Kapitel 9

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Yuna

Es war bisher einige Zeit vergangen und da die Sonne drohte unter zu gehen, beschlossen Sumi, Jungwoo und ich nach Hause zu fahren. „Bis zum nächsten Mal", lächelte ich und winkte allen zum Abschied noch einmal zu. Jedoch konnte ich diesen Raum ohne eine Umarmung von Lucas nicht verlassen. „Lass' dich drücken", grinste mein liebster Chinese. Ich breitete meine Arme aus und kurz darauf befand ich mich auch schon in einer engen Umarmung. „Wir sehen uns", noch einmal wuschelte mir Lucas durch meine Haare und dann verließen wir den Raum.

„Möchtet ihr eigentlich zu Hause noch etwas essen?", hakte mein Bruder nach, währenddessen wir den Flur entang liefen. Sumi und ich tauschten einen Blick aus. Wir beide schüttelten den Kopf. „Wirklich nicht? Ihr habt heute generell wenig gegessen. Es ist wichtig etwas zu essen", schon kam die besorgte Seite von Jungwoo zum Vorschein. „Es ist alles okay", versicherte Sumi ihm.

Der Fahrstuhl kam in unserer Etage an. Die Türen öffneten sich und die Drei von uns stiegen ein. „Und wie sieht es Morgen früh aus? Wollt ihr länger schlafen oder soll ich euch wecken, wenn es Frühstück gibt?", stellte Jungwoo nun die nächsten Fragen. Ich lachte auf. Er ist schon süß, wenn er sich Sorgen macht. „Du kannst uns ruhig wecken", meinte ich freundlich lächelnd. Mein Schlaf ist mir eigentlich sehr wichtig, aber da wir uns in der Schulphase befinden und keine Ferien haben, müssen Sumi und ich unseren Schlafrythmus beibehalten. „Wird gemacht", sagte mein Bruder zufrieden. Jungwoo legte einen Arm um mich. So warteten wir, bis der Fahrstuhl in der Lobby ankam. Es ertönte ein nun altbekanntes Geräusch. Die Türen öffnete sich wieder. Jungwoo zog aus seiner Jackentasche einen Mundschutz hervor und trug diesen kurze Zeit später im Gesicht. Die schwarze Cap auf seinem Kopf zog er etwas weiter in sein Gesicht. So verließen wir das Gebäude und waren auf dem Weg zur nächsten Bushaltestelle.

Die Straßen und Bürgersteige waren so voll, wie gefühlt noch nie. Deshalb quetschten wir uns immer Mal wieder an ein paar Leute vorbei. Auf der anderen Straßenseite liefen ebenfalls viele Menschen. Ein paar davon waren Fans, die uns seitdem wir das SM Gebäude verlassen hatten, verfolgten. Die meisten liefen uns einfach nach und lächelten glücklich. Andere hatten jedoch ihre Handykameras auf uns gerichtet. Es war mir schon ziemlich unangenehm von fremden Leuten gefilmt zu werden. Sie könnten sonst was mit diesen Videos anstellen. Nachher bin ich noch die neueste Freundin von Jungwoo, weil sich niemand daran erinnern kann, dass er vielleicht eine Schwester hat. Oder ich bin raus aus der ganzen Sache und es trifft Sumi, who knows?

An der Bushaltestelle angekommen, setzten wir uns auf eine Bank. Als wir dort so saßen und in die Leere starrten, beziehungsweise das Geschehen auf der Straße vor uns beobachteten, bemerkte ich wie müde ich eigentlich war. Instinktiv legte ich meinen Kopf auf der Schulter von meinen Bruder ab. Für einen Moment schloss ich meine Augen. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung.

