18.Kapitel

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Frozen rollte sich hin und her. Harte Kiesel drückten ihm in den Rücken und kalter Wind pfiff um ihr kleines Lager. Er konnte nicht schlafen. Die Müdigkeit drückte ihn nieder, doch wann immer er die Augen schloss tauchte ihr Gesicht vor ihm auf. Rose. Ihre aufgerissenen, um Hilfe flehenden Augen und das Wissen, dass er nicht fähig gewesen war, sie zu retten. Dass er nur nutzlos dagestanden hatte, als die Dämonen sie vor seinen Augen zerfleischten. Und das nicht einmal, sondern zweimal. Auch wenn sie letzte Nacht nur eine Illusion gewesen war, konnte er sich seine Unfähigkeit nicht vergeben.

Frozen setzte sich auf und blickte nach oben. Die Nacht war wolkenlos. Unzählige Sterne funkelten am violett-blauen Himmel. Es war wunderschön und er konnte sich sogar ein wenig daran erfreuen. Rose hatte die Sterne geliebt. Erneut kam Wind auf, blies gnadenlos durch das dünne Hemd, das einmal Frau Maiers Mann gehört hatte und jagte ihm eine Gänsehaut über den gesamten Rücken. Er zitterte. Frozen kam auf die Füße. Ein wenig auf und abgehen würde ihn vielleicht aufwärmen. Doch weit war er nicht, da veranlasste ihn etwas, innezuhalten und zu lauschen.

Stimmen durchbrachen das nächtliche Schweigen, das kein Tier zu stören wagte. Vielleicht gab es hier aber auch einfach keine Tiere. Maro und Sheyna unterhielten sich gedämpft, so dass er sie nicht verstehen konnte. Sie saßen auf einem erhöhten Felsen am oberen Ende der Verbreitung des Weges, welche sie zu ihrem Nachtlager erkoren hatten. Beide wandten ihm ihre Rücken zu. Frozen schlich sich näher. Er wusste selbst nicht, warum er das tat. Was dieser Diener mit seiner Herrin zu besprechen hatte ging ihn nichts an. Seine Neugier überwog allerdings diesen kurzen Anflug von Anstand. Er hatte nie besonders gute Manieren gehabt, zumindest hatte seine Schwester das oft genug hervorgehoben. Also warum jetzt damit anfangen?


„Maro, ich möchte aber hier bleiben. Es ist gefährlich klar, aber ohne Frozen und die anderen wo sollten wir dann hin?"

Sheyna klang aufgeregt. Hatte der Diener ihr vorgeschlagen mitten in der Nacht zu verschwinden? Maro seufzte.

„Ich will doch nur das du sicher bist, weil...", er stockte. Dann drehte er sich so, das er Sheyna vor sich hatte und griff zaghaft nach ihrer Hand. „Es ist so."  Wieder versagte ihm die Stimme. Sheyna wandte sich ebenfalls zu ihm um. Nun konnte Frozen ihr Profil erkennen und wie sie Maro aufmunternd zulächelte.

„Sheyna, das ist jetzt vielleicht ein Schock, aber weist du, ich .. Ich bin dein Vater."

„Weiß ich doch."

Maro entgleisten die Gesichtszüge. Frozen wusste nicht, welche Reaktion er von ihr erwartet hatte, aber das bestimmt nicht. Maro schaute sie vollkommen entgeistert an.

„Die Ähnlichkeit ist kaum zu übersehen, weißt du?"

Frozen konnte nicht mehr an sich halten. Ein glucksendes Lachen entwand sich seiner Kehle. Maro wirbelte herum.

„'tschuldigung."

Der frischgestandene Vater lief rot an. Wutschnaubend trampelte er davon. Sheyna sah ihm hinterher.

„Warum bist du hier?", fragte sie schließlich, ohne ihn anzusehen. Frozen versuchte einen Vorwurf aus ihrer Stimme herauszuhören, fand aber nichts.

„Ich kann nicht schlafen.", antwortete er wahrheitsgemäß. Zu seiner Erleichterung wollte sie nicht wissen warum. Stattdessen klopfte sie neben sich auf den Felsen.

„Hältst du mit mir Wache? Deine Schicht ist zwar erst später, aber allein ist es langweilig."

Gehorsam kletterte er zu ihr auf den Aussichtspunkt. Um den Fehler der letzten Nacht nicht zu wiederholen, hatten sie Wachen eingeteilt, in der Hoffnung, dass sie so keine weiteren unliebsamen Überraschungen erleben würden.

Die Kinder des Drachen, Teil 1: Der schwarze TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt