4. -Miss Obama als Gettomädchen

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 Kapitel 4
Jeder junge Mensch macht früher oder später die verblüffende Entdeckung, dass auch Eltern gelegentlich Recht haben können.
von
André Malraux

„Wo warst du? Bist du des Teufels Wahnsinn, mit diesen Mistge… fremden Jungen weg zu fahren?“ brüllt Baris Abi, als ich wieder zu Hause bin. Bedrückt schaue ich auf den Boden, wenn sie nur wüssten. „Aber Abi, der arme Junge, habt ihr gesehen wie der nach euren Schlägen aussah?“ Pf.! Von wegen armer Junge. Aber was sein muss, muss sein und ich würde wirklich fast alles tun, damit meine Brüder in mir das kleine, zierliche Mädchen von früher, weiterhin sehen! „Der arme Junge?!“  , aufgewühlt reißt er seine Hände in die Höhe, „Erst hat er dich angegafft und dann dieses arme Mädchen belästigt, was für armer Junge?“ „Abi ich…“ „Du? Vergiss es! Wenn ich ihn auch nur noch einmal in der Nähe irgendeines Mädchens sehe, dann darfst du ihn ‚armer Junge‘ nennen! Ab sofort gehst du nichtmehr ohne einen von uns raus!“ dabei zeige er erst auch sich, dann auf Sinan und zu guter Letzt auf Burak. Stumm nicke ich. „Gut, also Prinzessin, geht es dir sonst gut? Du siehst Müde aus, geh lieber schlafen.“ Wieder ein stummes nicken, denn wenn ich meinen Mund aufmachen würde, würde er meine Wut spüren. Weshalb schreit der mich eigentlich an? Ich helfe ihm aus der Scheiße und er? Er hat nichts besseres zu tun als seine ‚ach-so-geliebte-kleine-Schwester‘ anzubrüllen! Langsam erhebe ich mich von der Couch und ging aus dem Wohnzimmer hinaus, in den Flur bzw. Eingangsbereich. Als ich die erste Stufe der massiven Marmortreppe betreten will, wird die Eingangstür aufgerissen. Mein Vater schaut wütend und zieht sich leise fluchend die Schuhe und den Mantel aus. Moment mal, war er nicht heute mit Clová weg? „Guten Abend Baba.“ Begrüßte ich ihn freundlich. „Ach Kizim, wie konnte ich mich nur in dieser Schlampe täuschen?“ Mein er Clová? Oh bitte Allah! „Wen meinst du?“ frage ich scheinheilig. „Clová! Ich habe sie gerade mit einem Typen im Hotel verschwinden sehen und zuerst dachte ich, okay, vielleicht nur ein Geschäftstermin, oder ein alter Bekannter. Aber dann küssten die sich wie wild und sie zog ihn an seiner Hand mit rein.“ „Oh Baba. Wie konnten wir uns alle nur so in ihr täuschen?“ fragte ich Ironisch. „Es tut mir ja leid, okay? Hätte ich gewusst das sie wirklich so schlimm ist und nicht geglaubt, das ihr irgendwelche Mutterkomplexe hättet, wäre das alles nicht passiert.“ Lächelnd laufe ich auf ihn zu und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. „Schon gut Baba. Liebe macht Blind, aber rosa-rot stand dir echt nicht.“ Kicherte ich vor mich hin. „Werde bitte niemals Erwachsen! Meine Tochter, ich danke Allah, das er mir wenigstens ein geistig nicht gestörtes Kind geschenkt hat.“ Scherzelt er. Endlich, endlich habe ich meinen Baba wieder zurück, der, der mich liebt und dessen kleine Prinzessin ich bin. Durch ein Gähnen, wurden meine Augen leicht glasig (ich weiß nicht, ist das bei euch aus so, oder nur bei mir?)und ich reib mir die Tränen aus den Augen. „Geh schlafen Kizim, es ist schon spät!“ Dann gab er mir seit langem wieder einen Kuss auf die Stirn und lief Richtung Wohnzimmer. Ich selbst bewegte mich nun ganz die Treppenstufen hinauf, bis hin in den langen und hell beleuchteten Flur, von dem aus ich in mein Zimmer gelange. Nachdem ich mich auch meinen Alltagssachen entledigt und in die, mit verschiedenen grün Tönen karierte Boxershorts und dem eng anliegenden Tank-Top geschlüpft bin, lasse ich mich erschöpft in meine kuschlig-weiches Bett fallen.

(Nächster Morgen, es ist zwar Montag, aber sie hat noch eine Woche Ferien!)

Ich höre Vogelgezwitscher und spüre förmlich ein prickeln der auf mich herab scheinenden Sonne. Blinzeln öffnete ich meine Augen, schloss sie aber sogleich auch wieder, da mich das Licht blendete. Doch dann viel mir ein, das ich doch heute diesen… öhm wie heißt er noch gleich? ... besuchen müsste. Also erhob ich mich aus dem Bett und gehe Richtung Kleiderschrank. Ich weiß echt nicht wieso, aber kennt ihr das? Ich steht stunden vor eurem Schrank und wisst nicht was ihr anziehen wollt, braucht dann noch mindestens 30min. für den Schmuck und um eure ganzen Pickel zu verdecken nochmal 30min. (wenn’s gut kommt) um euch zu Schinken? Also ich nicht. Ich wechselte meine Unterwäsche und zog einfach einen bequemen Pulli heraus (Immer wenn ich Pulle oder Pullover sage, meine ich diese dicken und viel zu großen, aber gemütlichen), dazu eine graue Leggins, da der Pullover mir fast bis zu den Knien reicht. Noch normale Socken und dann schleiche ich nach unten. In dem Flur angekommen nehme ich meine braune Tasche (die von gestern) und gehe in die Küche. Aus dem Eckschrank, wo wir die Getränke ‚lagern‘ die wir morgens trinken oder ich mit in die Schule nehme, schnappe ich mir eine Wasserflasche und schließe den Schrank wieder. Als auch der grüne Apfel (ich mag grüne mehr, da ich den sauren Geschmack vergöttere) in meiner Tasche verstaut war, ging ich Schnurstraks wieder in den Eingangsbereich. Dort mein SnapBack aufgesetzt und in die grauen Sneakers.

Melodies nicht ganz so melodisches Leben 1.  - Liam und MelodieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt