Ihr Kampfschrei hallte von den Wänden der Höhle wieder, wurde lauter und lauter, steigerte sich zu einem Brüllen, dass einem leibhaftigen Drachen gestanden hätte. Kuros Warnung dagegen ging unter und verklang ungehört im Getöse. Wenn einer der Kapuzengestalten den Zusammenbruch des Mannes nicht mitbekommen hatte, unterbrach er spätestens jetzt seine Arbeit. Entgeistert sahen sie zu, wie Bird ihnen entgegen fegte. Der Erste, den sie mit dem Schwert niederstreckte, leistete keinerlei Widerstand. Er schrie nicht einmal als sie ihm die Klinge in den Bauch rammte. Doch schon der zweite wehrte sich tapfer, wich mehreren Schlägen aus, ehe Bird ihn erst am Bein und dann an der Seite erwischte. Sie war keine Schwertkämpferin. Ihre Hiebe waren stümperhaft und nicht gerade elegant, aber es reichte, um fünf Männer zu töten, ehe es einem gelang, ihr die Waffe aus der Hand zu schlagen. Sie fluchte, verpasste dem Angreifer einen Fausthieb auf die Nase und bückte sich nach dem Schwert. Dieses lag jedoch nicht mehr am Boden, sondern sauste, geführt von einem der Männer auf ihr Gesicht zu. Bird zuckte nach hinten, mehr Reflex als Können und landete hart auf dem Steißbein. Schmerz raste ihr die Wirbelsäule nach oben. Trotzdem verlor sie kaum Zeit, machte aus dem Hinsetzen eine Rückwärtsrolle und kam schließlich wieder auf die Beine. Bird fixierte den Kapuzenmann mit dem Schwert. Ihr Atem ging schnell, aber noch war er regelmäßig. Die Schwertspitze senkte sich ein Stück.
„Gib a..."
Weiter kam er nicht. Bird schoss nach vorne, packte mit einer Hand die obere Kannte des zum Glück einschneidigen Schwerts und schlug dem Mann mit der anderen so fest in den Bauch, das er sich krümmte. Sie drehte das Schwert, packte seinen Griff und beendete das Leben des Mannes. Bird sah sich um. Erstaunt erkannte sie, dass sie nicht die einzige war, die kämpfte. Vor einer Türe auf der anderen Seite der Käfige war ebenfalls ein Handgemenge ausgebrochen. Hinter den Körpern der Kapuzenmänner erkannte sie zwei undeutliche Gestalten, die sich tapfer gegen die große Übermacht wehrten. Hinter ihnen erspähte sie eine weit geöffnete Tür. Doch fliehen wollte sie nun nicht mehr. Rasch sah sie sich um. Die verbliebenen Männer scharten sich bei der Türe, keiner beachtete sie. Bird hastete zum Käfig. Der Gefangene mit den Stachelhaaren sah sie entsetzt an. Zu seinen Füßen hockte ein fast durchscheinender Vogel, der Bird mit scharfen Raubtieraugen fixierte.
„Ich hol dich da raus!", keuchte Bird. Sie studierte den Käfig, suchte eine Türe, irgendeine Art ihn zu öffnen, fand aber nichts. Die Gitter bestanden aus schwarzen Metallstreben, wölbten sich nach oben zu einer Kuppel und trafen sich in einem einzigen Punkt. Das ganze Ding erinnerte sie stark an einen Vogelkäfig. An einen Vogelkäfig ohne Türe.
„Verdammt. Weißt du, wie das Teil aufgeht?"
„Ja...", er atmete noch immer schwer, kämpfte sichtlich, nicht das Bewusstsein zu verlieren, „... aber du, ... du kannst ihn ... nicht öffnen... zu schwer."
Er schloss für einen Moment die Augen. Bird blickte unruhig umher. Noch waren die Kapuzenmänner an der Tür beschäftigt, doch lange konnte es nicht dauern, bis sie erkannten, was Bird vorhatte. Der junge Mannim Käfig öffnete ein letztes mal den Mund, „Decke.", keuchte er. Dann wurde er ohnmächtig.
Decke. Was meinte er damit?. Bird trat einen Schritt nach hinten und schielte nach oben. Undeutlich im schwachen Licht erkannte sie ein dickes Drahtseil, dass von der Spitze des Käfigs nach oben führte. Es verschwand im Dunkeln und Bird konnte in der Schwärze unmöglich erkennen wohin es führte. Dennoch hatte sie eine ungefähre Idee wozu es gut war. Sie betrachtete noch einmal den Käfig. Tatsache, die Gitter waren nicht direkt mit dem Boden verbunden sondern mit einem Ring, der lose auf ihm auflag. Sie fluchte. Allein würde sie den Käfig niemals öffnen können. Was nun?
Bird wandte sich wieder der Tür zu. Die beiden Kämpfer hatten es irgendwie an den Kapuzenmännern vorbei geschafft und wehrten sich nun mit dem Rücken zum Raum. Bird kannte keinen von ihnen. Doch wie heißt es so schön? Der Feind meiner Feinde, ist mein Freund. Sie setzte sich in Bewegung, hastete zwischen den Käfigen hindurch. Manche der Gefangenen regten sich schwach, aufgeweckt durch den Lärm, doch Bird beachtete sie nicht weiter. Die beiden Krieger waren gut. Der eine verteidigte sich mit einem Stock, der andere focht mit einem kurzen Messer. Dennoch erkannte Bird die Müdigkeit in ihren Angriffen und Paraden. Nicht mehr lange und sie würden die ersten Fehler machen. Jetzt wo sie näher war, konnte sie die Beiden mustern. Der Stockkämpfer war kleiner, hatte langes schwarzes Haar und violette Augen. Entfernt wirkte er wie der Wachmann, den sie K.O. geschlagen hatte. Vielleicht stammten sie aus dem gleichen Land, denn im Königreich gab es keine Menschen mit violetten Augen. Der anderewar jünger, blond und kam ihr entfernt bekannt vor. Doch wenn sie ihm schon einmal begegnet war, dann vermochte sie nicht zu sagen, wo. Gerade als Bird den letzten Käfig umrundete, durchbrach einer der Kapuzenmänner die Verteidigung des Stockkämpfers. Er traf ihn hart an der Schulter. Der Krieger verlor für eine Sekunde das Gleichgewicht. Das reichte für einen anderen der Männer, um ihn endgültig zu Boden zu werfen, sich auf ihn zu Knien und ihm die Arme auf den Rücken zu drehen.
DU LIEST GERADE
Die Kinder des Drachen, Teil 1: Der schwarze Tod
FantasyVor bald zehn Jahren brannte das Dorf Raboria in nur einer Nacht bis auf die Grundmauern nieder. Eine schreckliche Katastrophe die heute schon droht in Vergessenheit zu geraten. Doch der schwarze Drache, der in jener Nacht dort gesehen wurde, ist no...