Kapitel 2

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Yuna

Der Himmel ist inzwischen wieder klarer geworden. Es hatte ebenfalls aufgehört zu regnen. Jedoch saß ich nun in meinen klitschnassen Klamotten vor meiner Haustür und wartete auf Jungwoo. Der angenehme Wind von vorhin verpasste mir nun immer wieder eine Gänsehaut. „Ey, Yuna!“, hörte ich jemanden laut rufen. Kurz danach zuckte ich zusammen, da ich eine eher schreckhafte Person war. Ich sah zur Seite und beobachtete wie Lucas auf mich zu gerannt kam. „Was machst du hier?“, fragte ich ihn verwirrt, als er nach Luft schnappend vor mir stand. Lucas kramte in seiner Jackentasche herum und der Haustürschlüssel von Jungwoo kam zum Vorschein. „Ich sollte dir den hier bringen“, lächelte er charmant. „Danke!“, strahlte ich zurück. Schnell schnappte ich mir den Schlüssel aus seiner Hand und schloss damit die Tür auf. Mir kam dieser bekannte Geruch entgegen. „Weißt du, ich hätte eigentlich gehofft, dass du nicht allzu nass geworden bist. Allerdings bist du das doch“, lachte Lucas nun. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn mit meinem Todesblick an. „Du kannst froh sein, wenn ich Morgen noch gesund bin. Denn wenn nicht, dann komme ich persönlich zu dir, um dich mit meiner Krankheit anzustecken“, scherzte ich, versuchte aber dabei so ernst wie möglich zu bleiben. „Womit habe ich das jetzt verdient?“, beschwerte sich Lucas. Ich zuckte nur mit den Schultern. Daraufhin fingen wir wieder anzulachen. Ich lief die zwei Treppen mit gefühlt zehntausenden Treppenstufen hoch und schloss die nächste Haustür auf. Zielstrebig lief ich zum Kühlschrank. Lucas, welcher mir die ganze Zeit hinterherlief, ließ sich auf der großen Couch im Wohnzimmer nieder. Als ich den Kühlschrank öffnete erlebte ich die nächste Enttäuschung. Bis auf einer Packung Brot, Käse, Wurst, Salat, Butter und Milch befand sich nichts weiteres im Kühlschrank. „Na toll und was soll ich jetzt essen?!“, fing ich wieder einmal an mit mir selbst zu reden. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass Jungwoo seine Kochkünste hatte spielen lassen. Doch aus irgendeinem Grund hat er doch nicht gekocht.

Ich öffnete die untersten Schranktüren, um nach möglichen Reispackungen oder Nudeln zu suchen, jedoch fand ich nichts. Als ich wieder hoch sah, stand Lucas in der Küche. In seinem Gesicht tauchte wieder dieses hübsche Lächeln auf, welches mich jedesmal verrückt werden ließ. „Mir fällt gerade etwas wichtiges ein! Dein Bruder meinte, wenn du etwas essen möchtest, dann musst du zu ihm kommen“, sprach er. Nun bekam er meinen Ist-Das-Dein-Ernst-Blick zu spüren. Mir entfloh ein genervter Seufzer. „Zieh dir trockene Sachen an und dann laufen wir zurück zum SM Entertainment Gebäude“, fügte Lucas noch hinzu. „Aber ich muss noch Hausaufgaben machen“, nörgelte ich. „Das ist nicht mein Problem“, meinte Lucas. Ich verdrehte die Augen und lief aus der Küche heraus, den Flur entlang und die Treppe hoch, welche im Wohnzimmer anfing und zu einer Art zweiten Etage führte. Dort oben befanden sich nur drei Räume, das Badezimmer, das Schlafzimmer meines Bruders und mein Zimmer. Ich lief durch meine Zimmertür, schloss diese hinter mir und lief dann zum Schrank. Ich zupfte eine schwarze  Röhrenjeans, ein weißes Shirt und meine Lederjacke heraus. Nachdem ich mich umgezogen hatte lief ich wieder aus dem Zimmer heraus, geradewegs auf das weiße Geländer zu. Von dort aus sah ich nach unten ins Wohnzimmer. Lucas saß auf der Couch und tippte gelangweilt auf seinem Handy herum. „Ich bin soweit“, trällerte ich fröhlich. Danach tappste ich die Treppenstufen wieder hinunter. Der blonde Junge erhob sich von seinem Platz. Wir beide liefen in Richtung Haustür. Dort schnappte ich mir meine Schultasche und den Haustürschlüssel von Jungwoo und mir. Ich verließ mit Lucas an meiner Seite das Gebäude. Gemeinsam liefen wir die Straßen bis zu einer geeigneten Bushaltestelle entlang. Wir stiegen in den Bus ein und fuhren bis zu einer Haltestelle in der Nähe des SM Gebäudes. Als wir hielten, stiegen wir beide aus und liefen den Rest des Weges zu Fuß.

„Und du läufst die ganze Zeit mit diesem Ding auf deinem Rücken rum? Bekommt man da nicht Rückenschmerzen?“, fing Lucas mal wieder an, eine seiner überflüssigen Fragen auszuformulieren. „Das bist du doch früher auch“, lachte ich auf. „Oh, stimmt“, lachte er. Ich schüttelte meinen Kopf und lief weiter lachend neben ihm her. Irgendwie ist die Stille zwischen uns immer unangenehm. Lucas und ich sind zwar gut befreundet und wissen viel übereinander, jedoch finde ich es immer unangenehm. Es könnte vielleicht daran liegen, dass ich bei seiner Anwesenheit leicht nervös werde. Diese Nervosität tauchte erst vor einem Monat auf, sie kam einfach so aus dem Nichts. Woran es liegt weiß ich nicht, jedenfalls noch nicht. „Wer befindet sich eigentlich noch bei Jungwoo?“, stellte ich nun eine Frage, um die Stille zu brechen. „Alle, wir üben gerade für Black on Black“, antwortete Lucas. Ich nickte. „Doch so viele? Ich dachte nur NCT U wäre dort. Und ich störe euch auch nicht dabei?“, hakte ich nach. Lucas schüttelte den Kopf:„Nein, ganz und gar nicht! Ich finde es eher gesagt schön, wenn wir ab und zu Mal Besuch bekommen. Vor allem, wenn es meine beste Freundin ist.“ Nach dieser Aussage fing ich anzulächeln:„Aw, das ist süß von dir.“ Er kann schon süß sein, wenn er möchte. Lucas legte einen Arm um mich und so liefen wir gemeinsam durch die Straßen Seouls. Nach einer gefühlten Bergwanderung kamen wir am SM Gebäude an. Hatte ich schon erwähnt, dass Laufen nicht meine größte Stärke ist? Nein, dann tue ich es jetzt. Allgemein ist Bewegung nicht ganz meine Stärke. Ich habe früher zwarTanzstunden genommen und bin auch nicht die Schlechteste, jedoch liege ich viel lieber in meinem Bett herum.

Lucas und ich stiegen wortlos in den Fahrstuhl ein. Er drückte auf den Knopf, wodurch wir in der vierten Etag hielten. Zum Glück hatte jemand Aufzüge erfunden, sonst müssten wir jetzt die ganzen Treppenstufen bis nach oben laufen.

Wir liefen einen langen Gang entlang und bogen am Ende links um die Ecke. Nun standen wir vor der Tür zum Practice Raum von NCT. Ich konnte schon laute Musik vernehmen. Anscheinend waren die Übungen schon im vollen Gange. Lucas öffnete die Tür und die Musik wurde lauter. In meinen Augenwinkeln konnte ich meinen alten Freund die schwarze Couch aus Leder sehen. Jungwoo hatte mich schon desöfteren zu seinen Tanzstunden mitgenommen, da er mich ungern zu Hause alleine lassen wollte. Jedesmal setzte ich mich dann auf diese Couch und sah ihm und den Jungs beim Tanzen zu oder ich machte meine Hausaufgaben und spielte ab und zu an meinem Handy herum. Heute waren es die Hausaufgaben. Unser Mathe Lehrer war der Meinung uns einen Berg an Hausaufgaben aufzugeben. Seine Begründung hieß wie folgt:„Nächste Woche wird jeglicher Mathe Unterricht entfallen. Damit ihr mir keinen Unsinn macht, gibt es eine schöne Hausaufgabe.“ Ich glaube ihr könnt meinen Hass spüren, richtig?
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Thinking 'bout you.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt