Academy for Elementarys 2 - Vernichtender Kampf

Kapitel 15 - Hannah

Ich hatte es geschafft! Das erste Artefakt war gefunden. Erschöpft ließ ich mich auf das Sofa in der kleinen Wohnung fallen und kramte den Ring aus meiner Tasche. Bewundernd drehte ich das funkelnde Schmuckstück in den Fingern. Feine Gravuren waren in das Silber eingelassen und schienen eine Art Spruch zu ergeben. Der kleine Diamant glitzerte selbst im schwachen Licht und ich starrte wie hypnotisiert auf die Reflexion des Steins. Es reizte mich, ihn zu drehen und herauszufinden, ob er zu dem in der Lage war, was ihn so unglaublich wertvoll machte.

Leg ihn weg, knurrte Raven bestimmt und ich zuckte zusammen. Ich wagte nicht, mich ihm zu widersetzen, auch wenn ein kleiner Teil von mir gerne rebellieren würde und wickelte den Ring in ein Tuch.

Schlaf jetzt.

Ich seufzte, zog meine Schuhe aus und rollte mich auf dem Sofa zusammen. Minuten später versank ich in wohltuender Dunkelheit.

„Hannah, hilf mir", hallte die Stimme meiner Tante durch die Finsternis. Ich bemühte mich, sie zu ignorieren. Ich wollte das nicht. Ich wollte die Angst in ihrem Ton nicht hören. Ich wollte rennen, doch ich konnte nicht. Meine Beine gehorchten mir nicht.
„Hannah, bitte", flehte Elara und ich presste mir die Hände auf die Ohren. Nein! Ich würde nicht nachgeben. Ich war eine Dienerin Raven Dragonis und ich war stark.
„Hannah!" Es bewirkte nichts, dass ich mir die Ohren zuhielt. Ihre Stimme schien überall zu sein. „Hannah!"
„Nein", stieß ich hervor und biss die Zähne zusammen. Auf einmal änderte sich der Tonfall ihrer Stimme.
„Du bist schuld!", hallte es schneidend kalt durch die Luft und ein plötzliches Echo wiederholte den Satz hunderte Mal. „Schuld ... schuld ... schuld ..."
„Stopp", keuchte ich und drückte meine Handballen fest gegen die Stirn. Mein Herz pochte wie wild gegen meinen Brustkorb und ich sank auf die Knie. Der Vorwurf legte sich wie ein Gewicht auf mich und schnürte mir die Luft ab. Ich rang panisch nach Luft.
„Komm zurück und ich werde dir helfen", drang Elaras Stimme sanft und völlig verändert an mein Ohr. Warm und schützend umspielte sie meine Sinne, benebelte mich und eine unerwartete Sehnsucht regte sich in meiner Brust.
„Komm zurück, Hannah", wiederholte meine Tante weich und ich öffnete den Mund.

Gleißender Schmerz explodierte hinter meiner Stirn und ich fuhr mit einem leisen Schrei aus dem Schlaf. Stöhnend rieb ich mir die Schläfen und versuchte, meinen hastigen Atem unter Kontrolle zu bekommen. Schweiß ließ meine Haare im Nacken zusammenkleben und machte meine Handflächen rutschig.

„Mum ... Elara ... Will ...", flüsterte ich und richtete mich langsam auf. Was hatte ich bloß getan? Ich musste sie finden und ihnen den Ring bringen.

Nein!, dröhnte Ravens Stimme machtvoll in meinem Kopf und ich keuchte auf. Erinnere dich, wer du bist! Du darfst dich nicht von diesen Träumen beeinflussen lassen! Du bist mein! Eine getreue Dienerin, eine Kriegerin, eine dunkle Elementary!

Es war, als würde ich noch einmal erwachen. Verwirrt schüttelte ich die Benommenheit ab und atmete langsam ein.

Was war nur los mit mir?

Konzentriere dich auf deine Aufgabe, Hannah und die Albträume werden aufhören, hallte Ravens Stimme und ich nickte leicht.

„Das werde ich."

Es wird bald hell. Pack deine Sachen.

Rasch machte ich mich an die Arbeit, füllte meine Flasche nach, wusch rasch mein Gesicht und spülte den Mund aus. Ich würde mir unbedingt eine Zahnbürste besorgen müssen.

Ein Griff in den fast leeren Kühlschrank, ein prüfender Blick auf die Uhr und ich war bereit.

Raven dirigierte mich durch die Stadt. Es war langer Marsch zu Fuß, der mich nicht gerade fröhlich stimmte. Mit dem Fortschreiten der Zeit wurde es heißer, voller und lauter. Irgendwann gegen Mittag – die Sonne brannte heiß auf mich nieder – bog ich in eine verlassene Straße ein, die in meinem Augen nicht sehr vertrauenswürdig wirkte. Halb heruntergerissene Werbeplakate hingen an den Hauswänden, über einigen Türen prangten bunte Schilder, die auf zwielichtige Bars hindeuteten und in genau solch eine sollte ich gehen.