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Kapitel 48

Er hat mich geküsst! Okay, nur ganz kurz und das auch nur ein bisschen und flüchtig aber das ist doch egal! Seine Lippen auf meinen, wie in meinem Traum als er mich vor Baris gerettet hat. Ich bin vermutlich komplett rot und würde er mich jetzt ansprechen könne ich nur irgendeinen bullshit von mir geben. Ich bin hin und weg, wieso macht er das? Wieso?! Ob er weiß was er damit in mir anrichtet? Vermutlich nicht, er sieht mich ja nur als sowas wie eine kleine Schwester, da kommt er ja nicht drauf dass ich Gefühle für ihn habe. „Wollen wir weiter?“ fragt er mich nach einer langen Stille in der wir beide in unseren Gedanken vertieft waren. „Okay.“ Nicke ich.

Für einen Jungen ist Liam ein wirklich guter ‚Berater‘ gewesen. Ich habe ihm nur die Farbe des Kleides und meine Schuhgröße gesagt und schon sein 5ter Schuh war ein echter Volltreffer. Da mein Kleid schlicht und schwarz ist hat er mir einen weiß-schwarz gestreiften Schuh gegeben. Er war so schön schlicht und für besondere Anlässe kann man ja auch mal auf den 5-10cm Absätzen laufen. Den Schmuck musste ich mir alleine suchen da er keine Lust mehr hatte und außerdem hat er einen scheiß Geschmack wenn es um das Auge fürs Detail geht. Also habe ich nun eine weiße Kette welche mit mehreren Bändern geht und kleine Verzierungen die an einigen der weißen Schmucksteine hängen. Außerdem habe ich weiße Hängeohrringe und Liam hat mir erlaubt nachher zum Friseur zu gehen, dort lasse ich mir die Haare locken und hinten hoch stecken während mir an den Ohren vereinzelte Strähnen runter fallen sollen. Ich hoffe das klappt, es würde nämlich super aussehen, denke ich. Gerade sitzen wir nämlich im Auto und sind auf dem direkten Weg zu diesem Friseur und ich muss mich ja irgendwann auf etwas festlegen. „Okay, ich habe da vorhin geklärt, dass du dich dort umziehen kannst, ich muss leider schon los, aber ich rufe dir direkt ein Taxi sobald ich dort angekommen bin. Du schaffst das alleine, ja?“ fragt er und ich nicke begeistert. Also würd auch er mich erst dort zu Gesicht bekommen. „Hier und bitte mach nichts… ehm… nichts Hässliches.“ Grinst er und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf den Handrücken und steckt mir dabei ein paar Scheine in die Hand. Als ich ausgestiegen bin rast er auch schon los und ich betrete lächelnd den Laden, erst dort Drinnen gucke ich, wie viel mir Liam gegeben hat und meine Augen werden groß. Was zu Hölle soll ich mit 3x 100€ Scheinen und 4x 50€ Scheinen? „Guten Abend.“ Begrüßt mich die junge Angestellte und lächelt mich freundlich an. „Abend.“ Nicke ich. „Wie kann ich ihnen denn helfen?“ fragt sie mich und ich stelle mich vor sie. „Meine Haare gelockt nach oben gesteckt und an den Seiten ein paar vereinzelte Strähnen, welche dann locker runter hängen.“ Beschreibe ich es ihr und freundlich nickt sie. „Setzten sie sich doch bitte, ich hole schnell meinen Azubi, er ist gerade in der leere und solche leichten Frisuren bekommt er recht gut hin.“ Grinst sie. „Ich hätte theoretisch gar kein Problem damit aber es müsste heute Perfekt aussehen und ich hätte leider auch nicht die Zeit für einen zweiten Versuch.“ Erkläre ich ihr und wissend nickt sie. „Dann beginnt er mir der Haarspülung und lockt diese dann auch, den Rest erledige ich, ist das okay?“ fragt sie und glücklich nicke ich. „gut, dann setzten sie sich doch bitte.“ Meint sie immer noch freundlich und deutet mir, mich auf einen Stuhl zu setzten. Also setzte ich mich auch und gucke neugierig auf die zwei Frisur-Kataloge. Auf den Covers sind zwei blonde Mädchen. Während das eine die Haare in locken trägt und da sie eigentlich mit dem Rücken zur Kamera steht und einen kurzen Blick über die Schulter wirft erkennt man auch die süße gebundene Schleife. Das andere Mädchen hat eine pompöse Hochsteckfrisur mit Schleier und Krönchen, glitzer auf dem Haar verteilt und dieses Bild ist von weiter weg fotografiert also sieht man auch den Ansatz des weißen Kleides. ‚Vermutlich sind in dem einen Katalog Frisuren für Hochzeiten und in dem anderen einfach nur schöne‘ denke ich. „Abend.“ Begrüßt mich ein junger Mann und ich schätze ihn auf nicht viel älter als ich es bin. „Abend.“ Nicke ich ihm durch den Spiegel zu und betrachte ihn kurz. Schwarze im Boxerschnitt stehende Haare, enges blaues Shirt, rote Jose, welche echt geil aussieht und die blauen Augen gucken so kindlich. „Ich fang dann an, ja?“ fragt er und schaut so schüchtern. Oder guckt er normal? Vielleicht bin ich auch einfach nur diese harten und ernsten Blicke von Liam gewöhnt. „Gerne.“ Nicke ich und lächelnd bittet er mich meinen Kopf zurückzulehnen damit er sie waschen kann. Also mache ich wie er gesagt hat und langsam massiert er mir die Haarspülung ein. „Darf ich fragen wieso sie sich so hübsch machen lassen?“ fragt er und ich beginne zu reden. „Ich gehe mit meinem Freund auf eine Gala und möchte ihn überraschen.“ Träume ich und erst als ich es ausgesprochen habe fällt mir ein, das ich Liam gerade als meinen Freund bezeichnet habe und werde deswegen rot. „Ich will nicht unverschämt sein aber ich rate jetzt einfach mal. Er ist noch nicht ganz ihr Freund, oder?“ fragt er. „Ehm…“ ich muss bestimmt noch roter werden. Zum Glück habe ich die Augen zu, ich könnte dem Lehrling jetzt nicht in die Augen sehen. „kenne ich, aber keine Angst, sie schaffen das schon.“ Versucht er mich aus der Lage zu retten. „Ehm… müssen wir uns Siezen?“ frage ich und nach kurzem Zögern nennt er mir seinen Namen und auch ich stelle mich vor. „So, so Melodie. Eine Gala mit deinem ‚Freund‘. Ein besonderer Anlass?“ fragt er. „Bohr Julian, ich kenne dich keine zwei Sekunden und bemerke schon deine versauten Hintergedanken. Aber damit du diese nicht behältst, er hat die Chance zu dem neuen Chef seiner Firma ernannt zu werden.“ Grinse ich. Also indirekt könnte man das als Wahrheit durchgehen lassen. Ich meine er könnte, wenn ich nicht wäre, Yigits Mafia übernehmen und wäre mit einer der wichtigsten Leute dieser Branche. Aber auch wenn ich da bin, ich habe davon doch null Ahnung und er ist eh immer bei mir also kann er auch so einen ziemlich wichtigen Rang bekommen. „Also ein reicher?“ fragt er und ich werde noch röter. „Ich wusste das nicht als ich ihn kennengelernt habe!“ meine ich verlegen. Der muss ja denken, dass ich nur auf Liams Geld scharf bin. „Ist doch okay. Ich habe dir ja keine Vorwürfe gemacht.“ Vernehme ich seine amüsierte Stimme. ‚Und ich denke auch noch so schlecht von ihm‘ denke ich mir. „So, ich föhne sie dir jetzt und dann machen wir dir hübsche Locken, ja?“ fragt er und irgendwie fallen mir erst jetzt einige Details an seinem Outfit auf. Zum Beispiel der Cardigan um seine Schulter, diese typische Handbewegung neben mir auf einem Tisch liegt auch ein roter Schal. „Du Julian, darf ich dich etwas fragen? Sei aber nicht wütend.“ versuche ich es deswegen. „Ja, ja. Schon klar.“ Meint er als wüsste er die Frage schon längst. „ja, ich bin Schwul meine Schöne.“ Lächelt er mich durch den Spiegel an, da ich nun ja wieder mit offenen Augen aufrecht sitze. „Und, schon den richtigen gefunden?“ frage ich. „Da geht es mir leider wie dir…“ gesteht er und wissend nicke ich. „Wie schaut er denn aus?“ frage ich liebevoll. „Hm… verdammt gut! Wir waren im Sommer fast jedem Tag baden. Wie ich seinen Körper angeguckt habe. Da hat er mich das erste Mal gefragt ob ich AUCH Schwul wäre und ja… wir hatten den Tag über noch viel Spaß aber es ist noch nie mehr als Strandspaziergänge und lange in die Augenblicken geschehen. Ich habe auch schon ein, zwei, mal bei ihm geschlafen. An ihn und seine Muskeln gekuschelt. Er ist außerdem immer so liebevoll zu mir. Ich hoffe das er auch irgendwelche Gefühle hat.“ Verspielt wickelt er sich eine Haarsträhne von mir um den Finger und ich muss auflachen. „Und bei dir?“ fragt er mich und ich werde rot. „Ehm… ich und er… wir mögen und ehrlich gesagt erst seid… etwa 2-3 Wochen? Naja… er war halt immer für mich da und hat sich so viele Sorgen gemacht. Er behandelt mich so fürsorglich und passt andauernd auf mich auf. Er tut so viel für mich und… er sieht verdammt heiß aus… oh Gott… das sagst du aber keinem… naja… vorhin… da… also nur ganz kurz, nicht mal eine 10telsekunde lang hat er meine Lippen geküsst… er ist so der Traum von einem Mann und verdammt sportlich.“ Schwärme ich ununterbrochen und realisiere wiedermal erst als letzte was da gerade aus meinem Mund kam. „A-Aber… er ist so ein Player und dazu noch mein Lehrer, also das mit dem Lehrer ist komplizierter.“ Meine ich eingeschüchtert. „Wow… das ist ja… oh, du Arme. Na komm, dafür hauen wir ihn heute richtig aus den Socken.“ Stößt er mich leicht weiter und beginnt nun endlich mit den Locken drehen. Als er dies nach rund 10Minuten fertig hatte lächelte er mich kurz an und holte dann die gelernte Friseurin. „Eine Gala also, wollen sie sich denn noch irgendetwas in die Haare rein stecken oder kann ich es am Ende ‚festsprayen‘?“ fragt sie. „Nein, ich möchte nichts mehr rein machen.“ Lächle ich und nickend beginnt sie mi dem Kunstwerk. Am Ende kann ich echt nicht meckern, sie ist wirklich flink und geschickt. „Wow, danke.“ Grinse ich und freue mich, dass es echt so super aussieht. „Gerne doch. Dein Freund, welcher angerufen hat meinte, dass du dich hier umziehen möchtest? Dann komm doch bitte mit ich zeige dir wo.“ Meint sie und lächelt mich so fürsorglich an. „Okay, danke.“ Meine ich und folge ihr mit der Tüte in der Hand, welche Liam mir vorhin in die Hand gedrückt hat. „So, bitte sehr.“ Grinst sie und hält mir die Tür zu einem Personalzimmer offen. „Dankeschön.“ Bedanke ich mich und mit einem strahlenden nicken verlässt sie den Raum und ich befinde mich hier allein. Schnellstens schlüpfe ich aus Hose und Shirt und siehe mir das Kleid vorsichtig an. Dann raus aus meinen Turnschuhe und rein in die wunderhübschen High-Heels. Die Kette und Ohrringe noch umgemacht und dann betrachte ich mich in dem Spiegel welchen ich an der Wand angebracht bemerkt habe. Es ist eines der ersten Male wo ich mich wirklich schön finde. „Wow. Schatzi du siehst echt heiß aus.“ Vernehme ich Julians Stimme hinter mir und drehe mich zu ihm. „Meinst du?“ frage ich unsicher. „Ja, aber ich finde ein wenig Akzente im Gesicht könnten dir nicht schaden.“ Grinst er und zieht mich an der Hand hinter sich raus und schubst mich beinahe schon auf einen Stuhl. „So, wie wäre es mit schwarzen Liedschatten und rotem Lippenstift?“ fragt er mich und unsicher zucke ich mit den Schulter. „Er soll mich nicht für nuttig halten…“ meine ich beschämt. „Wird er schon nicht. Dazu bist du viel zu elegant angezogen.“ Beruhigt er mich ein wenig. „Also, fangen wir mal an.“ Meint er und beginnt mit den verschiedensten Pinseln in meinem Gesicht rum zu pinseln und am Ende grinst er stolz. „Wow…“ bringe ich nur noch heraus und betrachte mich genauestens im Spiegel. „Wow! Danke, danke, dank!“ Quieke ich und renne ich den Personalraum. Dort pflücke ich aus meiner Tasche zwei 50€ Scheine und einen 100€ Schein. Dann gehe ich wieder zurück in den Hauptraum und drücke Julian einen 50€ Schein in die Hand. „Danke!“ meine ich und umarme ihn einmal. Dann führt mich mein Weg zu der netten Friseurin welcher ich auch danke und den anderen 50€ Schein gebe. Als ich dann meine Sachen aus dem Personalraum geholt habe und zur Kasse gehe mustern mich interessierte Blicke, jedoch habe ich nur Augen für die Frau hinter der Kasse welche mir so bekannt vor kommt. Naja, egal. „Guten Abend.“ Begrüße ich sie und lächelnd grüßt sie zurück. „Ich wollte gerne bezahlen.“ Meine ich und die Frau macht sich daran kurz im Computer zu gucken. „Passt so.“ meine ich aber nur, lege den 3ten Schein auf den Tresen und gehe grinsend aus dem Laden. Nachdem ich mich kurz umgeguckt habe bemerke ich auch schon das ‚Taxi‘ und gehe auf den ‚Fahrer‘ zu. „Heilige Scheiße… Melodie?“ fragt Hakan ganz aus dem Häuschen. „Ist das zu viel?“ beiße ich mir unsicher auf die Lippe und als er nur kurz den Kopf schüttelt schleicht sich das grinsen wieder über mein Gesicht. „Na dann, let’s go.“ Grinse ich und lächelnd nimmt er mir die Tüte aus der Hand, in welcher nun meine normalen Klammotten sind und legt sie auf die Rückbank. „Da kann Liam dich ja keine Sekunde aus den Augen lassen.“ Grinst Hakan als wir vor einem der teuersten Restaurants parken. „Tief durchatmen und dann selbstsicher rein. Ich habe Liam eben geschrieben, er wartet schon.“ Grinst er. „Hopp, hopp. Raus hier.“ Lacht er und ich springe förmlich aus dem Auto. Jedoch bleibe ich schüchtern vor dem Gebäude stehen. ‚Du schaffst das‘ rede ich mir ein und begebe mich durch die Tür.

Melodies nicht ganz so melodisches Leben 1.  - Liam und MelodieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt