Kapitel 3
Die allerwichtigste Sache ist: Gutes tun, weil nur dafür der Mensch lebt.
Von Leo Nikolajewitsch TolstoiIch sitze gerade mit meinen Brüdern zusammen im Café, als mir ein ängstlich drein blickendes Mädchen ins Auge sticht. Um sie herum 3 ca. 19 Jährige Jungs! Feige! Kommt es mir als erstes in den Sinn, als ich mir diese genauer unters Auge nehme, erkenne ich den Jungen, der mich vorhin noch im MC Donald doof angeguckt und mir nachgepfiffen hat. Schleunigst erhebe ich mich von meinem Stuhl und gehe in die Richtung der 4. „Reicht dir wohl nicht, ein Mädchen dumm an zu machen und sobald diese ihr Brüder dabei hat, wird sich das nächste, doch diesmal wehrlose Opfer gesucht.“ Fahre ich ihn gereizt an. Sein Blick durchbohrt mich förmlich und erst nach mehreren Sekunden scheint er mich zu erkennen. „Na, na, na! Wen haben wir denn da!“ Scherzt er an mich gerichtet und im Hintergrund bemerke ich drei weitere Männliche Gestalten auf uns zu kommen. „Jetzt erwisch ich dich ja doch noch allein und dein jetziges Outfit steht dir auch viel mehr als deine Jogga und so!“ Er tritt näher, für meine Verhältnisse zu nah! „Wo sind denn deine ach so tollen Brüder jetzt. Kann dich wohl niemand beschützen!“ lacht dieser Idiot. Schwungvoll landet mein Knie in seine Weichteile, bevor ich meinen Brüder, die vorhin auf uns zu gekommen sind, zunicke, das sie jetzt mit ihnen anstellen dürfen, was sie wollen! Ruhig drehe ich mich zu dem Mädchen um, das mich erleichtert anblickt. „Danke!“ haucht sie mit einer sanften Stimme. Ich schätze sie auf ca. 16Jahre. Lächelnd nicke ich ihr zu, bevor ich mich zu meinen Brüdern drehe. Was ich sah, schockierte mich, 4-5blutende Jungs liegen auf dem Boden, 2stehen und prügeln sich mit Burak und Sinan Abi, während Baris Abi noch immer auf diesen einen Jungen, der mich so doof angemacht hat eintritt und-schlägt. Schockiert lege ich mir meine zierliche Hand auf den Mund. DAS, haben sie ja noch NIE gemacht. „Hört auf!“ kreische ich panisch. Meine Brüder gucken mich erschrocken an, dann die blutenden und auf dem Boden liegenden Jungs und letzten Endes sich gegenseitig. „Scheiße“ fluchte dann einer. Wer, bemerk' ich nicht, da meine Augen glasig werden. Was wenn diese Jungs sie anzeigen? Was wenn sie ins Gefängnis müssen? Was soll ich denn ohne sie tun? Aber jetzt mal im Ernst, wo bleiben diese verdammten Kellner, oder wenigstens irgendeiner, der die Anstalten macht diesen Jungs zu helfen. Ich knie mich zu einem dieser Jungs hinunter und begutachte ihn. „Hey.“ Hauche ich. „hey.“ Krächzt dieser. „Kannst du aufstehen?“ frage ich nun sanft. Ich vernehme seinerseits ein leichtes Kopfschütteln und stehe nickend auf. Mit einem bösen Blick gucke ich zu meinen Brüdern. Mit schnellen Schritten eile ich zu unserem Tisch und krame aus meiner Handtasche mein Handy heraus. >>112<< „Düüt…“ „Düü… Hallo, wie kann ich ihnen helfen?“ fragt eine männliche Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hallo, ich heiße Melodie Bulut und bräuchte ein paar Krankenwägen in der ***Straße 76. In dem Café an besagter Adresse fand eine Schlägerei statt, bei der mehrere Blutende und vielleicht sogar schwerverletzte junge Erwachsene, nennen wir es mal verprügelt wurden.“ Ratterte ich herunter und befürchte schon fast, das der freundliche Herr es nicht verstand, doch zu meinem Glück ist er so etwas wohl schon gewöhnt. „Bleiben sie ruhig, ich schicke direkt ein paar Krangenwägen vorbei, bitte geben sie sich auch als die anrufende Person zu erkennen, um wenn möglich, eine Aussage geben zu können. Aufwiederhören. …Düüt!“ Blitzschnell stand ich nun auch schon wieder bei den verletzten Jungs und knie mich dieses Mal vor diesen Idiotischen und vermutlichen Anführer dieser ‚Gang‘! Er tat mir zwar schon irgendwie leid, aber ganz ehrlich, verdient hat er es schon, zu mindestens ein wenig! Mein großes Mundwerk kann ich mir halt einfach auch nicht verkneifen. „Tja, jetzt hast du wohl nicht mehr so eine große Klappe!“ kichere ich, an seinem Gesichtsausdruck kann ich erkennen, dass wenn er nicht so verletzt wäre, er mir den Hals umdrehen würde. „Zunge verschluckt?“ reizte ich ihn noch ein wenig, ehe ich ernst wurde. „Also, folgendes. Ich kann dein Größter Feind oder dein Freund sein und ich denke, diese Freundschaft wäre zu deinem eigenen wohl. Der Krankenwagen wird hier gleich auftauchen und entweder liegst du in dieser Zeit noch hier oder ich verschaffe dir einen anderen Weg hier heraus, der aber nicht zu deinen Gunsten ist. Wir einigen uns darauf, dass du ab sofort nur mit Mädchen rum machst, wenn auch diese es wollen oder ich zeige dich wegen sexueller Nötigung an. Doch logischerweise würdest du und deine Freunde dann meine geliebten Brüder anzeigen, also einigen wir uns auf folgendes: Ich sehe dich hier gerade zum ersten Mal, das bei MC Donald ist nie passiert, das Mädchen wird sich zu sehr schämen um auch nur irgendein Kommentar ab zu geben, das mit dir und deinen Freunden war, wie sollen wir es nennen? Notwehr? Ja, Notwehr! Verstanden?“ ja, ich kann ziemlich ernst und überzeugend sein, wovon meine Brüder, sowie der Rest meiner Familie nichts weiß. Ich hatte natürlich auch in Berlin Freunde, klar, am Anfang mein ich noch >>Ich hatte keine Freunde, bla, bla, Opfer und so<< Aber das, war nur auf Schule und so bezogen. Berliner Getto! Schon kennengelernt? Ich bin, war und bleibe stolze Türkin, doch geht es um meine Familie, vergess' ich mich und beginne mit Drohungen und ab und zu fliegen Fäuste durch die Luft, falsche Freunde, falsche Gegend und doch, war, ist und bleibt es eine Zeit meines Lebens, die ich behalten will, wenn auch nur als Erinnerung. Finster blicke ich zu dem mit großen Augen nickenden Jungen und bemerke aus dem Augenwinkel, wie die Tür aufgerissen wird und mehrere Sanitäter mit Tragen herein gestürmt kommen. Die auf dem Boden liegenden Jungs werden sofort hoch gehievt und weg getragen. Als auch der Junge vor mir genommen wird, blicke ich den Sanitäter fragend an, was er richtig deutete und mir lächelnd zunickte. Mit meiner Tasche im Schlepptau renne ich zu dem noch da stehenden Krankenwagen und springe hinein. Die Türen werden geschlossen und das Auto bewegt sich voran. Mein Handy, das ich vorhin in die Hosentasche gesteckt habe, nach dem Anruf im Krankenhaus, zücke ich nun wieder hervor und öffne WhatsApp. In meinen Kontakten herunter gescrollt, beschließe ich Baris Abi zu schreiben. >>Fahr mit zum KH. Geld hab ich! Bin spätestens heut' Abend wieder @Home! Macht euch keine Sorgen! Eure Schuld, ich Klärs! CU @Home :*<< Abgeschickt. Ich beäuge den mir fremden Jungen, den ich schon viel zu oft begegnet bin. Sein Gesicht wird verziert von einer, knapp neben der rechten Augenbraue liegenden Narbe. Diese großen, Giftgrünen Augen, die mich auch begutachten, sind mir bis eben noch gar nicht aufgefallen, komisch. Die blonden Haare, die dieses Mal ohne snackback in mein Blickfeld kommen, schimmern leicht golden. Markante Gesichtszüge perfektionisieren diese Augenweite nur noch mehr, passend zu den vollen Lippen. „Madam? Wir sind da!“ informiert mich ein Sanitäter. Ich schnappe mir meine Tasche, ehe ich aus dem Wagen springe und den ganzen Sanitätern hinterher gehe, die scheinbar auch die anderen Jungs ins Krankenhaus bringen.
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Melodies nicht ganz so melodisches Leben 1. - Liam und Melodie
Teen FictionKlappentext. Melodie ist 17Jahre alt und zieht mit ihrem Vater, ihren Brüdern und Chlová, dem so liebevoll genannten Stiefmonster, um. In der neuen Stadt erwarten sie zuerst freudige Überraschungen, neue Freundschaften, alte Freundschaften und (viel...