Bevor Frozen losstürmen konnte, ließ ein plötzliches Geräusch ihn zusammenfahren. Erst dachte er, einer der Wachen habe auf ihn geschossen, doch diese fixierten allesamt einen Punkt rechts von ihm und beachteten die Waffe in seiner Hand in keinster Weise. Frozen folgte ihrem Blick.
Im Türrahmen stand eine junge Frau. Sie war unverkennbar hübsch, doch die streng zurückgebundenen Haare verliehen ihr etwas unnahbares.
„Störe ich?", fragte sie in fast fröhlichem Tonfall.
Frozen starrte sie an. Die junge Frau trommelte mit den Fingern auf den Schaft ihrer Waffe. Was für ein merkwürdiges Ding. Am einen Ende spitz, am anderen mit einer Klinge versehen, die fast an eine Axt erinnerte, ähnelte es einer Kreuzung aus Hellebarde und Speer. Obwohl sie so groß war hielt dieses Mädchen die Waffe mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit. Sie maß die Anwesenden mit Blicken.
„Frozen richtig?", fragte sie an ihn gewandt. Er war so überrascht, dass er nicht antworten konnte. Sheyna stieß ihm einen Ellbogen in die Seite.
„Kennst du die?", flüsterte sie.
Er schüttelte den Kopf.
„Nein.", bekräftigte auch die fremde Kriegerin lachend, „Ich habe lediglich von ihm gehört."
„Woher?", fragte Frozen, als er endlich seine Sprache wiederfand.
„Von Sebastian.", erwiderte sie noch immer in leichtem Plauderton.
„Du bist eine Exorzistin?", wollte Sheyna erstaunt wissen. Die Frau strich über den roten Schal um ihren Hals. Ihre Augen wurden kalt.
„Nein.", antwortete sie mit Bestimmtheit.
„Aber du kennst ihn?", hakte Sheyna nach.
Sie nickte beinahe traurig.
„Was willst du?", kam Maro zum Punkt. Seine Stimme klang gepresst und Blut tropfte zwischen seinen Fingern zum Teppich herunter.
„Von euch nichts, aber...", sie wandte sich Nightwall zu, hielt inne und Blickte wieder Frozen an.
„Vielleicht doch...", sie zögerte, warf einen schnellen Blick zu den wie Steinstatuen dastehenden Soldaten und sprach weiter, „Frozen, wenn du ihn siehst, also Sebastian, kannst du ihm eine Nachricht ausrichten?"
„Eine Nachricht?", wiederholte Frozen.
„Ja.", bestätigte sie, „Sag ihm, es tut mir Leid."
„Was tut dir Leid? Und wer bist du eigentlich?"
Sei sah zur Seite.
„Sebastian weiß worum es geht.", murmelte sie, „Er kennt mich als Marina, wenn du es unbedingt wissen musst."
„Marina.", wiederholte Frozen.
Sie schenkte ihm ein Lächeln.
„Und jetzt...", sie deutete einladend auf Nightwall, „Mach ruhig weiter, wo du aufgehört hast."
Frozen warf dem sprachlos dastehenden Lord einen schnellen Blick zu. Unwillkürlich senkte er das Schwert. Seine erste Wut war abgekühlt. Nun war er sich der mit geladenen Armbrüsten bewaffneten Soldaten wieder vollends bewusst. Nightwall anzugreifen wäre Selbstmord.
„Worauf wartest du?", wollte Marina wissen.
Frozen blickte zwischen ihr und den Wachen hin und her. Eigentlich müssten die sie doch schon längst erschossen haben.
„Ach, um die brauchst du dir keine Sorgen zu machen.", meinte Marina mit aufreizendem Lächeln, „Die gehören zu mir."
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Die Kinder des Drachen, Teil 1: Der schwarze Tod
FantasyVor bald zehn Jahren brannte das Dorf Raboria in nur einer Nacht bis auf die Grundmauern nieder. Eine schreckliche Katastrophe die heute schon droht in Vergessenheit zu geraten. Doch der schwarze Drache, der in jener Nacht dort gesehen wurde, ist no...