Kapitel 6

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Die Tür wird aufgerissen und ein Mädchen mit schwarzem Haar, mehr als knapper Kleidung und roten Augen. Hat sie etwa gekifft? Wenn hier Drogen im Spiel sind, bin ich sofort wieder weg und verbringe meine Zeit lieber mit cleanen Leuten. "Hallo, können wir rein kommen?", frage ich und reiche ihr meine Einladung. Schalend lachend reißt sie die Tür auf und hält uns einen Stempel hin. Ich blicke stirnrunzelnd zu Ryder herüber, welcher dem Mädchen meine Hand hinhält, woraufhin sie den hölzernen Stempel feste auf meinen Handrücken aufdrückt. Ein schwarzer Abdruck in der Form eines Wolfskopfes bleibt zurück. Am liebsten hätte ich gefragt, warum man mir ausgerechnet den Kopf eines Wolfes auf die Hand druckt, aber vorher zieht mich Ryder mit sich ins Haus hinein. Als wir drinnen sind, nimmt er mir, fast wie ein richtiger Gentleman, meine Jacke ab. "Wehe du kiffst", zische ich meinem Bruder zu. Er sieht mich misstrauisch an: "Denkst du wirklich, dass ich das tun würde?" "Ja, wir beide wissen wie gerne du neue Sachen ausprobierst", stichele ich leicht. "Na gut, ich verspreche, dass ich keinerlei Drogen anrühren werde. Egal in welcher Form", verspricht er und macht zum Schwur eine besondere Geste. Er weiß zwar, dass es mir nur um seine Gesundheit geht, aber trotzdem hasst er es, wenn ich ihn dazu anstifte mir versprechen zu geben, da er sie dann auch hält. Mein Bruder kann nämlich oft sehr aufbrausend oder auch rücksichtslos sein, besonders am Morgen, und auch nerven kann er, aber trotzdem hält er seine Versprechen, egal wie schwer es ihm auch fällt. Er sagt immer, dass sein Wort für ihn das Wichtigste ist und dass er geistig verwirrt sein muss, wenn er es bricht. Anfangs habe ich ihm das nie geglaubt, aber mittlerweile glaube ich ihm, wenn er etwas verspricht, da er sein Wort über all die achtzehn Jahre, die er schon lebt, noch nie gebrochen hat.

Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken herausgerissen: "Wollen wir uns etwas zu trinken besorgen?" "Sicher", erkläre ich und folge meinem Bruder, der sich hier perfekt auskennt, in die Küche. In der Küche angekommen treffen wir auch sofort auf den Grund dafür, dass mein Bruder sich hier auskennt. "Claire", ruft mein Bruder fröhlich und läuft seine Freundin zu. Sie hat ihr blondes Haar zu einem hohen Zopf gebunden, der ihr ausgezeichnet steht und ihre strahlend grünen Augen nur noch weiter hervorhebt. Zu meiner Freude ist auch sie, genau wie ich, eines der Mädchen, welche sich nicht stundenlang vor dem Spiegel fertig machen muss, um sich schön oder selbstbewusst zu fühlen. Aus diesem Grund war sie mir schon immer sympathisch, obwohl sie die Zwillingsschwester von Cameron ist, der so viel anders ist als das Mädchen. Als sie beginnen sich zu küssen, wende ich mich lieber der Bohle zu, weil sie sowieso nicht aufhöre werden, egal was sie tun. Mit einer großen Schöpfkelle befülle ich einen roten Becher und nehme einige Schlucke, bis ich bemerke, dass es voll von Alkohol ist, weshalb ich das Gesicht verziehe. Den Becher drücke ich der nächstbesten Person in die Hand, die an mir vorbeiläuft und mache mich dann auf den Weg ins Wohnzimmer, um nach meinen Freunden zu suchen. Ein wenig geschafft von all der lauten Musik und den Leuten um mich herum, lasse ich mich auf das große, schwarze Stoffsofa fallen.

Als ich bereits für einige Zeit dort sitze, sehe ich Morgan, die aus der Küche auf mich zukommt. Sie trägt ein schwarzes Kleid mit weißem Kragen, welches zu ihren schwarzen Haaren sehr gut passt. Ihre blauen Augen kommen richtig gut zur Geltung und im Gegensatz zu mir weiß sie wie man perfekt auf ihren Schuhen läuft. Entspannt lässt sie sich neben mich fallen und grinst mich fröhlich an: "Du bist tatsächlich gekommen! Was ist geschehen? Hat dich jemand hypnotisiert?" Grinsend verdrehe ich, gespielt wütend, die Augen, sage dann aber ganz ernst die Wahrheit: "Ich habe eine Verabredung mit meinem Bruder. Nach mindestens einer Stunde darf ich wieder gehen, wenn ich will." "War ja klar, dass du nicht freiwillig hergekommen bist", gibt sie zu und reicht mir einen Becher, den ich zwar erst in die Hand nehme, dann aber lieber wieder auf dem Couchtisch abstelle: "Ich bin froh, dass du hier bist. Ganz allein wäre ich nicht gerne hier." "Kyle ist auch irgendwo hier, aber ich weiß nicht genau wo", sie schaut sich um und steht auf: "Ich werde mal nach ihm suchen gehen, okay?" "Sicher", ich lege den Kopf auf die Lehne und starre an die Decke. Das ist so viel langweiliger als gedacht. Was finden alle nur an solchen Partys? Wahrscheinlich ist es für die anderen lustiger als für mich, weil ich nicht oft auf Partys gehe und ehrlich gesagt auch keine Ahnung habe, was man auf einer richtigen Party so macht abgesehen vom Trinken oder Rummachen, da ich auf beides wenig Lust habe. Mittlerweile bin ich fest entschlossen hier zu verschwinden, wenn die Stunde vorbei ist.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die ich auf dem Sofa verbracht habe, blicke ich erneut durch die Runde. Überall machen irgendwelche rum und auf der Treppe befindet sich das Ende einer Schlange, die ihrem Beginn im Badezimmer hat. Für einige der Anstehenden scheint es jedoch schon zu spät zu sein, was ich daran sehe, dass gelber Schleim, der wohl Kotze zu sein scheint, langsam die Treppe hinunterfließt. Bei dem Anblick wird mir total schlecht, weshalb ich schnell wegblicke. Mein nächster Blick trifft jedoch nicht unbedingt ein besseres Ziel. Dort stehen Morgan und ihr Arbeitskollege aus dem Subway, den sie eigentlich total nervig findet, in einer Ecke und knutschen. Sofort erscheinen Falten der Überraschung auf meiner Stirn. Was ist denn da los? Gestern hat sie sich bei mir noch darüber ausgelassen, dass wie nervig er es findet, dass sie auf ihn steht und wie widerlich sie ihn findet und tauschen sie ihren Speichel miteinander aus.

Endlich zeigt mir die Uhr, auf die ich bis gerade noch gestarrt habe, dass die Stunde endlich zu Ende ist. Gerade als ich aufstehen will, beginnen alle laut zu grölen. Den Blicken der anderen folgend, sehe ich, dass Cameron und Ashley sich vor alle küssen. Ich verstehe nicht, was daran so besonders ist, wenn man bedenkt, dass das so gut wie alle hier tun. Augenrollen schnappe ich mir meine Jacke von der Garderobe. Dann reiße ich die Tür auf und werfe mir die Jacke über die Schultern, als ich merke, wie kalt es draußen mittlerweile geworden ist. Die Party war ein totaler Reinfall und mittlerweile frage ich mich echt, warum mein Nachbar mich eingeladen hat.

Garvin LakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt