Kapitel 19
-Yigit
Dass Meine eigene Schwester eine Schlampe ist hätte ich irgendwie nicht gedacht. Ich mein, ich erkenne lügen sonst immer, habe auch ihr Maske durchschaut und sowas nicht bemerkt? Was will sie mir denn da bitte erklären. Welches normale Mädchen lässt den seine besten Freunde ihren nackten Oberkörper begutachten? Okay, nicht komplett nackt, aber so? Was will die mir da denn bitte erklären? „Ja, hey Abi, ich wollte das gar nicht, ist halt einfach so passiert“ und dann ist sie Schwanger! Oder was will die mir bitte für eine scheiße auftischen? Am Ende stimmt das dann ja doch, dass sie Schwanger ist. Irgendwie sagt etwas in mir, das ich ihr zuhören soll, aber der andere, um einiges größerer Teil, der sich Stolz nennt, protestiert dagegen. Dann kann ich ja auch ihr Zimmer wieder ‚einreißen‘ denn so jemanden lasse ich doch nicht mit über 100Jungs in einem Haus, wer weiß wie die dann rum läuft. So jemanden als Schwester bezeichnen zu müssen, dafür sollte ich mich schämen, schämen, ja, das sollte ich mich. Aber auch wenn ich mich gerade für sie schäme, habe ich Dennis und Jonas da gelassen ‚immerhin ist Burak noch da‘ rede ich mir ein, doch tief in mir drin weiß ich, dass ich mir mehr Sorgen um meine Prinz… um Melodie mache.
Als Hakan und ich das Haus betreten höre ich Gerede, oder sollte man das eher Getuschel nennen? Nachdem ich meine Schuhe und meine Jacke ausgezogen habe, gehe ich schnellen Schrittes ins Wohnzimmer, wo meine Jungs angeregt diskutieren. „Was denn hier los?“ meine ich und mache mit einigen unseren Hand-Check. Augenblicklich verstummen die Gespräche. „Ach, wir haben nur… ehm...“ ich zog meine Augenbrauen zusammen. „Was habt ihr?“ frage ich an genervt. „Ach…“ beginnt Leo. „Könnt ihr auch in Sätzen reden?“ zische ich. „Bohr ja, wir haben über deine Schwester geredet. Okay?“ meint Finn leicht wütend aber dennoch ängstlich zugleich. „Ich will über diese Schlampe nicht einen Mucks in diesem Haus hören.“ Zische ich und entferne mich aus dem Raum. ‚eine Kalte Dusche würde dir jetzt gut tun‘ dachte ich und gehe schnellen Schrittes in den 3ten Stock meine Villa. Auf der zweiten Treppe, also die die in den letzten richtigen Stock führt, ziehe ich mir schon mal mein Oberteil über den Kopf. „Uhh. Sexy!“ flötet Hakan, der mir entgegen kommt. Ist der vorhin direkt hoch? Hm… egal. „Ich weiß“ schreie ich ihm hinterher und verschwinde in meinem Zimmer. Auf meinem schwarzen Doppel-Bett lasse ich mich sinken und fahre mir angespannt durch die Haare. ‚habe ich sie jetzt ernsthaft vor den Jungs –Schlampe- genannt? ‚ rede ich in Gedanken mit mir selbst. Mir fiel wieder ein, das ich ja eigentlich duschen wollte und ging deshalb in das, an meinem Zimmer angrenzende, Bad. Dort entfernte ich auch den Rest meiner Kleidung und stelle mich unter die erfrischende Dusche. Das Wasser stelle ich auf eisig kalt, da ich dann am besten Nachdenken kann. ‚Soll ich ihr jetzt noch einmal zu hören oder bleiben wir zwei Fremde Geschwister? ‘ schwirrt es durch meinen Kopf. Auch mit Maik muss ich noch mal reden, ich meine, was läuft bei dem Falsch? Vor mir einen auf ‚nur-ihr-bester-Freund‘ tun und im Endeffekt mit ihr ficken oder wie? Sowas brauche ich echt nicht. Wer meine Schwester anfässt, darf mit einer auf Vorsicht basierenden Freundschaft rechnen. Ja klar, Maik und ich kennen uns schon echt lang und ja, ich habe ihn zu meinen besten Freunden dazu gezählt. Aber wenn er mich schon bei sowas anlügt, wie steht er im Bezug Ehrlichkeit gegenüber mir, in anderen Themen? Doch ich nehme mir fest vor, zu mindestens mit ihm noch einmal über sie zu reden. Nach etwa 10Minuten steige ich aus der Dusche und trockne mich soweit ab, dass ich mit einem Handtuch um die Hüften in mein Zimmer spaziere. Gerade will ich zu meinem Kleiderschrank gehen um mir neue Sachen raus zu suchen, da klingelt mein Handy. Genervt wende ich meine Aufmerksamkeit meinem Handy zu, wo ich Maiks Namen zu lesen bekomme. „Was?“ nehme ich entgeistert ab. „Yigit? Also ich weiß jetzt nicht wo ich Anfangen soll… können wir uns irgendwo treffen?“ fragt er ebenfalls angepisst. „Was hast du für Laune? Fick ich mit meiner Schwester oder du?“ meine ich deswegen provozieren. „Schäm dich.“ Tischt er aber nur zurück. „HÄ?“ frage ich leicht verwirrt. „Na da ich sie nicht ficke, machst du es anscheinend. Also ich an deiner Stelle würde mich schämen.“ Meint er sarkastisch. „Ach, deshalb hast du sie schon halb Nackt gesehen?“ nun platzt mir echt der Kragen, ich weiß es doch jetzt schon! „Na wenn du das meinst, dann lohnt es sich echt nicht, dann halte ich mich an ihre Regel. Such dir jemand neues, der dir irgendwelche Infos über unsere… eh, meine kleine Prinzessin gibt.“ Und mit diesen Worten legt er einfach auf. Fassungslos blicke ich auf mein Handy. Grad sein ernst? Aber wenn er meint. Jedoch und auch wenn ich nix mehr mit ihr zu tun haben will, möchte ich zu mindestens Kleinigkeiten aus ihrem Leben wissen. Shit! Was soll ich jetzt machen und was für eine Regel, an die sich Maik ab jetzt halten will? Hat sie jetzt allen, die etwas aus ihrem Leben wissen, verboten mit mir über sie zu reden? ‚Hoffentlich nicht‘ denke ich nur und ziehe mir ein schwarzes T-Shirt, neue Boxershorts und eine blaue Jeans aus dem Schrank, welche ich mir dann auch direkt überziehe. Aus meiner Kommode schnappe ich mir Socken, stülpe sie über meine Füße und verschwinde wieder im Bad, wo ich mir meine Haare style. Fertig angezogen und frisch gemacht gehe ich die Treppen hinunter ins Erdgeschoss und setze mich in der Küche an den langen Tisch. „Helena!“ brülle ich und eines der vielen Dienstmädchen kommt angerannt. „Ja, Herr Bulut?“ fragt sie ängstlich. „Machst du mir Essen?“ frage ich, jedoch eher in einem Bestimmenden Ton, sodass ihr nichts anderes übrig bleibt, als zu nicken, was sie dann auch tat. „Was hätten sie denn gerne?“ fragt sie höflich, wie ich es auch nicht anders gewöhnt bin. „Einfach irgendwas.“ Meine ich und widme mich meinem Handy. „Die anderen Herren haben auch nach Essen gefragt, wären Pizzen okay?“ fragt sie noch leicht ängstlich. „Ja, ja. Mach ruhig.“ Meine Stimme ist nicht ganz anwesend, da ich ein Bild auf Facebook sehe, was mich schockiert. Meine eigene kleine Schwester, in den Armen meiner drei besten Freunde. Dennis und Jonas haben einer rechts, der andere links einen Arm um sie gelegt und Maik umarmt sie von hinten und hat den Kopf auf ihrer Schulter. Dazu hat sie geschrieben ‚Schlampenalarm-.-‘! Oh man, sie scheint ja ziemlich sauer auf mich zu sein und wieso ist man sauer… weil man eine Lüge unterstellt bekommt, man streitet etc.! „Scheiße“ fluche ich. „Herr Bulut? H-habe ich etwas gemacht?“ ängstlich und mit zitternden Händen blickt sie mich an. „Was? Nein! Alles okay, ich… ich muss weg.“ meine ich nur und springe von meinem Stuhl auf. Mit zügigen Schritten begebe ich mich ins Wohnzimmer. „Okay Jungs, ich nehme alles zurück, wenn ihr sie anguckt als ob sie eine Schlampe wäre, schlag ich euch Tot, na ja, ich muss weg. Haut rein.“ Rufe ich in die Runde und gehe dann direkt zur Tür. „Wie kommt der Sinneswandel?“ zieht Furkan mich auf. „Den Anfang kann euch Hakan meinetwegen erklären, den Rest erzähle ich euch nachher. Aber jetzt muss ich los. Tschüss.“ Das letzte schreie ich ins Haus, ehe ich mich auf den Weg zu meinem Wagen mache. Mit 190km/h brettere ich die Straßen entlang, überhole Autos und fahre über rote Ampeln. Generell ist es ein ziemliches Wunder, das ich, mit meinem Fahr-Styl, überhaupt noch am Leben bin. Nach nicht mal 10Minuten parke ich vor dem Krankenhaus und begebe mich schnellen Schrittes ins Gebäude. „Guten Tag, kann ich ihnen helfen?“ fragt mich die Dame an der Rezeption. „Ich würde gerne die Zimmernummer von Melodie Bulut haben“ meine ich eben so freundlich. „Kleinen Augenblick.“ Meint sie schon halb abwesend und tippt etwas auf ihrer Tastatur herum. „Ah, da. Zimmer 384.Onkologische Abteilung.“ Informiert mich die Dame und mein Atem stockt. „O-Onkologie?“ frage ich ungläubig. „Ja. Mein Beileid.“ Meint die Frau und ich nicke einfach nur. Mit kleineren Schritten begebe ich mich in Richtung Aufzug. ‚Krebs… sie hat Krebs‘ spukt es mir im Kopf.
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Melodies nicht ganz so melodisches Leben 1. - Liam und Melodie
Teen FictionKlappentext. Melodie ist 17Jahre alt und zieht mit ihrem Vater, ihren Brüdern und Chlová, dem so liebevoll genannten Stiefmonster, um. In der neuen Stadt erwarten sie zuerst freudige Überraschungen, neue Freundschaften, alte Freundschaften und (viel...