Kapitel 51

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Am Stall angekommen, legt Cameron seine Hände an das große Schiebetor und bringt dann all die Kraft auf, die er hat, um die Tür zu öffnen. "Warum starrst du so?", er sieht mich grinsend an. Erst jetzt wird mir klar, dass ich wohl einen ziemlich schmachtenden Blick aufgesetzt haben muss. Aber wie soll ich das auch vermeiden, wenn er so großartig aussieht. "Tue ich doch gar nicht", widerspreche ich ihm schnell und betrete das kleine Gebäude dann schnell. Er folgt mir daraufhin ohne ein weiteres Wort.

Ich lasse meinen Blick durch den Raum wandern und erblicke sofort ein laut schnaubendes Pferd. "Also, was ist die Überraschung?", hake ich nach, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass es etwas mit dem Tier zu tun haben muss. "Das wirst du noch sehen", weigert er sich mit der Sprache herauszurücken: "Aber jetzt erst mal rauf aufs Pferd." "Aufs Pferd?", frage ich ein wenig verwundert. Zwar kann ich reiten, doch das letzte Mal, dass ich auf diesem Tier gesessen habe, ist schon ziemlich lange her.

Trotzdem folge ich ihm zu dem Braunen. Er wird schon auf mich aufpassen. "Wie viele Pferde habt ihr denn?", bohre ich interessiert nach. "Zwei", an der Boxentür angekommen, pfeift er einmal: "Eines gehört mir und das andere meiner Schwester." Die Ohren des Pferdes stellen sich bei dem Geräusch sofort auf und es bewegt sich langsam auf sie den Jungen zu. Fasziniert beobachte ich, wie er seine Hand langsam auf das Fell des Tieres legt und es sanft zu streicheln beginnt. "Aber ich möchte, dass wir uns eins teilen", verkündet er: "So kann ich wenigstens auf dich aufpassen." Ich tue, als würde ich schmollen: "Denkst du etwa, dass nicht alleine schaffe?"

Er schlingt einen Arm um meine Taille: "Doch, aber ich habe dich einfach gerne bei mir." Ich spüre, wie ich regelrecht rot werde: "Ich dich auch." "Also beide auf eins", sanft streicht er mir durch das braune Haar. "Ja gut", stimme ich zu: "Wie kann ich dir helfen?" "Hol am besten mal Futter und Wasser aus der Kammer dort drüben", er deutet auf eine Tür zu meiner Rechten: "Ich sattele dann schon mal, damit wir gleich loskönnen."

Sobald die Arbeit getan ist, führt er das Pferd nach draußen und testet dann ein letztes Mal, ob er alle Türen wirklich geschlossen hat. Mich lässt er mit dem Tier alleine. Sanft streichele ich das Pferd und warte auf Cameron.

"Bist du bereit?", fragt er, als er zu mir zurückkehrt. Ich nicke ehrlich und stelle meinen Fuß in den Steigbügel. Aufsteigen ist das Einzige, was ich noch wirklich kann. Bei dem Rest werde ich wohl seine Hilfe brauchen. Er steigt hinter mir auf, schlingt seine Arme um meine Taille, um an die Zügel zu gelangen und reicht sie mir dann. Ein wenig überfordert greife ich danach und höre mir seine Tipps an. Vorsichtig zeigt er mir, wie ich die Zügel richtig halten soll und lässt das Pferd dann langsam loslaufen.

Sobald wir uns ein Stück von der Farm entfernt haben, lösen sich seine Hände von meinen und er lässt mich das Lenken allein übernehmen. Zwar bin ich immer noch ein wenig unsicher, versuche es aber trotzdem. Zu meiner Verwunderung klappt es tatsächlich besser, als ich es erwartet hatte. Cameron sagt mir immer wieder die Richtung an und ich folge seinen Anweisungen, während er das Tempo ein wenig erhöht. Dann schlingt er die Arme um mich und legt seinen Kopf leicht auf meiner Schulter ab. Zum ersten Mal fällt mir auf, was für ein gutes Team wir sind.

Ja, nach langer Zeit auch mal wieder ein Kapitel in diesem Buch. Tut mir leid, dass so lange nichts kam. 

Garvin LakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt