zweiunddreißig / Epilog

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Sieben Wochen später hatte ich es tatsächlich geschafft. Tom, Felicite, Ben, Lisa, Charlie, Joe und ich hielten unseren Abschluss in den Händen. Anschließend ging ich mit der Familie essen. Fizzy, Geschwister und Eltern, Ich, Geschwister und Louis. Ich war überfordert, hatte Angst vor dem Essen vor den anderen. Louis legte seine Hand auf meine Schulter. „Bist du okay?" fragte er. Ich antwortete nicht. Irgendwie schon, wirklich freuen konnte ich mich auch noch. Statt erleichtert war ich angespannt. Ich aß einen Salat mit Tomaten und Brot, mir wurde schlecht und ich versuchte zu atmen, bis das verhasste Gefühl der Fülle nachließ. 20 Minuten später konnte ich mich etwas entspannen. Ich fragte mich ob es jemand merkte. Ob sich hier jemand für mich interessiert oder ob ich womöglich doch nicht da war, wo ich hingehörte. Doch eigentlich spürte ich, dass es richtig war.

Gegen halb elf kamen wir nach hause und brachten Jane und die Zwillinge ins Bett. Louis und ich setzten uns in die Küche und er stellte den Tequila auf den Tisch. „Ich hab noch was für dich," sagte er. „Alkohol?" fragte ich. „Das auch, ja. Aber erstmal noch was anderes." Er bückte sich, hob eine Kiste auf den Tisch und schob sie zu mir rüber. Etwas verwirrt öffnete ich sie. Oben lag ein zusammengefalteter Zettel. „So Amy, das ist dein Geburtstagsgeschenk. Du kannst nichts zurückgeben und ich diskutiere auch nicht. Das ist nicht mal ein Bruchteil dessen, was du verdienst. Louis x"

Vier eingepackte Dinge lagen durchnummeriert in dem Karton.

In dem ersten war eine CD auf der stand „Lieder über dich von mir, Harry, Niall und Liam". Ich lächelte. „Weiter!" sagte Louis. „Okay, ist ja gut!" erwiderte ich und öffnete das zweite Päckchen. Es war ein Schuhkarton auf dem stand „Briefe, die ich dir über die Jahre geschrieben, aber nie gegeben habe." Der Karton war voll. Stumm ging ich um den Tisch und umarmte Louis. Er küsste meine Stirn und umarmte mich fest.

Die drei stand auf einem Briefumschlag. „In order to heal, you must know who you are. And no matter if you find yourself or create yourself, the best way to do so is to travel. Am besten die ganze Welt. Deshalb machst du das. Mit Ben. Wohin du willst."

Für ein paar Minuten starrte ich einfach nur auf das Blatt. Das konnte nicht wahr sein. Louis reichte mir wortlos das letzte Päckchen. „Schreib es auf. Schreib es alles auf." stand auf einem Stapel Notizbücher.

Noch immer wortlos, dafür mit Tränen in den Augen schloss ich meine Arme um Louis.

„Das kannst du doch nicht machen", sagte ich. „Ich weiß, dass ich deine Gesundheit und deine Zufriedenheit nicht kaufen kann und ich weiß auch, dass das alles nichts wirklich lösen wird, aber ich weiß, dass Reisen und Erfahrungen Menschen verändert und das oft zum Positiven. Und vielleicht siehst du dann, dass die Welt aus anderen Perspektiven gar nicht immer so unschön ist."

Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Ich weiß nicht wo es anfängt oder wo es aufhört. Aber ich weiß, dass es eigentlich nur besser werden kann. Und Heilung ist möglich. Das weiß ich jetzt. Es ist vielleicht nicht komplett und nicht für immer, es werden immer ein Paar Wunden oder empfindliche Narben bleiben. Und manche Menschen gehen und verstehen es nicht, aber das macht die Welt nicht unbedingt schlechter. Ich habe so wundervolle Menschen kennengelernt auf meinem Weg. Diese haben mir viel mehr beigebracht als die Schule oder irgendwer anders. Und ich habe Ben an meiner Seite, und jeden Tag bin ich mir sicherer, dass er nicht mehr so schnell geht. Jeden Morgen neben ihm aufzuwachen ist das Schönste, was es gibt. Ich kann lernen mich fallen zulassen, es gibt Tage, da ist das Lachen leichter und es gibt Tage, da ist es schwerer und manchmal tut es noch immer weh. Vielleicht wird das nie aufhören. Erfahrungen sammeln, und offen sein für alles was kommt, ist auch nicht immer leicht, doch definitiv ein wichtiger Schritt. Ich habe geschrieben bis meine Finger wehtaten, von all den schönen Orten und den schlechten Tagen. Vom Sommerregen und der Wintersonne. In den dunkelsten Stunden ist es leichter Worte zu finden, in den hellen scheint es langweilig. Aber immer wieder wirst du es schaffen, die Leere zu füllen, egal wo du bist. Du stehst wieder auf und immer wieder, und irgendwann, irgendwann wirst du stehenbleiben. 

Team Tomlinson [III]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt