29.Kapitel

26 2 0
                                    


Schweigend saß er da. Vater thronte auf dem einfachen Felsen wie ein König. Die untergehende Sonne färbte den Himmel über ihren Köpfen Blutrot. Ringsum streckten sich die schwarzen Felsen dem Licht entgegen, das kaum den Boden des runden Kraters erreichte. Hinter seinem Vater glühten die Schuppen des Drachen im Abendlicht. Hitze ging von dem gewaltigen Dämon aus, erfüllte die Luft und trieb ihm Schweißperlen auf die Haut. Trotzdem schauderte Frozen. Er hatte mit allem gerechnet. Wutgeschrei, Freude, Schläge, nur nicht mit dieser bedrückenden Stille. Sein Vater starrte ihn aus glänzend blauen Augen an. Das helle Haar blitzte in verschiedenen Rottönen, wie auch die einzelnen Schuppen auf seinen Wangenknochen. Doch keine Regungzeigte sich in dem wie aus Stein gehauenen Gesicht. Lediglich die Augen fixierten ihn. Er wirkte enttäuscht.

Frozens chluckte.

Endlich sprach sein Vater, stellte die Frage, die kommen musste: „Warum hast du uns verlassen?"

Frozen hatte sich zuvor überlegt, wie er darauf antworten würde. Er hatte sich Sätze zurechtgelegt, doch nun wollten ihm die flachen Entschuldigungen nicht über die Lippen. Stattdessen sagte er die reine Wahrheit:

„Weil ich Angst hatte. Angst vor den Dämonen, Angst vor den ständigen Kämpfen, Angst vor der Verantwortung und davor, wieder Jemanden zu verlieren und nichts tun zu können."

Die letzten Silben verklangen langsam in der schwülen Luft. Ergeben wartete Frozen auf die Reaktion seines Vaters, auf seine Wut, seine Enttäuschung. Dragon, Begründer des Drachenhorts, ließ sich Zeit.

„Warum bist du dann zurückgekommen, Sohn?"

Frozen dachte nach. Ja warum? Er wusste, dass viel von seiner Antwort abhing, zu viel um sie vorschnell zu geben und doch wollte er nicht lügen.

„Weil...", er zögerte.

Sein Vater wartete geduldig.

„Weil ich erkannt habe, dass ich von nichts davon weglaufen kann. Zwei Jahre hab ich das Land durchstreift, mich an niemanden gebunden und stets den Ort gewechselt, eh ich mich dort zuhause fühlten konnte. Doch glücklich war ich nie. Dann hat sich das mit einem Schlag  geändert. Ich hab ein Mädchen kennengelernt, das grade erst ihre magischen Fähigkeiten entwickelt hat. Sie wusste nichts, war völlig wehrlos in dieser brutalen Welt, da konnt ich nicht anders, als ihr zu helfen. Obwohl ich Verantwortung übernommen hatte, obwohl ich wieder kämpfen musste, war ich doch fröhlicher zusammen mit ihr und meinen neuen Freunden, als in den Jahren zuvor."

„Das allein ist kein Grund."

„Stimmt, ist es nicht. Vater ich denk, nein ich weiß, dass wir in etwas großes hineingeschlittert sind. Ein Kampf, ein Krieg, der wichtiger is als meine eigenen Probleme. Deshalb bin ich hier, um Bericht zu erstatten über das, was Bird und ihre Brüder im Norden hält. Über das, was uns alle bedroht."

Dragon zog eine Augenbraue nach oben. Äußerlich schien er ruhig, doch Frozen kannte ihn lange genug, um zu sehen, dass er innerlich brannte.

„Schieß los!"

Fast hätte Frozen gelächelt. Das war der Dragon, den er kannte. Ein erwachsener Mann, beeindruckend und stark, aber im Herzen noch immer ein Junge. Er erzählte ihm alles und Dragon hörte aufmerksam zu.


„Ich muss mit diesem Maro reden, mit Sheyna und diesen beiden anderen...", folgerte Dragon halblaut.

„Ich kann sie holen.", bot Frozen an. Je schneller sie ihm seine Fragen beantworteten, desto rascher konnten sie Bird und den anderen helfen. Er wollte keine Zeit verschwenden.

Die Kinder des Drachen, Teil 1: Der schwarze TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt