Frozen atmete tief durch. Sein Herz schlug von innen gegen seine Rippen, als wollte es ausbrechen. Der Kampf hatte noch gar nicht begonnen und schon stand ihm Schweiß auf der Stirn. Neben ihm drängten sich die Zwillinge eng aneinander.
„Die halbe Stunde is rum.", bemerkte Raven. Sie wirkte gefasst und ruhig.
„Dann mal los.", befahl Frozen. Sie traten um die Ecke. Vor ihnen erstreckte sich ein ovales, von Felswänden umrahmtes Tal. Der Weg unter ihnen schlängelte sich noch einige Meter, ehe er unter einem weit geöffneten Holztor hindurchführte. Rechts und links des Lagereingangs erhoben sich niedrige Türme. Davor zog sich eine hölzerne Palisade bis zu den äußeren Felswänden.
„Ist es wirklich schlau,"
„genau auf den Haupteingang zuzulaufen?", wollten die Zwillinge wissen. Angst schwang in ihren Stimmen mit.
„Wir sind die Ablenkung.", wiederholte Frozen ernst. Da bemerkte er, dass die beiden zitterten.
„Keine Sorge.", versuchte er sie zu beruhigen, „Ich pass auf euch auf. Auf euch alle drei.", ergänzte er mit einem Blick auf Raven.
Etwas zischte. Frozen riss den Kopf herum. Pfeile schossen auf sie zu. Er riss den Arm hoch, wusste, dass er die Eisbarriere niemals rechtzeitig würde aufbauen können. Plötzlich hielten die Geschosse mitten in der Luft inne. Verwundert sah Frozen zu, wie sie klappernd zu Boden stürzten.
„Pass erstmal auf dich selbst auf.", bat Raven schnippisch.
„Danke.", murmelte Frozen.
Sie rannten los. Raven stoppte einige weitere Pfeilregen und bald standen sie mit dem Rücken an die Palisade gelehnt außerhalb der Reichweite der Schützen.
Frozen blickte zum Eingang. Sollten sie einfach reinrennen?
Wir sind die Ablenkung, rief er sich in Erinnerung und trat als erster durch das Tor. Vor ihm baute sich eine Reihe von Soldaten auf. Es waren vielleicht ein Dutzend. Frozen griff nach der Feuchtigkeit der Luft. Ein Kinderspiel.
Der vorderste Soldat hob sein Schwert, an dessen Klinge ein gelb glitzernder Edelstein saß.
Oh Scheiße.
Frozen hatte gerade noch Zeit eine Wand aus Eis hochzuziehen. Er sprang im selben Moment zur Seite, wie ein greller Blitz, der von der Spitze des Schwertes ausging, seine Barriere in tausend Splitter zerfetzte. Gut, dass er nicht auf sie vertraut hatte. So aber starrte der Soldat eine Sekunde zu lange auf die Stelle, an der er Frozen zuletzt gesehen hatte. Dies gab ihm Gelegenheit einen einfachen Eisdolch auf ihn zu schießen. Die funkelnde Klinge bohrte sich tief in die Brust des Mannes während eine immense Staubwolke himmelwärts stob.
Ohne Zeit zu verlieren stürzte Frozen sich auf die anderen Soldaten. Er wollte ihnen keine Zeit lassen sich von dem Nachhall der Explosion zu erholen. Direkt vor dem ersten kam er zum stehen und schwang den Arm nach vorne. In der Bewegung griff seine Hand ein gerade in diesem Moment entstehendes Schwert. Der Soldat war so überrascht, dass er noch nicht einmal seine eigene Waffe hob, um sich zu verteidigen. Blut spritze. Frozen ignorierte die warmen Tropfen auf seiner Haut und die schmerzerfüllten Blicke des stürzenden Mannes. Er wandte sich schon dem nächsten zu. Die erst knapp Dutzend Soldaten hatten sich bereits verdoppelt und aus den umliegenden Zelten schlossen sich immer mehr dem feindlichen Trupp an.
Inzwischen hatten Rave und die Zwillinge aufgeholt. Während er kämpfte, warf Frozen immer wieder einen Blick zu ihnen. Schnell begriff er jedoch, dass keine der Drei seine Hilfe nötig hatte. Tatsächlich schlug die junge Raven sich erstaunlich. Sie stand da wie ein Fels, jeder der sich ihr näherte wurde vom plötzlich doppelten, dreifachen, gar zehnfachen Gewicht der eigenen Kleider zu Boden gerissen. Manchmal hob das Mädchen einige Kiesel vom Boden, warf sie über die Köpfe der Soldaten und ließ sie mit der Gewichtskraft von Felsen niederregnen. Sie brauchte wahrhaftig keine Hilfe.
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Die Kinder des Drachen, Teil 1: Der schwarze Tod
FantasyVor bald zehn Jahren brannte das Dorf Raboria in nur einer Nacht bis auf die Grundmauern nieder. Eine schreckliche Katastrophe die heute schon droht in Vergessenheit zu geraten. Doch der schwarze Drache, der in jener Nacht dort gesehen wurde, ist no...