3.Kapitel

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„Na das nenne ich Rettung in letzter Sekunde."

Maro sagte das, als wäre diese ganz allein ihm zu verdanken, doch Frozen hatte nicht den Atem, ihm zu widersprechen. Die Anstrengungen des Tages forderten so langsam ihren Tribut. Magie hatte ihren Preis und Maros neuester Einfall verlangte ihm einiges ab. Um seine teure Herrin vor weiteren Anstrengungen zu bewahren sollte sie den Rest des Weges nicht selbst laufen. Sie durfte sich ganz ihrem Adelstitel getreu in einer goldenen Kutsche befördern lassen. In Wirklichkeit war diese natürlich nicht golden sondern ein kleiner Karren aus Eis, der natürlich auf gar keinen Fall schmelzen durfte und somit ständig magisch erneuert werden musste. Doch der Teil mit dem befördern, sprich sich ziehen lassen, blieb gleich. Zu zweit mühten Maro und er sich ab das Gefährt samt Insassin und Glitzertasche auf dem schmalen, holprigen Waldweg vorwärts zu bekommen. Die Nacht war bereits vollständig hereingebrochen und schiene nicht der fast volle Mond am wolkenlosen Himmel, der Wald wäre so tiefschwarz wie die Zelle tief im inneren des Herrenhauses.

„Das hat keinen Sinn." stellte Frozen nüchtern zwischen zwei schnaufenden Atemzügen fest.

„Lasst uns eine Lichtung suchen, ein Feuer machen und es für heute gut sein."

„Wir sollen im Wald schlafen?"

Maro klang ungläubig.

„N' Hotel wirst du hier nicht finden und zurück in die Stadt zu gehen wär vermutlich ziemlich dumm. Man wird nach uns suchen."

Widerwillig lenkte Maro schließlich ein und sie schlugen ihr Nachtlager gerade weit genug vom Weg entfernt auf, dass man von dort das Licht ihres kleinen Feuers nur erahnen konnte. Schon bald schlief die Adelstochter auf einem sorgsam zusammengesuchten Blätterhaufen und auch Maro schnarchte leise vor sich hin. Frozen selbst konnte jedoch keine Ruhe finden. Er hatte schon auf härterem Boden geschlafen und auch die brennenden Kratzer der Dornen waren bei weitem nicht so schlimm, doch der nun von Laufmaschen überzogene Pullover lies ihm keine Ruhe. Er war so ziemlich das letzte Erinnerungsstück das er noch an sie hatte. Natürlich, der Pulli war hässlich, grau, aus kratziger Wolle, ziemlich unregelmäßig gestrickt und schon mehrfachausgebessert, doch trotz allem war er für ihn der schönste, den er je besessen hatte.

Jetzt war er kurz davor sich komplett aufzulösen und Frozen hatte keine Ahnung wie man sowas repariert.

Vor seinem inneren Auge sah er wieder ihr Lächeln, als Rose ihm ihr erstes selbstgestricktes Werk überreichte. Das war nun schon über zwei Jahre her und der Pulli passte ihm immer noch. Anscheinend würde er doch nicht mehr wachsen. Für seine 16 vielleicht auch schon 17 Jahre war er verdammt klein. Aber das war ihm egal. Rose hatte ihn geliebt, so wie er war und er ...

Er hatte sie nicht beschützen können.

Frozen schrak hoch. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn und sein Atem ging schnell. Er hatte einen Albtraum gehabt, doch nun, wo er wach war, konnte er sich nicht mehr daran erinnern, was er eigentlich geträumt hatte. Das war auch nicht wichtig, denn seit einem Jahr drehten seine Albträume sich sowieso immer nur um diesen einen Tag, an dem er sie für immer verlor.

Sein Bauch grummelte und holte ihn durch lautstarke Klage zurück in die Gegenwart. Er hatte seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr zwischen die Zähne bekommen und es roch doch so verlockend nach frischem Brot.

Warte was?

Frisches Brot mitten im Wald?


„Na schon wach?"

Maro saß auf einem umgekippten Baumstamm am Rand ihrer kleinen Lichtung und drehte sein zerrupft aussehendes Jackett in den Händen.

„Wieso bin ichTrottel nich auf die Idee gekommen ihr was aus der Tasche zu geben? Sie kann sich ja jederzeit umziehen. Ich hab keine Ersatzklamotten..." murmelte er in das verschlissene Kleidungsstück.

Die Kinder des Drachen, Teil 1: Der schwarze TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt