Eriks Sicht:
"Bitte erheben Sie sich.", verkündete der Pfarrer und jetzt wo ich stand, spürte ich ganz deutlich, wie zittrig meine Knie waren. Ich war so froh, dass ich Jonas direkt neben mir hatte. Wie es wohl Lu jetzt ging? Was sie wohl dachte und fühlte? Und was sie wohl sah? Ich schloss meine Augen, um für einen kurzen Moment in ihre Welt einzutauchen. Ich spürte die Anspannung unserer Eltern in der ersten reihe, ich spürte Jonas Zuversicht neben mir und ich spürte die freudige Erwartung der Braut in der Gemeinde. ich hörte nichts, nur meinen eigenen Atem und mein Herzschlag, der wie ein Presslufthammer das Adrenalin durch meine Adern schlug. Ich spürte das Adrenalin, wie es sich langsam in allen Winkeln meines Körpers ausbreitete und wie es mir Kraft gab, die nächsten Minuten zu überstehen. Ich roch das Parfüm unserer Mütter und den Schweiß unserer Väter, denen im Jackett eigentlich viel zu heiß war und dann hörte ich auch das leise Luftfächern mit den Liedzetteln. Ich roch die lilanen Blumen und hörte die Geschichte, die sie mir erzählten. Die Geschichte von einem warmen Sommertag im Park. Von nassen Füßen und Kinder, die spielen und Lu neben mir, wie wir die Augen geschlossen haben und die Sonne warm auf unserem Gesicht spüren. "Und? Was siehst du?", hörte ich Lu flüstern und ich musst darüber lächeln. LILA. Aber nicht so ein kräftiges, dunkles Lila, was alles in sich verschluckt, sondern viel mehr ein zartes, weiches Lila, eher so ein "Flieder?" Ich öffnete meine Augen wieder und mein Blick direkt den von Lu's Mutter. "Flieder? Das geht ja gar nicht. Wer hat sie nur eingekleidet?" Dann begann sie Orgel zu spielen und Lu schritt an der Seite von Mats unter dem Schatten der Empore hervor. Flieder. Ich musst schmunzeln. Lu's Kleid war zartrosa mit fliederfarbenen Stickereien darauf und in der Hand hielt sie ihren Brautstrauß, der ebenfalls in lila Farbtönen gehalten war. "Es ist perfekt.", flüsterte ich und kurz darauf spürte ich Jonas Hand, die mir auf die Schulter klopfte. Lu war perfekt. Sie hatte ihre Augen geschlossen und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Mats und Kuba flankierten sie, sodass sie sicher laufen konnte. Jetzt standen sie vor mir und augenblicklich wurde Lu's Lächeln noch breiter. Ich übernahm ihre Hand, von Mats und zog sie zu mir. "Du bist wunderschön.", flüsterte ich ihr zu, bevor wir uns nach vorne drehten und die Zeremonie begann.
"Möchten Sie, Erik Durm, die hier anwesende Luna Hummels zu ihrer Frau nehmen, sie lieben und ehren, bis in alle Ewigkeit?" erwartungsvolle Stille. "Ja, ich will." Ich drehte mich leicht zur Gemeinde. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, doch irgendetwas schlimmes, so viel war sicher. Ich sah in Mats strahlende Augen und zu Kuba, der mir aufmunternd zulächelte und zu Jonas, der leicht irriteirt über unseren Blickkontakt aber dennoch aufrichtig und fröhlich daherschaute. Nichts passierte. Keine Leslie, die etwas einzuwenden hatte, kein Sturm, kein Verschwinden von dem Mädchen, das ich über alles zu lieben gelernt hatte. "Und möchten Sie, Luna Hummels, den hier anwesenden Erik Durm zu ihrem Mann nehemn, ihn lieben und ehren, bis in alle Ewigkeit?" "Ja, ich will." Und dann fanden meine Lippen ihre und alles in mir entspannte sich auf einmal wurde ich ganz ruhig und während die Kirche um uns herum zu tosen begann, gab es nur Lu und mich.
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I see your true color - Der Mond ist Grün
FanficHast du schon einmal deine Augen geschlossen und dir vorgestellt, wie es wäre blind zu sein? Für Luna Hummels ist das Alltag. Bei einem Autounfall verlor sie ihr Augenlicht und kann sich seither nur noch an Farben erinnern. Sie hat eine ganz eigene...