dreiundzwanzig

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Ich konnte nicht schlafen. Erstens, weil Jane alle paar Stunden schrie und zweitens, weil mich alles um mich herum verwirrte. Das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben, ließ mich einfach nicht los. Ich lag im Bett und starrte an die Decke. Ich drehte mich auf die linke Seite, dann auf die rechte. Ich stand auf und lief durchs Zimmer und öffnete das Fenster um Luft zu bekommen und schloss es wieder, da mir kalt wurde. Ich nahm mein Handy, wählte Bens Nummer doch rief nicht an. Ich öffnete meine Zimmertür und schloss sie wieder, weil ich Louis nicht noch mehr nerven wollte. Ich rief Tom an, doch legte direkt wieder auf. Ich fing an Liegestütz zu machen, hörte aber auf, weil es nicht half. Es half nicht beim Loslassen und Vergessen und Verdrängen. Es half nicht gegen den Schmerz, es half nicht gegen die Gedanken. Ich fing an ein Buch zu lesen, doch ich konnte mich nicht konzentrieren, da meine Gedanken schienen zwischen den Zeilen geschrieben zu waren. Ich konnte spüren, wie die Worte, die ich versuchte zu verdrängen in meinen Kopf sprangen und dort alles zerstörten, was doch eigentlich gut war. Ich warf das Buch auf den Boden und vergrub meine Hände in meinen Haaren und versuchte nicht zu schreien und stattdessen zu weinen. Doch nichts half. Gar nichts konnte mir helfen. Einige Minuten lag ich einfach nur auf meinem Bett und versuchte ruhig zu atmen. Doch ich konnte mich einfach nicht beruhigen. In mir war alles komplett durcheinander, was mich wiederum nervös machte. Ich wollte schreien, einfach nur schreien. Oder weglaufen.

Ich nahm meine Sportschuhe, da das die einzigen Schuhe waren, die ich in meinem Zimmer hatte und öffnete so leise es ging das Fenster. Es war deutlich höher als erwartet, doch ehrlich gesagt, war es mir vollkommen egal. Ich kletterte aus dem Fenster, doch wurde bevor ich runter springen konnte von zwei Händen davon abgehalten. „Bist du bescheuert? Was ist los, Süße?" Louis stand vor mir und ich wollte ihm eigentlich nur weinend in die Arme fallen, doch ich konnte nicht. Ich musste hier raus. „Louis ich muss hier raus, bitte. Ich..." Louis nickte. „Ich ruf Harry an, der soll herkommen und dann geh ich mit dir raus, so lange du willst, Amy. Warte okay?" Louis verschwand und kam einige Zeit wieder. Ich stand einfach nur in meinem Zimmer und zitterte. Nicht weil mir kalt war, einfach aus Panik und Verzweiflung. „Komm mal her." Louis zog mich an sich und strich mir langsam über den Rücken. „Es ist alles gut, okay? Ich bin da. Du musst einfach weiter atmen. Harry ist gleich hier und dann gehen wir okay?" flüsterte er. „Es wird alles gut." Ich biss auf meinem Pulloverärmel herum und versuchte immer noch meinen Atmen zu beruhigen. Louis nahm meine Hand und zog mich die Treppe runter. Einige Zeit später klopfte Harry an die Tür, der mich erst besorgt ansah und dann für einige Sekunden in seinem Arm hielt. Er sprach kurz mit Louis und Louis zog mich nach draußen. Ich konnte nicht einschätzen, wie lange wir auf Harry gewartet hatten, geschweigedenn wie viel Uhr es war.

Draußen war es kalt und windig, doch irgendwie war es genau das, was gerade irgendwie gut tat. „Danke, Louis," flüsterte ich. Louis nahm vorsichtig meine Hand und lächelte schwach. „Geht's dir besser?" „Ein bisschen," antwortete ich. „Was war los?" Ich schüttelte den Kopf und schwieg eine Weile. „Ich weiß es nicht." „Wirklich nicht?" „Ich habe keine Ahnung, es kommt mir einfach alles so viel vor, dabei ist es das gar nicht und ich bin einfach total überfordert mit Sachen, die mich nicht überfordern sollten." „Zum Beispiel?" „Schule, Ben, Freundschaften, Tanzen, Eleanor, Du, alles irgendwie." „Ich?" „Ja, ich weiß nicht... Tut mir leid." „Das muss dir nicht leidtun, aber was mach ich denn, was dich überfordert?" „Nein, du machst nichts Louis. Es ist nur so, dass... Ich... Irgendwie habe ich das Gefühl, dich immer noch nicht zu kennen. Ich bin jetzt seit fast drei Jahren hier und das kommt mir irgendwie verdammt lange vor und gleichzeitig wie nichts... Ich weiß es nicht okay? Ich weiß es einfach nicht. Es tut mir alles so leid. Ohne mich hättest du viel weniger..." „Hey, hör auf. Das will ich nicht hören. Das ist totaler Scheiß und das weißt du. Du kennst mich verdammt gut, aber das glaubst du mir jetzt eh nicht. Hast du heute Nacht eigentlich überhaupt geschlafen?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Wie spät ist es eigentlich?" „Kurz vor vier, glaube ich. Süße, kann ich irgendwas für dich tun?" Louis sah mich an. Es war irgendetwas zwischen Verzweiflung und Besorgtheit. „Du hast schon viel zu viel gemacht. Wie geht's dir eigentlich?" Louis lachte. „Wie soll's mir schon gehen? Und lenk jetzt nicht vom Thema ab." „Es tut mir leid, Louis. Es tut mir wirklich, wirklich leid." Louis blieb stehen und zog mich an sich. „Amy. Du hast nichts falsch gemacht. Überhaupt nicht. Es ist glaube ich gerade alles ein bisschen viel. Für uns beide. Und irgendwie müssen wir da beide durch okay? Und wir schaffen das auch irgendwie. Aber bitte hör auf dir selbst die Schuld dafür zu geben." Wieder schwiegen wir. „Louis, ich kann einfach nicht mehr," sagte ich leise. Er zog mich an sich. „Ich weiß, Amy. Ich weiß."



Team Tomlinson [III]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt