13.Kapitel

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Nur eine Frage der Zeit.

Frozens Hand krampfte sich zusammen. Fest drückte er Sheynas, die sich irgendwann in seine geschoben hatte. Nach außen hin versuchte er, ruhig zu bleiben, während sich in ihm alles drehte. Es war nicht so, dass dieses Todesurteil überraschend kam, nur zerstörte es das bisschen Hoffnung, dass er sich noch zu haben erlaubt hatte. Denn bereits als der Rote das Messer aus Frozens Seite zog, hatte er gewusst, dass diese Wunde tödlich sein könnte. Das dieser Fehler sein letzter sein könnte.

Sheyna erwiderte den Händedruck. Sanft strich sie mit ihrem Daumen über seinen Handrücken. Langsam fasste Frozen sich wieder. Der erste Schwindel ebbte ab und wurde von einer merkwürdigen, fast gleichgültigen Stimmung überlagert, die er weder fassen noch haben wollte. Sein Leben sollte ihm nicht egal sein. Er hatte Rose schwören müssen, so wie sie ihm, ohne den jeweils anderen zu leben, falls diesem etwas zustoßen sollte, bevor Rose zustimmte, seine Freundin zu sein. Bevor er sie zum ersten Mal hatte küssen dürfen.

Das Streichen des Daumens wurde fester, bis sich schließlich, wenn auch nur kurz, ein Fingernagel schmerzhaft in seine Haut grub. Frozenw ollte sich beschweren, fand aber keine Stimme.

„Ich...", sagte Sheyna leise, so zaghaft, dass nur er sie hörte.

„Ich...", wiederholte sie lauter und durchbrach das betroffene Schweigen, welches den kleinen von Moos erleuchteten Raum ausfüllte wie dicke feste Watte. Alle Köpfe drehten sich zu ihr.

„Ich werde helfen."

Ihre Hand drückte seine nun so fest, wie er ihre nur Sekunden zuvor. Frozen konnte nur verständnislos auf ihren, mit schwarzen Locken überströmten, Hinterkopf starren. Das provokative Angebot des Typen mit den Mädchenhaaren war vollkommen in dem darauf folgenden Schock untergegangen. Zumindest bis sie ihn jetzt daran erinnerte.


„Ich kann nicht für die Anderen sprechen. Ich weiß noch nicht mal, ob ich viel tun kann, aber bitte, bitte helft Frozen!"


Kuro schenkte ihr ein diesmal tatsächlich freundlich wirkendes Lächeln.Frozen jedoch traute ihm nicht. Er konnte nicht anders, als sich kalte, erbarmungslose Augen hinter seinen schwarzen, bis zur Nasenspitze reichenden Haaren vorzustellen, die auf eine ganz andere Art erfreut waren, als sein Mund es deutete.

„Du kannst wirklich nicht viel tun.", stellte Kuro fest.

Seine Stimme klang neutral und doch ein wenig gezwungen, als hätte er Mühe etwas, was nur in seinem Innern vorging, davon abzuhalten, nach außen zu dringen.

„Sie vielleicht nicht, aber wir schon.", erklärte da Bird, steckte ihren Dolch zurück unter den Rock und fuhr fort: „Frozenist ein Teil unserer Familie und als solchen könnten wir ihn niemals sterben lassen, wenn wir auch nur die geringste Chance haben, ihn zu retten. Wir versprechen euch ebenfalls unsere Hilfe und wenn es nötig, ist die Hilfe des ganzen Drachenhorts, nur haltet euren Teil der Abmachung, sonst werdet ihr den Zorn eben jenes zu spüren bekommen!"

Dem war nichts mehr hinzuzufügen. Zen nickte einmal entschieden und Kuro stand auf. Kami kam ebenfalls auf die Füße und Sheyna ließ rasch seine Hand los und machte ihr Platz an Frozens Seite. Während diese den Verband um seine Mitte löste, lehnte Kami sich unauffällig näher an ihn heran.

„Denk bitte nichts schlechtes von uns.", flüsterte sie ihm ins Ohr, „Ich hätte Kuro so oder so dazu gebracht dir zu helfen."

Frozen nickte knapp, die Zähne fest zusammengebissen. Der Verband klebte wegen dem getrockneten Blut aneinander und jeder, wenn auch seltene, Ruck sandte Schmerzen durch seine Nerven. Sheyna war zu seinen Füßen gewichen und Frozen fixierte konzentriert ihre goldenen Augen. Um sich abzulenken studierte er ihre goldfarbene Iris mit dem geschwungenen Pentagramm aufs genaueste. Als Kami die letzte Lage von seiner Haut löste, konnte er sich trotzdem einen Schmerzenslaut kaum verkneifen.

Die Kinder des Drachen, Teil 1: Der schwarze TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt