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Kubas Sicht:
Oben auf dem Gang war niemand zu sehen. Ich ging zu Mats Tür und klopfte. "Ist offen!" hörte ich Mats Stimme rufen. Ich atmete einmal tief durch und betrat dann das Zimmer, auf alles gefasst, was jetzt kommen würde. Mats saß draußen auf dem kleinen Balkon. Als ich zu ihm trat, sah er mich an und ich konnte sehen, dass er geweint hatte. In Mats Blick lagen Sorge, Kummer und Angst. Schweigend trat ich an ihn heran und schloss ihn einfach in meine Arme und Mats ließ es dankbar zu. Ich kannte Mats gut. Früher hatten wir sehr viel Zeit miteinander verbracht, aber seit meine zweite Tochter auf der Welt war, war unser Kontakt weniger geworden. Nach einer Weile löste Mats sich von mir und ich setzte mich noch immer schweigend neben ihn. "Ich habe alles falsch gemacht, Kuba. Einfach alles." flüsterte Mats nach einiger Zeit und ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich ihn das letzte Mal so zerbrechlich gesehen hatte. Mats war immer der Starke und Besonnene, der für alles eine Lösung hatte und der immer das richtige zu tun schien. Er war ein Vorbild für alle und nicht ohne grund unser Kapitän. "Nein.", antwortete ich ihm. "Hast du nicht. Du liebst Luna, aber du darfst sie nicht zu sehr festhalten. Sie ist vielleicht blind, aber sie ist kein kleines Kind mehr."
"Ich weiß...", flüsterte Mats. "Aber ich verstehe sie nicht mehr. Sie ist so stark und selbstbewusst und es ist schön, wenn sie ihr Leben leben kann. Aber dann ist sie auch wieder so zerbrechlich und unbeholfen, dass ich das Gefühl habe, sie beschützen zu müssen." Während Mats redete, spielte er nervös mit seinen Fingern und immer wieder schüttelte er den Kopf, so als könnte er sich selbst nicht mehr verstehen. "Rede mit ihr. Und vor allem: höre ihr zu. Dann wird das schon wieder." Mit diesen Worten stand ich auf und legte Mats noch einmal bestärkend die Hand auf die Schulter. "Luna braucht dich." Dann ging ich und ließ Mats alleine.

Unten in der Lobby hatten sich bereits einige meiner Teamkameraden um Luna und Marco versammelt. Sie machten Späße, neckten sich gegenseitig und verbreiteten, wie meistens, gute Laune. Gerade erzählte Kevin, wie er sich zum ersten April mal einen Spaß erlaubt hatte und die Jungs und die Presse mit einem angeblichen Wechsel zu den Bayern verarscht hatte. Ich blieb zunächst ein wenig auf Abstand stehen und beobachtete das rege Treiben. Luna saß in der Mitte der Jungs neben Marco. Meine Jacke hatte sie auf ihren Schoß gelegt und alle Sorgen schienen einfach von ihr abgefallen zu sein. Während ich noch darüber nachdachte, wie Luna jetzt am besten auf mich aufmersam machte, ohne ihr die momentane Freude kaputt zu machen, bemerkte ich, dass ich nicht der einzige war, der das Treiben in der Lobby aus sicherer Entfernung beobachtete. Auf der anderen Seite des Raumes zwischen einem der Marmorpfeiler und einer großen Zimmerpflanze entdeckte ich Eriks Gesicht. Er hielt sich versteckt und beobachtete die Jungs und Luna. Einen ganz kurzen Moment trafen sich unsere Blicke und sofort verschwand Eriks Kopf peinlich berührt hinter der Säule.

In der Zwischenzeit hatte Marco meine Anwesenheit bemerkt und winkte mich zu ihnen rüber. "Oh man du hättest mal ihre Gesichter sehen müssen, Luna. Das war göttlich.", endete Kevin gerade. "Das glaube ich sofort.", antwortete Luna. Mittlerweile stand ich direkt hinter Kevin, welcher jetzt ein Stück auf die Seite rückte, um mir Platz im Kreis zu machen. Luna, die meine Anwesenheit gemerkt zu haben schien, sah mir jetzt direkt ins Gesicht. "Hast du mit ihm geredet?"

"Ja habe ich. Ich glaube er würde sich freuen, wenn du zu ihm gehst."

Luna nickte und stand auf. "Danke, für die Geschichten.", sagte Luna jetzt an die Jungs gewand. "Vielleicht erzählt ihr mir ja irgendwann noch von Kevins anderen Streichen." Lunas Stimme klang wieder klar und das Lächeln auf ihrem Gesicht blieb bestehen. Selbst, als sie mir meine Jacke zurückgab und dann in den Aufzug stieg, um mit Mats zu reden. Mats hatte Recht. Luna war so stark, aber sie brauchte ihren Cousin und während ich mich zu den Jungs auf das Sofa setzte, betete ich innerlich, dass die beiden sich aussprechen würden und alles wieder gut werden würde.

I see your true color - Der Mond ist GrünWo Geschichten leben. Entdecke jetzt