Kapitel 21 - Hannah

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„Und? Hast du hier auch so eine schicke kleine Wohnung?", fragte ich, während ich mich hinter einem Pfeiler verbarg und beobachtete wie meine Mutter und der Rest in zwei Taxen einstiegen.

Ja, antwortete Raven.

„Gut und wie lange muss ich laufen?" Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme einen unwilligen Tonfall annahm, doch meine Motivation jetzt stundenlang in glühender Hitze durch Rom zu marschieren, hielt sich stark in Grenzen.

Gar nicht, meinte der Gorgonenanführer und ich runzelte die Stirn. Steig in das Auto da hinten, fuhr er fort und ich erblickte einen dunklen Wagen mit italienischem Nummernschild.

Du hast doch Pläne oder nicht?

Ja, die hatte ich, aber ausgearbeitet waren sie noch lange nicht.

Steig endlich ein, befahl Raven scharf und ich gab nach. Stumm ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen und zog die Tür zu. Schon trat der Fahrer auf das Gaspedal. Die Sonne spiegelte sich in der schwarzen Sonnenbrille des Mannes. Skeptisch musterte ich ihn. Das braune Haar war extrem kurz geschnitten, er hatte ein kantiges Kinn und eine schwulstige Narbe zog sich über seine von der Sonne verbrannte Wange.

„Wurfstern vor zwei Jahren", sagte er plötzlich mit kratziger Stimme und ich zuckte ertappt zusammen. „Du bist nicht die Einzige, die mich anstarrt", fuhr er fort, ohne den Blick von der Straße abzuwenden. Peinlich berührt fixierte ich mich auf meine Hände und schwieg. Die Klimaanlage pustete mir kalte Luft ins Gesicht und vertrieb die Hitze aus meinen Wangen.

„Wir sind da", brummte der Mann nach einer halben Stunde und sah aus dem Fenster. Hohe, eng aneinander gebaute Häuser reihten sich die Straße hinunter und wirkten als kämen sie aus einem anderen Jahrhundert. Wir mussten uns mitten in Rom befinden. Ich öffnete die Tür und stieß sie auf. Die heiße Sommerluft traf mich wie ein Schlag und ich verzog das Gesicht. Es war eindeutig zu warm für meinen Geschmack.

„Komm mit."

Der Mann führte mich in eines der Häuser, das scheinbar so eine Art Gorgonenquartier zu sein schien. Zumindest erblickte ich verschiedene Schuhe im Flur, die auf mehrere Personen hindeuteten.

„Was ist das hier?", fragte ich schnippisch. „So eine Art Gorgonen-WG?"

Der Mann blieb stehen und drehte sich zu mir um. Mit einer raschen Bewegung nahm er die Sonnenbrille ab und starrte mich aus kalten, hellgrauen Augen an. So eindringlich, dass mir die Luft wegblieb.

„Gorgonen-WG?", knurrte er und mir wurde klar, dass ich seine Gefühle verletzt hatte. Rasch ruderte ich zurück.

„War nur ein Scherz."

Schnaubend wandte er sich wieder um und stapfte weiter. Ich atmete tief ein und folgte ihm eine Treppe hinauf in die nächste Etage.

„Raven will, dass wir dich mit Waffen versorgen", brummte der Mann, dessen Namen ich noch immer nicht wusste und deutete auf eine Tür. Skeptisch schob ich mich an ich vorbei in den Raum und verzog beeindruckt den Mund. Das Zimmer war riesig und wirkte mehr wie ein Trainingssaal. Der Geruch von Schweiß und Metall lag in der Luft. Von Neugierde erfasst, lief ich auf den hohen Holzschrank am Ende des Raumes zu und zog ihn auf. Mein Herz machte einen freudigen Satz. Klingen blitzten mir entgegen. Lange, kurze, breite, schmale, doch alle von tödlicher Schärfe. Zudem hingen mehrere Bögen im hinteren Teil des Schrankes sowie Wurfmesser, Kampfstäbe aus hartem Metall und einige Schusswaffen. Ich griff nach einem schlanken Schwert, das dem meinen sehr ähnlich sah und wog es in der Hand. Es war gut ausbalanciert, doch der Griff war klobig und würde sich auf lange Zeit nicht gut halten lassen. Auf einmal zischte etwas an meinem Ohr vorbei und ein brennender Schmerz flammte auf. Alarmiert wirbelte ich herum, das Schwert fest in der Hand.

Academy for Elementarys 2 - Vernichtender KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt