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Lunas Sicht:

Ich konnte nichts sehen. Es war alles schwarz und doch wusste ich genau wo ich stand. Ganz vorsichtig tastete ich mich mit meinem Fuß weiter nach vorne. Ich war barfuß und so konnte ich das kratzige Stroh unter meinen Fußsohlen spüren. Noch einen Millimeter und noch einen und... da war die Kante. Ein halber Schritt trennte mich also von dem sicheren Grund und dem Abgrund, der sich vor mir öffnete. "Lu! Nicht! Bitte spring da nicht runter! Du kannst nicht fliegen! Du weißt, dass du das nicht kannst. Es war ein Spiel!", hörte ich Mats Stimme hinter mir und hörte, wie er mühsam hinter mir her geklettert kam und doch würde er mich nie erreichen. "Luna. Du brauchst keine angst zu haben. Komm, lass uns gemeinsam springen." wie aus dem nichts tauchte Kuba neben mir auf. Ich konnte ihn nicht sehen, doch ich spürte seine Nähe ganz nah bei mir. Wieso hatte er es zu mir hier hoch geschafft? "Ich habe keine Angst.", erwiederte ich jetzt mit fester Stimme und es stimmte. Ich hatte keine Angst, sonst wärde da ein warnenedes leuchtendes Rot vor meinen Augen oder ein bitteres Orange, aber es war einfach nur schwarz. Ich fühlte nichts. "Ich habe keine Angst!", schrie ich erneut, als wollte ich es allen beweisen, zeigen, dass ich stark war. "Aber du zögerst.", stellte Kuba fest und ich spürte, wie mein Fuß sich langsam vom Abgrund zurückbewegte. Er hatte recht. Irgendetwas ließ mich nicht springen. "Kuba...", flüsterte ich jetzt. "Was ist es?" "Das weißt du nicht?", fragte er und lachte jetzt ironisch auf. "Was ist mit Mats? Mit Erik, den du über alles liebst?" "Nein.", dachte ich. Mats war glücklich mit Cathy und dem Baby, das sie bald erwarteten. Erik hatte doch jetzt Leslie, mit ihren wunderschönen Augen. Nein. Die beiden brauchten mich nicht mehr. Ohne, dass ich es merkte, bewegte ich mich langsam auf den Abgrund zu. Immer näher und näher...

"Luna, bitte. Wenn du es nicht für mich tust, dann wenigstens für Mats. Er braucht dich, mehr als du denkst. Du bist seine Familie und es tut ihm so leid, Lu." "Nicht überzeugend, dachte ich und bewegte mich weiter und weiter... Ich war wie in einem Tunnel gefangen. Und ehe ich bemerkte, dass es nicht Kubas oder Mats' Stimme gewesen waren, die dies zu mir sagten, war ich schon ganz vorne am Rand angekommen. Ein kühler Wind wehte zu mir hinauf, doch ich hatte keine Angst. ich war bereit....

"Oder für Kuba. Er leidet so sehr darunter, dass er dich verlieren könnte, auch wenn er es nie zugeben würde. Mats zu Liebe und mir. Aber du kannst ihn jetzt nicht alleine lassen, Lu. Nicht nach dem, was er für dich getan hat. Er ist immer für dich da und das weißt du." "Kuba. Das war ein gutes Argument.", dachte ich. Gerade als ich mich umdrehen wollte, um zurück zu Kuba zu gehen, wehte eine starke Windböhe aus dem Abgrund hinauf und ehe ich mich versah, wechselte das Schwarz in ein grelles Rot und der Wind zog mich nach unten in den Abgrund. "Neeeiiin!", schrie ich so laut ich konnte, doch ich hatte keine Chance.

Eriks Sicht:

"Oder für Kuba. Er leidet so sehr darunter, dass er dich verlieren könnte, auch wenn er es nie zugeben würde. Mats zu Liebe und mir. Aber du kannst ihn jetzt nicht alleine lassen, Lu. Nicht nach dem, was er für dich getan hat. Er ist immer für dich da und das weißt du."Hoffentlich hörte sie mich. Hoffentlich würde sie kämpfen. Es war mir egal, wenn sie es nicht für mich tat, hauptsache sie wachte wieder auf und hauptsache ich konnte wieder in ihre leuchtenden Sternenaugen sehen, die so schneeweiß strahlten, wenn sie glücklich war. Und ich wollte wieder ihr Lachen hören und ihren Durchdringenden Blick spüren, mit dem sie alles zu erfassen schien, was in einer Person vor sich ging. Und .... Biepbiepbiepbiep... In diesem Moment begann ihr Herz schneller zu schlagen und ich konnte tatsächlich eine Schweißperle erkennen, die sich den Weg von ihrer Stirn hinunter zu ihren Wangen suchte. "Sie hat Angst.", hörte ich plötzlich die ruhige Stimme des Arztes hinter mir. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er ins Zimmer gekommen war. "Reden Sie mit ihr. Zeigen sie ihr, dass sie bei ihr sind. Luna muss sich schnell wieder beruhigen, denn lange hält ihr Kreislauf so nicht durch." "Lu!", sagte ich jetzt lauter und drückte ihre Hand so fest ich konnte. "Ich bin hier. ich lass dich nicht los! Du bist in Sicherheit. Bitte komm zu mir zurück! Bitte! Wir alle brauchen dich!"

I see your true color - Der Mond ist GrünWo Geschichten leben. Entdecke jetzt