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Lus Sicht:

"Hi. Hier ist Erik, wenn du quatschen willst, hinterlass ne Nachricht, dann rufe ich vielleicht zurück. Biiieeep." "Hey Erik. Ich bins. Meld dich.", flüsterte ich und schon spürte ich, wie mir die Tränen kamen. "Lu? Ist alles okay?", Kuba. "Ja natürlich.", sagte ich und zwang mich zu lächeln. Doch natürlich würde Kuba mir nicht glauben. "Okay. Was ist los?" ich musste wieder Lächeln, diesmal aber ehrlich. Genau das gleiche hatte Mats mich heute Mittag auch gefragt. "Was?", fragte Kuba jetzt irritiert, bevor er mich in seine Arme zog. "Du bist Mats sehr ähnlich.", flüsterte ich und jetzt war es Kuba, der grinsen musste. "Wirklich? Ich finde DU bist Mats ziemlich ähnlich." Eine Zeit lang saßen wir einfach nur so da. "Er wird heiraten und ein Kind bekommen und das heißt, hier ist kein Platz mehr für mich und das heißt, ich muss zurück zu meinen Eltern." wieder spürte ich Tränen über meine Wangen laufen, welche Kuba mir aus dem Gesicht wischte. "Hey, Lu. Du weißt, dass das nicht stimmt. Du wirst hier immer einen Platz haben und außerdem hast du Erik. Er liebt dich. Das sieht man sofort. Ihr passt so gut zusammen." Ich lächelte leicht, aber das schien Kuba noch nicht zu überzeugen. "Läuft es nicht gut zwischen euch?" "Doch. Es ist perfekt." "Na also.", lachte Kuba zufrieden. "Aber was, wenn es irgendwann nicht mehr läuft? Wenn es Erik zu viel wird. Wenn ich ihn überfordere oder ihm auf die Nerven gehe. Wenn er sich irgendwann eine normale Freundin wünscht, wenn..." "Lu. Hör auf so zu reden.", unterbrach Kuba mich und zog mich noch enger an sich. Und auf einmal brach alles aus mir heraus. Ich liebte Erik. Über alles. Wenn ich mit ihm zusammen war, dann war es, als bliebe die Welt stehen. Aber irgendwann würde ich ihm nicht mehr reichen. So war es bisher mit allen Menschen gewesen, die ich liebte. Meine Eltern hatten mich verraten, mein Vater mich sogar geschlagen, weil ich ihn so unglücklich gemacht hatte, Paul, von dem ich dachte, dass er mein engster Freund war und auch Mats, mit dem ich mich so sehr gestritten hatten, weil ich nicht in seine Welt und in sein Leben passte und es war egal, wie sehr es versuchte. Es war egal wie sehr es irgendjemand versuchte. Ich war blind und würde es immer sein. Gefangen in meiner kleinen beschränkten Welt. Meine Mutter hatte Recht gehabt. Das Dunkel vor meinen Augen war unendlich. Die Farben und Gefühle waren nur für den Moment. Sie waren eine Fassade, die ich mir aufgebaut hatte, um mich vor der bitteren Wahrheit schützen zu können. Der Wahrheit, dass das Dunkel niemals mehr verschwinden würde und der Wahrheit, dass ich niemals mehr wieder sehen können würde.

Kuba sagte nichts. Er saß einfach nur da und wahrscheinlich wusste er ganz genau, dass es in diesem Moment keine Worte gegeben hätte, die ich ihm auch nur ansatzweise geglaubt hätte.

Mats Sicht:

"Warum kann ich nichts richtig machen? Ich habe mir so viel Mühe gegeben. Was ist nur passiert?" Ich konnte nur schwer meine Tränen zurückhalten. "Hätte ich es ihr zuerst sagen müssen? Fühlt sie sich hintergangen?" Lu hatte den ganzen Abend nicht mehr mit mir geredet. Sie hatte draußen mit Kuba im Garten gesessen und ich hatte es für besser gehalten die beiden nicht zu stören. Und dann, als alle weg waren, war Lu in ihrem Zimmer verschwunden und hatte nicht auf mein Klopfen reagiert. Sie war verletzt und enttäuscht. Enttäuscht von mir und ich konnte es ihr nicht einmal mehr verübeln. "Hey. Es wird alles gut. Gib ihr einfach ein bisschen Zeit. Du weißt nicht, was sie fühlt, Mats. Sie lebt in ihrer eigenen Welt und das weißt du. Lass ihr Zeit, dass sie das alles miteinander vereinbaren kann, okay?" Cathy kuschelte sich an mich und strich mir beruhigend über den Arm. "Ich liebe dich.", flüsterte sie jetzt und dann spürte ich ihre snaften Lippen auf meinen. Wie sehr ich sie liebte. "Ich liebe dich auch. Danke, dass du für mich da bist." Und zuversichtlich, dass morgen alles besser sein würde, schlief ich ein.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich die gestrigen Vorfälle und Sorgen schon fast wieder vergessen. "Guten Morgen mein Schatz. Ich habe Frühstück gemacht. Gehst du Lu wecken und kommt ihr dann zum Essen?" und dann spürte ich Cathys Lippen auf meinen. Unglaublich, dass wir bald eine richtige kleine Familie sein würden. Lächelnd mit diesem Gedanken im Kopf machte ich mich auf den Weg in Lus Zimmer. Die Tür war nur angelehnt, also trat ich vorsichtig ein. Lus Zimmer sah verlassen und leer aus, das Bett war schon gemacht, die Vorhänge beiseite geschoben und auf dem Bett lag ein kleiner Zettel...

I see your true color - Der Mond ist GrünWo Geschichten leben. Entdecke jetzt