4.Kapitel

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Einige, für Frozen zeitweise recht schmerzvolle, Minuten später ließ die Adelstochter endlich von ihm ab. Der blutdurchtränkte, zuteil mit einer kleinen Schere zerschnittene Pullover lag neben ihm im Staub. Den zu reparieren konnte er wohl endgültig vergessen. Eine leichte Brisekam auf und bewegte die Blätter der Bäume ringsum. Frozen zitterte. Kein Wunder. Er hatte viel Blut verloren und auch wenn das Dach des hWaldes schon wieder grün war, bis zu sommerlichen Temperaturen fehlten halt doch noch ein paar Grade. Lediglich mit einem etwas schiefen Verband um den Oberkörper war es klar, dass ihm da kalt sein würde.

Seine Lebensretterin wischte gerade mit einem kleinen Tuch die Pinzette sauber, mit der sie auch die letzten Holzstückchen aus seiner Schulter gezogen hatte. Sein Blick fiel auf den gesplitterten und zum Glück recht schmalen Ast, der ihn mit so großer Wucht getroffen hatte, dass er fast bis zum Knochen eingedrungen war. Er schauderte.

Wenn der ihn im Nacken und nicht an der Schulter erwischt hätte, wäre er vermutlich entweder direkt am Genickbruch oder zumindest wegen dem Erdrutsch draufgegangen. Frozen hatte dem Tod schon oft ins Auge sehen müssen, doch so knapp und zufällig war er schon lang nicht mehr davongekommen. Einzig sein Glück war der Grund dafür, dass er jetzt noch atmete.

Zap passierte das andauernd. Katastrophen jeglicher Art schienen den Bruder von Zen zu verfolgen, wobei er jedoch wie durch ein Wunder stets mit nur ein paar Kratzern davon kam. Ob das jetzt Glück oder Pech war, darüber lies sich streiten. Bei dem Gedanken daran, wie Zap einst bei dem Versuch Frühstück zu machen die Küche halb abgebrannt hatte, musste Frozen unweigerlich schmunzeln.

„Dir scheint es ja schon wieder recht gut zu gehen.", kommentierte die Adelstochter. Sie hatte die Pinzette zusammen mit dem restlichen Verbandszeug zurück in den roten Beutel gestopft und betrachtete Frozen aufmerksam.Für einen kurzen Moment blieb ihr Blick an seinem Tattoo hängen. Manchmal sah es so aus als würde der rote Drache direkt über seinem Herzen sich bewegen. Das war natürlich nur eine optische Illusion, aber trotzdem gab es Leute die glaubten das Tattoo wäre magisch. Totaler Quatsch. Der alte Zenzou war zwar ein begabter Kämpfer und Künstler, hatte aber ungefähr so viel magische Kraft wie Lord Nightwall im kleinen Finger. Das Mädchen musterte darüber hinaus seine zahlreichen Narben und Frozen wünschte sich seinen Pulli mehr zurück denn je. Musterungen wie dieser folgten normalerweise irgendein mitleidiger Kommentar, oder die Aufforderung zu verschwinden. Dabei war ihm letzteres meistens lieber, denn freundlich waren sie zu ihm immer nur so lange, bis er sich weigerte ihnen zu erzählen, woher die Verletzungen stammten. Er sprach nicht gerne über Vergangenes. Als sie den Kopf hob legte er sich schon Antworten zurecht, mit denen er ihren Fragen ausweichen könnte, bis sie ihm in die Augen sah...

„Oh, scheiße."

„W-was ist?"

Wortlos reichte er ihr den Handspiegel, doch sie blickte ihn weiterhin nur verwirrt an.

„Schau rein."

Etwas zögerlich hob sie den Spiegel. Zuerst schien es ihr nicht aufzufallen, doch dann verzog sich ihr Gesicht zu einem einzigen Fragezeichen.

„Was ist das?"

„Jeder Magiebegabte verändert sich auf die ein oder andere Weise, wenn er Kontakt mit seinem Dämon hat. Bei mir sind es die Haare und...."

„Ich hab so komische Sterne in den Augen?"

Maro, der bis gerade eben die verstreuten Kleidungsstücke zusammengesammelt und ordentlich gefaltet zurück in die Tasche geräumt hatte, hob den Kopf. Offenbar war ihm kein Wort entgangen. Er ging neben Frozen in die Hocke und bestätigte dessen Verdacht.

„Das sind Pentagramme.", stellte Maro fest,  "Eines um jede Pupille. Aber warum? Sie berührt diese Katze im Moment doch gar nicht."

Das stimmte.

Die Kinder des Drachen, Teil 1: Der schwarze TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt