wut in Mrs. Freys Stimme. Auch mir hatte es in der Seele wehgetan, dass wir soweit hatten gehen müssen. Dieses kleine Mädchen konnte ja nichts für die Einstellung ihres Vaters. Ich biss mir auf die Unterlippe und verdrängte das Bild des Kindes aus meinem Kopf.
„Ja! Wir sind nicht besser als er, aber was sollten wir denn tun?", knurrte James und wandte sich ab. „Diese verdammte Jagd nach Artefakten und einem Mittel für Hannah hat uns mehr gekostet als du dir vorstellen kannst! Das muss endlich ein Ende haben!"
DU LIEST GERADE
Academy for Elementarys 2 - Vernichtender Kampf
Fantasy- BAND 2 der Academy for Elementarys-Reihe! Der folgende Text enthält SPOILER für Teil 1! - „Sie gehört zu den Gorgonen. Zu Raven Dragonis Gefolge. " Zwei Sätze, die mir seit einer Woche durchgehend im Kopf umherwirbeln. Seit dem Tag, an dem Raven...