„Hey, Yuna. Der Bus ist da", ertönte die Stimme meines Bruders. Mit einer Hand strich er die mir ins Gesicht gefallenen Haarsträhnen hinters Ohr. Schweren Herzens stand ich auf. Sumi, Jungwoo und ich stiegen hintereinander in den Bus ein und zeigte jeweils einmal unsere Busfahrkarten vor. Nun konnte die Heimreise starten. Da ich am Fenster saß konnte ich nach draußen schauen. Die Sonne stand von Minuten zu Minute immer tiefer. Irgendwann war die ganze Stadt in Dunkelheit getaucht, nur die hohen Straßenlaternen spendeten noch Licht. „Ich liebe die Nacht, alles sieht so friedlich aus", sprach ich zu Sumi. „Aber nur, weil alles so leer und dunkel ist. Du siehst ja schließlich nichts", scherzte Sumi. Bei diesem Punkt hatte sie irgendwie Recht. Nach einigen weiteren Minuten kamen wir sicher an unserer Zielhaltestelle an. Schnell hüpften wir aus dem Bus. „Endlich wieder frische Luft. In den Bussen ist es immer so stickig", beschwerte sich Sumi. Jungwoo nickte ihr zu. „Aber sie bringen uns an gewünschte Zeiel, deshalb sollten wir dankbar sein, dass es diese Busse gibt", lächelte er zufrieden. „Mr.Jungwoo, er ist zu gut für diese Welt", sprach ich und lachte danach auf. Daraufhin lächelte mein Bruder nur.

Wir alle legten einen Zahn zu, da es draußen langsam abkühlte. Die Müdigkeit schlug ebenfalls zu. Somit kamen wir mit einer Rekordzeit von zehn Minuten zu Hause an. Ich schloss die Tür mit meinem Schlüssel auf. Danach noch unsere eigentlich Haustür und dann steuerten Sumi und ich auf mein Zimmer zu. Durch den langen Eingangsflur und dann dir hintere Treppe in unserem Wohnzimmer nach oben. Als nächstes die erste Tür rechts. „Ich habe dein Zimmer vermisst", meinte Sumi. Sie ließ sich rückwärts auf mein Bett fallen. „Du warst ja auch schon lange nicht mehr hier. Zwei Tage? Oder länger?", fragte ich sie und lachte. „Ich denke es waren vier. Das letzte Mal waren wir an unserem Platz im Park und dann bei mir zu Hause", erklärte meine beste Freundin. Sie zeichnete ein paar Striche mit ihrem Zeigefinger in die Luft, währenddessen sie dies erzählte. „Stimmt", gab ich murmelnd zu. Von meinem Nachttisch schnappte ich mir meine Fernbedienung für den Fernseher, welcher gegenüber meines Bettes stand. Ich setzte mich zu Sumi auf's Bett und schaltete diesen an. Es kehrte etwas Ruhe ins Zimmer und wir beide konzentrierten uns auf die laufende Dokumentation über Südamerikas Regenwälder. Jedenfalls versuchte ich mich so gut wie möglich auf das Fernsehprogramm zu konzentrieren. Jedoch ging es nicht so richtig. Mein Blick schwenkte immer wieder zu Sumi rüber. Ich wollte sicher gehen, dass es ihr in diesem Moment gut ging, dass sie nicht mehr traurig ist. Wenigstens für einen kleinen Moment. Der Fernseher schien sie auch abgelenkt zu haben. Allerdings wollte ich schon gerne wissen, was vorgefallen ist. Ob ich sie drauf ansprechen sollte? Vielleicht könnte ich ihr weiterhelfen. Ich könnte es aber auch nur schlimmer machen. Immer tiefer versank ich in meinen Gedanken, bis Sumi mich wieder wach rüttelte:„Yuna, was ist los? Warum so nachdenklich?“ Ich zuckte nur mit den Schultern. Sumi hob skeptisch eine Augenbraue. „Ich mache mir Sorgen“, beichtete ich ihr. „Um mich? Deswegen beobachtest du mich auch die ganze Zeit“, Sumi lachte kurz leise auf. Ich nickte. „Du musst mir aber nichts erzählen. Ich kann auch einfach nur hier sitzen und dir Gesellschaft leisten“, meinte ich. „Alles gut, ich erzähle es dir. Irgendwann muss ich es so oder Jemandem erzählen“, lächelte meine beste Freundin.
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1064 Wörter

Thinking 'bout you.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt