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Lus Sicht:

"Es tut mir leid, Lu.", hörte ich Mats sagen und dabei strich er mir mit seiner Hand beruhigend über den Rücken. "Es tut mir leid, dass ich mich wie ein Idiot verhalten habe und dass ich mich in dein Leben eingemischt habe. Ich hatte kein recht dazu so überzureagieren." Mats Stimme klang klar und fest und doch konnte ich hören, dass es ihm leid tat und ich glaubte ihm. "Ich habe versprochen auf dich aufzupassen, immer für dich da zu sein und dir alle Geschichten zu erzählen, die es wert sind erzählt zu werden und auch alle anderen, aber ich habe mein Wort nicht gehalten. Und die Quittung habe ich nun erhalten. Deine Welt ist nicht mehr Teil meines Lebens und du hast keine Ahnung, Lu, wie trauig mich das gerade jetzt macht." Ich sagte nichts. Ich lag einfach nur da, lauschte Mats' Stimme, atmete seinen Duft ein, der sich langsam mit der kühlen Nachtluft vermischte und spürte seinen ruhigen Atem, der im Einklang mit meinem war.

"Mir tut es auch leid. Es tut mir leid, dass ich einfach so in dein Leben platze und alles auf den Kopf stelle. Es tut mir leid, dass ich nicht mehr hineinpasse in deinen Alltag. Ich wollte das nicht, glaub mir bitte. Ich wollte dir doch keine Umstände machen. Ich...", mehr konnte ich nicht sagen, denn mir steckte ein riesiger Kloß im Hals und die ersten Tränen fanden bereits ihren Weg nach draußen.

"Du hast recht, Lu. Du passt nicht in meinen Alltag. Aber du kannst nichts dafür und ich freue mich, dass du bei mir bist und wir wieder mehr Zeit miteinander verbringen können. Nicht du bist das Problem, sondern mein Alltag ist es. Und das werde ich ändern!" Bei diesen Worten musste ich Lächeln. Ich war Mats also tatsächlich immernoch wichtig und er war bereit mir zuzuhören und wieder an meiner Welt teilzuhaben. "Na also. geht doch.", lachte Mats. "Und jetzt erzählst du mir eine Geschichte, okay? Ich will alles wissen. Alles."

Und so erzählte ich Mats alles. Ich erzählte davon, dass meine Eltern mit der Zeit immer kühler wurden und sich immer mehr zankten. Ich erzählte davon, dass ich nachts nie schlafen konnte und in der Schule immer schlechtere Noten gehabt hatte und davon, wie ich zwischenzeitlich sogar alle Farben vergessen hatte. Ich erzählte von Paul, den ich in meiner Sportgruppe kennengelernt hatte und in den ich mich verliebt hatte. Doch er hatte mich betrogen und das Orange in mein Leben zurückgebracht. Ich hatte endgültig die Schule aufgegeben und als mein Vater das erfuhr, war der Familienfrieden endgültig gebrochen. Meine Mutter ging in Therapie, weil sie der Situation nicht gewachsen war und mein Vater sschimpfte nur noch mit mir und begann schließlich sogar mich zu schlagen. "Als Mama aus der Therapie zurück war. Beschlossen die beiden, dass ich jetzt ja alt genung sei und sie endlich mal wieder Zeit für sich haben wollten und naja... den Rest kennst du ja...", endete ich meine Erzählung. Es dürfte mittlerweile längst Nacht geworden sein und ich war mir nicht sicher, ob Mats überhaupt noch wach war, denn er hatte seit gefühlten Stunden kein Wort mehr gesagt. "Mats?", fragte ich unsicher und tastete dabei vorsichtig sein Gesicht ab. "Ja...", gab er leise zurück und in dem Moment war ich bei seinen Wangen angekommen, welche nass waren, vor Tränen, die er geweint hatte. "Nicht weinen.", flüsterte ich, während er meine Hände in seine nahm. "Ich wusste ja gar nicht, was du alles durchgemacht hast. Warum hast du nie etwas gesagt?"

"Weil du mir wichtig bist und ich wollte dein Leben nicht auch noch kaputt machen. Deshalb."

I see your true color - Der Mond ist GrünWo Geschichten leben. Entdecke jetzt