40.Kapitel

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Zen zuckte zurück. Er fuhr mit der Hand an seine Wange. Überrascht blickte er Sebastian in die Augen, sah wie sie vor Wut funkelten. Zögerlich verzog sich sein Mund zu einem schmalen Lächeln. Er schien zu verstehen. Wortlos stand Zen auf und kehrte ihm den Rücken zu. Gemeinsam mit Blue kümmerte er sich um die anderen Verletzten. Kaum einer war ohne zumindest einen Kratzer davongekommen. Es dauerte, bis alle versorgt waren. Dann versammelten sie sich in einem engen Kreis.

„Was wollt ihr tun?", fragte Dragon.

Sebastian warf einen verwirrten Blick in die Runde. Irgendwie war er wie selbstverständlich in den Kreis aufgenommen worden und jetzt fragte der Anführer nach ihrer Meinung. Das war doch nicht normal. Er war der Boss, sollte er da nicht Befehle erteilen?

Für die anderen schien diese Situation jedoch vollkommen normal zu sein. Schließlich hob Silver eine Hand.

„Ich möchte zurück in die Stadt.", sagte er, „Gold, ich... „

Er stockte, sprach weiter,

„Gold ist tot, aber was ist mit den anderen? Wir waren fünfzehn. Was ist mit denen, die zurückblieben? Ich kann sie nicht im Stich lassen."

Dragon warf ihm einen langen Blick zu. Die Gesichter der acht Jugendlichen vor ihm waren ernst und entschlossen. Denn auch Zen und Sebastian selbst wussten, dass sie sich nicht einfach vom Acker machen konnten.

„Ihr wisst, dass es euren Tod bedeuten könnte, wenn ihr wieder in die Stadt geht? Die Menschen dort haben Mahouseki und sind verängstigt. Und verängstigte Menschen sind gefährliche Menschen. Seid ihr euch sicher?", wollte Dragon wissen. Er sah jedem, einem nach dem anderen, in die Augen. Die Teufelskinder nickten ihrem Anführer entschlossen zu. Auch Sebastian bestätigte seine Entschlossenheit mit einem Kopfnicken.

„Nun gut.", stimmte Dragon zu, „Dann lasst uns den anderen helfen."


Sie machten sich auf den Weg zum südlichen Stadttor. Sebastian folgte, auch wenn Zen ihm aufgrund seiner Verletzung davon abgeraten hatte. Doch er konnte jetzt nicht aufhören. Sebastian musste in die Stadt. Als Roter, als Sohn seiner Eltern, hatte er die Pflicht, dem Shinigami das Handwerkzu legen.

Als er den Handelsweg nach Niwath entlangging fiel Sebastian das Gespräch wieder ein, das er mit Marina geführt hatte, ehe sie ihn verriet. Er hatte der Schülerin von dem Händler mit den Stachelhaaren erzählt, den er in Nova getroffen hatte. Am Abend hatte sie ihn dann verraten.

'Du weißt zu viel'

Sebastian erinnerte sich an ihre Worte und mit einem mal ging ihm auf, was sie bedeuteten.

„Ich bin doch so ein Idiot.", schimpfte er halblaut mit sich selbst. Zen warf ihm einen erstaunten Blick zu fragte aber nicht nach. Sebastian war ihm dankbar dafür. Seine eigene Dummheit widerte ihn an. Es war alles so einfach, warum war er nicht früher darauf gekommen?

Die Gerüchte, Nightwall habe Raboria wegen seiner Frau niedergebrannt, die Geschichte, dass sich Männer aus Shinah mit dem Lord getroffen haben sollten, die albtraumhaften Erfahrungen des Händlers, das alles passte zusammen.

Vor zehn Jahren warder Shinigami mit Begleitern zu Nightwall gegangen. Der Händler hatte sie beobachtet und wurde verzaubert. Wie der Shinigami es schaffte, seine Familie tatsächlich zu töten, ehe der Mann nach Hause kam, oder ob er es überhaupt getan hatte, war unwichtig. Einzig die Tatsache, dass er dort einen Mann mit schwarzen Augen sah und ihn danach die Illusion seiner sterbenden Familie heimsuchte, war bereits Beweis genug. Der Shinigami hatte Nightwall getroffen. Danach war Raboria niedergebrannt und zwar weil der Shinigami der jungen Bird eine Vision zeigte, die so furchtbar war, dass sie alles um sich herum angriff.

Die Kinder des Drachen, Teil 1: Der schwarze TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt