Kapitel 22

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Yuna

Minnie und ihre Anhängsel kamen immer näher auf mich zu gelaufen. Mein Körper spannte sich automatisch an. Innerlich bereitete ich mich schon auf unangebrachte Kommentare vor. „Unsere liebste Ausländerin. Geht's dir besser? Du warst ganz schön lange weg“, sagte Minnie, als sie bei mir ankam. Nach ihrer letzten 'Attacke' lag ich zwei Tage mit vorgetäuschter Übelkeit und Magenschmerzen im Bett. Währenddessen habe ich das eine oder andere Mal geweint. Von diesen ganzen Sachen weiß weder Jungwoo noch Lucas etwas.

Da ich nicht auf ihre Frage antwortete, begann Minnie mich von oben bis unten zu mustern. Natürlich blieb ihr Blick an meinen Haaren hängen. „Wollten deine Haare heute nicht so, wie du es wolltest? Oder warum sehen sie so scheußlich aus?“, fragte Minnie. Sie fuhr mit ihren Fingern vorsichtig durch mein Haar. Eine unangenehme Gänsehaut fuhr über meinen Rücken. „Kannst du das bitte lassen?“, bat ich sie leise. „Klar“, meinte sie und zog mir dabei ein Haar aus. „Yah, was soll das?!“, fauchte ich. „Wir wollen nur testen, ob es auch wirklich echt ist. So blond und hässlich kann niemand sein“, lächelte sie freundlich, war aber alles andere als das. Bevor ich mich wehren konnte, liefen die drei auch schon weiter. Dabei stieß mich Sujin mit ihrer Schulter nach hinten. Ich stolperte rückwärts, verlor das Gleichgewicht und landete auf meinem Hinterteil. Die Bücher, welche ich in meiner Hand trug, fielen zu Boden. Sooyoung schoss eines dieser Bücher mit einem geschickten Stoß, den Gang entlang. Ich sah nach hinten und warf ihnen einen bösen Blick hinterher. Die drei Mädchen bogen in das nächste Klassenzimmer ab und waren somit verschwunden. Ich atmete tief durch und versuchte meine Wut im Zaun zu behalten. Als ich auf meinen eigenen Beinen stand, sammelte ich meine Bücher vom Boden auf. „Das müsste deins sein, richtig?“, sprach mich plötzlich ein Mädchen an. Ich nickte vorsichtig und bedankte mich lächelnd. „Diese Mädchen müssten echt von der Schule geschmissen werden“, flüsterte mir das braunhaarige Mädchen zu. „Sehe ich auch so“, gab ich zurück. Plötzlich ertönte die Schulklingel und die erste Stunde beginnt. „Ich gehe dann mal in den Unterricht“, lächelte sie mir zuletzt zu und verschwindet. In dem Momemt bog Sumi um die Ecke. „Das Mädchenklo ist immer überfüllt“, beschwerte sie sich schnaubend. In einem Rekordverdächtigen Tempo öffnete meine Freundin ihren Spind neben mir, mit der Nummer 0118. Sie fischte die wichtigsten Bücher heraus. Währenddessen beobachtete ich sie. „Ist was?“, hakte Sumi nach, die meine Blicke wohl auf ihr spürte. „Minnie und ihre Anhängsel waren wieder da“, antwortete ich. Sofort bekam ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. „Was haben sie gemacht?! Muss ich sie schlagen?“, die Wut in ihrem Gesicht konnte man förmlich spüren. Ich atmete einmal durch. Erst jetzt bemerkte ich, dass die zuvor vollen Gänge auf einmal fast leer waren. „Wir sollten zum Klassenzimmer. Ich erzähle dir alles auf dem Weg“, meinte ich. Gleichzeitig schlugen wir unsere Spinde zu. Auf dem Weg zum Geschichtsunterricht erzählte ich ihr schließlich alles. Viel Zeit um drauf zu reagieren hatte Sumi allerdings nicht. Denn wir beide kamen zur selben Zeit an, wie unser Lehrer. Schnell huschten wir vor ihm in das Klassenzimmer. Alle anderen Mitschüler saßen schon an ihren Plätzen. Sumi und ich saßen in der letzten Reihe am Fenster. Von dort aus bekamen wir im Sommer immer frische Luft ab und im Winter genügend Wärme, da sich die Heizungen unter den Fenstern befanden. Auch das natürliche Licht von draußen fiel auf unsere Tische. Wir setzten uns auf unsere Plätze und der Unterricht konnte beginnen.

Den ersten Block hatten wir gut überstanden, auch die darauffolgenden Schulstunden hatten wir überlebt. Jetzt wartete jedoch die Mittagspause auf uns. „Hoffentlich gibt es heute wieder genießbares Essen. Ich habe keine Lust den ganzen Tag zu hungern", beschwerte ich mich. „Hoffentlich", gab Sumi von sich. Wir bogen zusammen um die Ecke. Am Ende des Ganges befand sich der Eingang zur Cafeteria. Wir betraten diese und stellten uns an. „Es gibt Bruger, yes", freute sich Sumi. Mein Blick schoss zur Theke. „Du hast Recht. Es passieren doch noch Wunder", freute ich mich mit meiner Freundin. Als wir nach einer kurzen Weile an der Reihe waren, bekamen wir beide unser Essen. Danach suchten wir uns einen freien Tisch und setzten uns hin. Zuerst war es zwischen uns ziemlich ruhig, da wir unser Essen genießen wollten. Doch danach fing Sumi an, sich über irgendwas aufzuregen. Wahrscheinlich wieder über einen Lehrer oder über ein paar inkompetente Mitschüler. Ich hörte ihr allerdings nur mit einem halben Ohr zu. Meine Konzentration schweifte schon wieder durch die Tiefen meiner Gedanken. Ich dachte über das bevorstehende Wochenende nach. So richtig bei einer Aufnahme zu geschaut habe ich noch nie. Jungwoo hat mich zwar zu sämtlichen Aufnahmestudios mitgenommen, jedoch durfte ich nie bei den Aufnahmen zu sehen. Er hat mich immer zu einem anderen Member ins Wartezimmer gesetzt oder sonst wohin. Deswegen bin ich umso aufgeregter, wenn mich Lucas wirklich zu einer Aufnahme mitnimmt. Ich bin echt gespannt, wie es ablaufen wird. Am meisten werde ich mich jedoch auf Lucas freuen und natürlich auch auf die anderen Member. Nachdem sie das Lied fertig aufgenommen haben, werde ich dann wohl weniger Zeit mit ihnen verbringen können.

„Yuna, hörst du mir eigentlich zu?", lachte meine beste Freundin, Sumi. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie mit ihrer Hand durch die Luft fuchtelte um meine Aufmerksamkeit wiederzubekommen. „Wo bist du denn wieder mit deinen Gedanken?", lachte sie. Eigentlich hätte sie sich diese Frage sparen können. Seit Tagen, wenn nicht sogar seit Wochen, schwebte diese eine Person in meinen Gedanken herum. Auch in ihren Gedanken schwebt womöglich nur noch eine bestimmte Person rum. Wir beide sind schließlich seit neuestem verliebt. „'tschuldigung, ich war woanders", schüttelte ich mich wieder wach. „Worüber hast du denn geredet?", fügte ich noch hinzu. „Es war nur etwas über Minnie und ihren Anhang. Sie werfen die ganze Zeit hässliche Blicke herüber. Die sind bestimmt nur auf unsere Burger neidisch", erklärt Sumi und verbreitet schon gleich wieder gute Laune. „Oh ja, wir haben die beiden besten Burger bekommen", stimmte ich ihr zu. Gemeinsam lachten wir noch eine Weile, bis es Zeit wurde die Tabletts mit den leeren Tellern abzugeben. Danach begaben wir uns zu unserem nächsten und somit auch zum letzten Unterricht für heute. Dieser endete auch schneller als normal. Ehe wir uns versahen, standen Sumi und ich im Schulflur vor unseren Spinden. Völlig entspannt räumte ich meine Bücher in den Spind, doch leider musste mir diese Entspannung wieder genommen werden. „Yuna, hast du deinen Schultag gut überstanden?", fragte Minnie und lächelte mich an. Aus dem Nichts stand sie neben mir, ihr Anhang natürlich auch. „Antworte ihr einfach nicht, irgendwann wird sie gehen", sprach Sumi mir zu. Ich spürte, wie Minnie, Sujin und Sooyoung mich musterten. Ich nickte und starrte in meinen Spind. Plötzlich wurde die Spindtür von Minnie mit einem lautem Knall geschlossen. Ich zuckte zusammen und alle Blicke, der noch anwesenden Schüler lagen für kurze Zeit auf uns. „Du sollst mich nicht ignorieren, ich hasse es ignoriert zu werden", sagte Minnie in einem bedrohlichen Ton. Sie kam mir gefährlich nah. „Besser du antwortest, oder es passiert gleich was", drohte mir mein Gegenüber. Natürlich mischte sich Sumi wieder ein:„Was soll denn groß passieren?" In diesem Moment schubst mich Minnie mit einem starken Stoß gegen die Spinde. „Ey! Was erlaubst du dir, so mit dem Mädchen umzugehen?", rief eine dunkle Stimme. Ein Junge mit einer schwarzen Sonnenbrille, schwarzen Cap und einem dunklen Mundschutz kam mit schnellen Schritten auf uns zu. An seiner Stimme erkannte ich natürlich, um wen es sich handelt. Aber was macht er hier?
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1259 Wörter

Thinking 'bout you.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt