Kapitel 6

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Yuna

Sumi hatte ihre Arme fest um mich geschlungen. Ich erwiderte ihre Umarmung für eine kurze Zeit. Dann drückte ich sie vorsichtig von mir weg. Ihre sonst so strahlend braunen Augen waren matt und ganz rot vom Weinen. Ich legte meine Hände auf ihre Wangen. Mit meinen Daumen wischte ich die vielen Tränen aus ihrem Gesicht. „Möchtest du mir erzählen, was los ist?“, fragte ich Sumi und lächelte sie sanft an. Meine beste Freundin nickte kurz. Meine rechte Hand griff nach ihrer Hand. „Am besten gehen wir nach oben“, schlug ich vor. Mit zielstrebigen Schritten lief ich auf den Fahrstuhl zu. Sumi, welche meine Hand fest in ihrer hielt, zog ich hinter mir her. Kurz vor dem Fahrstuhl hielt ich jedoch ruckartig an. Ich hatte die Wichtigste Sache doch glatt vergessen. Die Jungs befinden sich im Dance Practice Raum, was ist wenn sie sich dann unwohl fühlt? Ist es für sie überhaupt in Ordnung? Es ist für Sumi bestimmt in Ordnung, sonst wäre sie ja nicht hier, oder? Vielleicht sollte ich lieber Sumi selbst fragen, als mich in meinen Gedanken mit mir selbst zu unterhalten. „Die Jungs werden oben sein und damit meine ich alle achtzehn Member. Ist das okay für dich? Oder fühlst du dich überfordert? Ich kann dich voll verstehen, wenn es zu viel für dich wird. Vielleicht sollten wir wirklich zu mir nach Hause. Ich kann eben den Haustürschlüssel holen und du bleibst hier unten, okay?“, ratterte ich die ganzen Fragen herunter. Eigentlich sollte es nur eine Frage werden, aber wenn ich einmal Rede kann ich schlecht aufhören zu reden. Überfordert sah mich Sumi an. „Hm... ist schon okay. Ein bisschen Ablenkung hilft bestimmt. Die Jungs sind ja immer nett zu mir gewesen. Solange sie nichts gegen meine Anwesenheit haben, denke ich ist es okay“, antwortete sie. Ich nickte auf. Schließlich drückte ich einen der Knöpfe neben der Fahrstuhltür. Wieder einmal ertönte dieses bekannte Geräusch, welches meldete, dass der Fahrstuhl da war. Die Türen gingen auf. Die Gesichter in dem Fahrstuhl kamen mir dieses Mal wirklich unbekannt vor und so war es auch. Keine bekannte Person, die mir auf meine Schulter tippte und leider auch kein Park Chanyeol.

Mit Sumi an meiner Hand betrat ich ein weiteres Mal an diesem Tag den Trainingsraum von NCT. Alle Blick wanderten auf uns oder eher gesagt zu Sumi herüber. Sie hob die Hand und lächelte schüchtern. Jungwoo stand auf und sein Gesicht wurde von diesem zuckersüßen Lächeln geziert. Er lief geradewegs auf Sumi zu. Da ich wusste was jetzt kommen wird, setzte ich mich zu Doyoung und Jeno auf die Couch. Jungwoo zog Sumi in eine lange und enge Umarmung. Er sagte:„Ich freu mich so, dass du hier bist. Geht es dir gut? Hoffentlich geht es dir gut. Aber wenn nicht, dann bist du immer gerne bei uns willkommen!“ Mein Bruder ist echt zu niedlich und manchmal geht seine Männlichkeit dabei unter. Er ist so ein Fluffball. Wo wir gerade bei Fluffball sind: Mark stand ebenfalls auf, um seine allerliebste Lieblings Kanadierin in den Arm zu nehmen. Auch er fragte sie, ob alles okay sei. Sumi nickte nur mit einem Lächeln. Danach pflanzte sie sich neben mich und schwieg vor sich hin. Währenddessen sich dieses Schweigen durch den ganzen Raum ausbreitete, bemerkte ich, wie der Hunger in mir zurückkam. Seit wie vielen Stunden hatte ich nichts mehr gegessen? Seit gefühlt zehn Stunden. Ohne dass ich jetzt übertreibe, diese zehn Stunden könnten halt wirklich hinkommen. „Jungwoooo“, ein weiteres Mal sprach ich seinen Namen aus, weil ich irgendwas von ihm wollte. Ihm schien es schon langsam auf die Nerven zu gehen. „Was ist jetzt schon wieder los?“, fragte er und man konnte einen leicht genervten Ton heraushören. „Ich habe Hunger“, beantwortete ich ihm seine Frage. „Dann kauf' dir was zu essen“, meinte Jungwoo. „Ich kann hier nicht weg“, fügte er noch hinzu. Schmollend lehnte ich mich zurück. Jetzt aufstehen will ich aber auch nicht. Außerdem ist Sumi doch da. „Du bist mein Bruder und zuständig für mich. Wenn ich verhungere, dann ist es deine Schuld! Außerdem hast du gesagt, dass ich hier Essen bekomme“, hielt ich ihm vor. Jungwoo stieß genervt Luft aus. „Gute Überredungskünste hattest du schon immer. Jedoch muss ich eine Sache anmerken. Lucas hat gesagt, dass es hier Essen gibt, nicht ich“, sagte er. Sofort schoss der Kopf von Lucas in die Höhe. Ich konnte förmlich sehen, wie seine Alarmglocken läuteten. Die Dreamies grinsten nur so vor sich hin. „Jetzt zieh' mich nicht mit in die Sache“, beschwerte sich der Chinese. „Nur wegen dir ist das Ganze ins Rollen gekommen“, ärgerte Kun ihn weiter. Nun füllte sich der Raum mit Gelächter. Lucas erhob sich von seinem Platz:„Jungwoo, ich habe dir immer gesagt, dass es keine gute Idee ist, deine Schwester zu dir zu holen. Es ist so, als müsstest du ein kleines Kind großziehen.“ Mein Gesichtsausdruck verdunkelte sich. Das hat er jetzt nicht gesagt. Sumi schien diese Aussage zu gefallen, da sie anfing zu lachen. „Sie ist ein kleines Kind“, lachte meine beste Freundin. Entsetzt sah ich sie an. „Danke? Was habe ich euch beiden getan, dass ihr so von mir denkt?“, ich sah beide erwatungsvoll an. Jungwoo meldete sich wieder zu Wort:„Irgendwie haben sie ja Recht.“ Damit war die Sache dann entgültig vorbei. Anscheinend dachte jeder, dass ich ein kleines Kind bin. Danke dafür, Lucas.

Das Thema wurde wieder zurück zum Essen gelenkt. „Also, da anscheinend alles meine Schuld ist, werde ich mich jetzt zum nächsten Kiosk begeben. Möchte noch jemand etwas essen?“ Lucas sah alle erwartungsvoll an. Nun hoben fast ganz NCT ihre Arme in die Luft. „So viele? Dann brauche ich Unterstützung“, stellte er fest. „Ich komme mit“, meldete sich Kun freiwillig. Zufrieden lächelte ich vor mich hin. Das habe ich mal wieder gut hinbekommen. Lucas und Kun verließen den Raum. Ich drehte mich Sumi entgegen. „Möchtest du heute bei mir übernachten? Wir haben so oder so Wochenende“, lächelte ich fröhlich. „Darf ich denn?“, unsicher sah sie mich an. „Natürlich darfst du!“, rief mein Bruder von hinten. Danach nickte Sumi überzeugend. Dann wäre diese Sache auch geklärt. Ich bekomme Essen und Sumi übernachtet bei mir, währenddessen ich mich um sie kümmern kann. Es läuft alles wie geschmiert.
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Thinking 'bout you.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt