Es glich einem ziemlichen Temperaturschock als wir am nächsten Tag aus dem Flugzeug in Reykjavik stiegen. Kalter Wind blies uns ins Gesicht und ich zog meine dünne Jacke enger um meinen Körper.
Mit eingezogenen Köpfen hasteten wir ins Terminal und suchten uns beim Ausgang die obligatorischen zwei Taxis. Während der Fahrt ließ ich meinen Blick über die vielen Häuser gleiten. Die Stadt war so viel gemütlicher als London oder Rom und ich wusste, ich würde den Aufenthalt so gut genießen, wie es nun einmal möglich war. Ich glaube, das hatte ich mir bisher bei jedem unserer Reiseziele gesagt und jedes Mal war irgendetwas Schreckliches passiert. Ich bezweifelte nicht, dass es diesmal anders sein würde.
Wir bezogen unsere Hotelzimmer und an der Art, in der Helen unsere Sachen auspackte, konnte ich ablesen, dass sie etwas quälte.
„Die armen Socken haben dir nichts getan", versuchte ich, die Stimmung zu lockern, während sie besagte Kleidungsstücke in ein Regalfach pfefferte.
„Du hast recht", seufzte sie und richtete sich auf. „Es ist nur, die Zeit rennt uns davon. Bisher dachte ich immer, wir würden es schon irgendwie schaffen ... Hannah zu retten ... aber nachdem, was sie zu tun fähig ist, habe ich Angst, dass wir ... versagen." Sie hielt die Luft an, als hätte sie zu viele ihrer Gedanken preisgegeben und widmete sich hastig den Koffern.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich wusste, was Hannahs Mutter meinte. Deswegen durften wir keine weitere Sekunde verlieren und würden den Nachmittag, der uns noch blieb, ausnutzen.
Mein Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Die Direktorin und ich würden uns in der Stadt umsehen, während Will, Ethan und James hier bleiben und Helen auf die Männer Acht geben würde.
Unsere Erkundungstour war nicht von sehr langer Dauer, denn zum einen war das Wetter uns nicht wohl gesonnen und es regnete und stürmte. Zum anderen erhielt die Direktorin nach etwa einer Stunde eine SMS von Helen und ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, musste der Inhalt beunruhigend sein.
„Was ist los?", fragte ich und hielt meine Kapuze fest, damit sie nicht wieder heruntergeweht wurde.
„Ich weiß es nicht", erwiderte Mrs. Frey mit gerunzelter Stirn. „Helen schreibt, wir sollen zurückkommen. Irgendwas ist passiert."
Sorge schwang in ihrer Stimme mit und ein dumpfes Angstgefühl setzte sich in meinem Magen fest.
„Los, komm", forderte die Direktorin mich auf und wir kämpften uns durch den Sturm zurück zum Hotel.
„Ich hoffe, die haben in den anderthalb Stunden etwas herausgefunden und deswegen hat Helen geschrieben", meinte ich, während der Fahrstuhl die Direktorin und mich in den vierten Stock transportierte.
„Ich hoffe auch", erwiderte Mrs. Frey und versuchte, optimistisch zu wirken, was ihr leider ziemlich misslang, denn die SMS verursachte bei uns beiden ein mulmiges Gefühl.
Ein leises Pling zeigte an, dass wir oben waren und die Fahrstuhltür glitt lautlos zur Seite. Der Gang war leer und es herrschte angenehme Stille. Ich folgte Direktorin Frey zu ihrem Zimmer und sie klopfte. Helen öffnete und schob sich in den Flur. Mir fiel sofort auf, dass sie bleich aussah und irgendwie aufgewühlt wirkte. Meine Hoffnungen von harmlosen Neuigkeiten platzten wie Seifenblasen im Wind. Mrs. Frey runzelte besorgt die Stirn.
„Was ist los, Helen?"
„Ich habe versucht, sie davon abzuhalten, aber James wollte nicht hören und Will hat ihn auch noch unterstützt. Sie sind gerade erst zurück." Hannahs Mutter klang wirklich verzweifelt und ich malte mir schon das Schlimmste aus.
Die Augen der Direktorin verfinsterten sich.
„Lass mich rein", verlangte sie scharf und Helen machte mit hilfloser Miene Platz. Ich warf Hannahs Mutter einen fragenden Blick zu, doch sie schüttelte nur den Kopf und verschwand wieder im Zimmer. Rasch huschte ich hinterher und die Situation, die ich nun erblickte, ließ mich auf der Stelle erstarren.
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Academy for Elementarys 2 - Vernichtender Kampf
Fantasy- BAND 2 der Academy for Elementarys-Reihe! Der folgende Text enthält SPOILER für Teil 1! - „Sie gehört zu den Gorgonen. Zu Raven Dragonis Gefolge. " Zwei Sätze, die mir seit einer Woche durchgehend im Kopf umherwirbeln. Seit dem Tag, an dem Raven...