Kapitel 31

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Gelangweilt sitze ich am Wohnzimmertisch und zeichne ein – echt hässliches – Einhorn auf meinen Collegeblock, obwohl ich eigentlich Hausaufgaben machen und ein Referat vorbereiten sollte. Leider ist das Problem nur, dass ich so gar keine Lust auf Matheaufgaben oder ein Biologiereferat habe. Nicht nur, dass die Schule war heute total langweilig, auch sonst ist heute nichts Erwähnenswertes geschehen.

Mit Morgan hatte ich nur einen Kurs, während Kyle fast den ganzen Tag an mir geklebt hat. Es war das zweite Mal seit dem Ball, dass wir wieder miteinander gesprochen haben. Er hat zwar versucht mich anzurufen, aber ich habe immer auf die rote "Ablehnen"-Tasche gedrückt, weil ich keine Lust hatte ihm erklären zu müssen, was das auf dem Ball war und wohin ich verschwunden bin. Bei ihm ist die Angst, dass ich mich verplappere noch größer, weshalb ich auch versuche auszuweichen, wenn er das Thema anschneidet. Auch mit Cameron habe ich wenig geredet. Lediglich in der Mensa haben wir wenige Worte gewechselt. Fast wundert es mich, dass er kein Bedürfnis hatte mit mir zu sprechen, wenn man daran denkt, dass er wie er vorher hinter mir her war. Langsam beginne ich mich zu fragen, ob die ganze "Mate"-Sache nur eine Lüge war, die er mir vorgegaukelt hat, um zu schauen, wie ich reagiere und nun wo er von mir gehört hat, dass er es dieses Mal nicht vergeigen darf, hat er kalte Füße bekommen.

Immer wieder nehme ich nachdenklich einen Schluck von meiner, bereits warmen, Cola und beginne die Mähne meines magischen Pferdes bunt anzumalen, da klingelt es an der Tür. Sofort springe ich auf und sprinte zur Tür. Juhu, eine Ablenkung!

Nun ziemlich fröhlich, reiße ich die Tür auf, um zu sehen, wer geklingelt hat. Als ich jedoch erkenne, dass es Cameron ist der dort steht, bekommt meine Freude einen Dämpfer und ich schaue ihn fragend an: "Was machst du hier?" "Hi, schön dich zu sehen", grüßt er mich freundlich, klingt dabei aber auch ein wenig sarkastisch und reicht mir dann seine Hand: "Und ich bin hier, um dich abzuholen. Wir haben ein Date!" Ich bin total überrascht. Habe ich etwa nicht richtig zugehört, als er es mir gesagt hat oder hat er es mir gar nicht erst gesagt: "Haben wir?" "Ja, haben wir", nun nimmt er meine Hand einfach selbst und will mich mit sich ziehen, doch ich halte mich am Türrahmen fest. "Warte, Cameron. Wieso hast du es denn so eilig?", frage ich verwundert. "Ich will keine Zeit vertrödeln, die wir auch zusammen verbringen könnten", gibt er zu, lässt meine Hand dann aber los. Ich bin zwar darüber verwundert, dass es so ein vernünftiger Grund ist, wenn man bedenkt, dass er auch alles andere hätte sagen können. Irgendwie finde ich es ja schon süß, dass er viel Zeit mit mir zu verbringen versucht. "Na gut, aber ich hole erst noch meine Jacke und meinen Schlüssel", erwidere ich und gehe kurz nochmal ins Haus, wo ich meine Jacke überstreife und meinen Schlüssel in eine der Taschen stecke, damit ich wieder rein komme, wenn noch kein anderes Familienmitglied zu Hause ist. Ich will ja schließlich nicht draußen warten, bis meine Geschwister oder meine Eltern wieder kommen. Als ich all diese Sachen eingesteckt habe, gehe ich wieder zu ihm nach draußen und ziehe die Tür hinter mir zu: "Okay, ich hab alles." "Dann mal los", erwidert er und zieht mich mit sich zu seinem Auto. Er macht so große Schritte, dass ich doppelt so viele Schritte wie er machen muss, um Schritt halten zu können. Am Auto angekommen, steigt er auf der Fahrerseite ein, während ich mich auf den Beifahrersitz fallen lasse und ihn interessiert ansehe. Wo er mich nur hinbringt?

Garvin LakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt