17.Kapitel

28 3 0
                                    


Inuki riss die Augen auf. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Wann war er eingeschlafen? Hatte er denn geschlafen?

Furchtbare Bilder tanzten vor seinem inneren Auge. Tote Gesichter, bleich und wohlbekannt. Kami, Kuro, Hana und all die Anderen aus Wolkenstett. Er richtete sich langsam auf, rieb mit der Hand seine brennenden Augen. Es fühlte sich an, als hätte er geweint. Inuki schüttelte den Kopf, um die Spukgesichter zu verscheuchen. Ein Albtraum. Nichts weiter als ein Albtraum.


Er sah sich um, fand Kami auf dem Boden liegend und sprang auf die Füße. Ihm schwindelte, die Lichtung drehte sich im Kreis, doch schwankenden Schrittes erreichte er die Seite seiner Schwester. Er packte ihre Schultern und schüttelte sie.

„Kami. Kami. Wach auf, Kami!"

Ihre Augenlider bebten. Rotgeränderte Augen öffneten sich und blinzelten ihn verständnislos an. Dann wurden sie weit aufgerissen. Kami brach in Tränen aus und fiel ihm um den Hals. Sie riss ihn zu Boden, drückte ihn an sich und weinte, das Gesicht in seiner Schulter vergraben. Inuki streichelte ihren Rücken. Was war nur los?

„I-Ich...", schluchzte Kami, als wolle sie seine gedankliche Frage beantworten,„E-Ein Albtraum. Du du warst krank, alle w-waren krank. Ich konnte nichts tun. Nichts!"

Langsam schien sie wieder zu sich selbst zu kommen und rückte ein Stück von ihm ab. Dann fing sie an ihn zu untersuchen. Fühlte Puls, Temperatur, Atemrhythmus und sah ihm prüfend in die Augen. Sanf tstrich sie ihm über die Wange, die noch leicht feucht von Tränen war.

„Ich hatte auch einen bösen Traum.", merkte Inuki an und schüttelte ihre Hand ab. Er stand auf.

Die Sonne spitzelte zwischen den Baumwipfeln hindurch und sandte goldene Strahlen auf die Oberfläche des Sees. Das Licht stach in die Augen und schien zu hell nach den Schrecken dieser Nacht. Inuki sah sich um. Etwas stimmte nicht. Die anderen lagen nicht dort, wo sie gestern eingeschlafen waren, nämlich eng beieinander im Kreis, sondern weit über die ganze Lichtung verteilt. Aber das war nicht alles. Rasch zählte er die Gestalten, die sich im grellen Sonnenlicht dunkel vom hellen Gras abhoben. Es waren fünf.

Zwei fehlten.


Sie saßen im Kreis um das heruntergebrannte Lagerfeuer. Keiner wollte sprechen oder etwas der Reste vom gestrigen Tag essen, obwohl es schon weit nach Mittag war. Mehrere Stunden lang hatten sie die Umgebung abgesucht und keine Spur von Kuro oder Bird gefunden. Lediglich über ein verlassenes Lager waren sie gestolpert. Selbst Luna hatte mit ihrer Nase nichts finden können. Inuki roch die allgemeine Niedergeschlagenheit beinahe. Doch Rumsitzen und Nichtstun würde ihnen nicht helfen.

„Sie werden nicht von allein verschwunden sein. Etwas muss letzte Nacht passiert sein und wir sollten herausfinden was.", durchbrach Inuki das bedrückte Schweigen.

„Klar.", meinte Zap, „Was meinste, wieso wir hier alle unsere Hirnzellen weichkochen?"

Inuki stockte. Für ihn sah es eher so aus, als hätten sie aufgegeben. Dabei arbeiteten sie alle an einer Lösung.

„Dann lasst uns zusammentragen, worauf wir jeweils gekommen sind." ,schlug Sheyna schließlich vor.

„Gute Idee. Vier Augen sehen mehr als zwei, also denken sieben Köpfe wohl auch besser als einer.", philosophierte Kami.

„Hä?", machte Zap. Maro seufzte.

„Sie meint wir sollen gemeinsam nachdenken!"

„Ach so.", sagte Zap verstehend. „Und wie?"

Die Kinder des Drachen, Teil 1: Der schwarze TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt