20. -neues Zimmer

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Kapitel 20

Ich sitze mit Maik, Dennis und Jonas in meinem Krankenzimmer, als die Tür geöffnet wird. Ein Mann, mit Arztkittel und diesem Klemmbrett kommt in den Raum. „Guten Tag Ms. Bulut“ begrüßt er mich. „Wir haben die Tests ausgewertet und ich würde Ihnen jetzt gerne das Ergebnis mitteilen.“ Meint er. „Sollen die Herren raus oder wollen Sie sie bei sich behalten?“ fragt er freundlich. „Ehm Jungs…“ beginne ich, werde aber vom Maik unterbrochen. „Schon verstanden, kommt Jungs.“ Meint er und die drei verlassen den Raum. „Darf ich mich setzten?“ lieb blickt er mir in die Augen. „Ja, natürlich.“ Er zieht sich den Stuhl ans Bett und setzt sich drauf. „Also Ms. Bulut…“ fängt er an. „Nennen Sie mich doch Melodie.“ Biete ich ihm an. „Gerne.“ Nickt der Arzt, von dessen Namensschild ich ‚Dr. Müller‘ ablesen kann. „Es tut mir wirklich leid ihnen das sagen zu müssen, jedoch haben sie Krebs. Zwar noch im Anfangsstadium, jedoch rate ich Ihnen, eine Therapie zu machen.“ Informiert mich Doktor Müller. Mein Gehirn scheint wie ausgeschaltet zu sein, denn ich verstehe nicht so ganz, was er von mir möchte. „Wir würden Ihnen Zeit geben, jedoch dringt es eigentlich, immerhin wollen wir ja eine größtmögliche Chance auf Heilung haben und je früher wir dann Anfangen, desto größer ist diese auch.“ Erklärt er mir. „O-okay…“ bringe ich mit zitternder Stimme hervor. „Sie werden morgen entlassen. Kommen sie aber spätestens bis nächstes Wochenende noch einmal her um uns Ihre Entscheidung mitzuteilen.“ Sagt er, ehe er aus dem Raum geht.

Nun sitze ich hier, alleine und verwirrt. Ich wurde in die Onkologische Abteilung verlegt. Den Jungs habe ich nichts gesagt, ich meinte nur, dass ich meine Ruhe haben will und sie bitte zu gehen. Kurz darauf kam eine Krankenschwester in mein Zimmer und hat mein Bett in ein anderes Zimmer gerollt. Dort hat mir dann wieder eine neue Krankenschwester mitgeteilt, dass ich hier in der Onkologischen Abteilung liege. Es schien, als ob ich erst jetzt begriff, dass ich Krebs habe. Eigentlich hätte ich es mir ja denken können. Ich spucke ab und zu Blut und habe manchmal Schluckprobleme. So in meinen Gedanken versunken realisiere ich erst ziemlich spät, eine Hand die meine sanft streichelt. Mit glasigen Augen blicke ich nach rechts und schaue in die ebenfalls glasigen Augen meines Bruders Yigit. „Wir schaffen das.“ Meint er nur und ich Nicke schwach. „Abi?“ frage ich mit schwacher Stimme. „Pscht. Es tut mir leid Prinzessin, wie konnte ich nur glauben du seist eine Schlampe… du bist wundervoll und kannst mich doch nicht alleine lassen.“ Auch seine Stimme zittert leicht. „Abi… ich habe Angst.“ Hauche ich und der erste Schluchzer entfährt meine Kehle. „Pscht. Wir sind alle bei dir. Apropo, wo sind die Jungs?“ meint er mit einer nun festeren Stimme. „Hab sie weggeschickt.“ Berichte ich ihm und sehe ein leichtes Nicken seinerseits. „Okay.“ Haucht er und streicht weiter über meinen Handrücken. „Sag es niemanden, ich werde Morgen entlassen und du sorgst dafür, dass ich keinen Besuch bekomme. Bitte…“ Ich selbst habe Probleme meine Stimme zu hören und durch das beben wird es nur undeutlicher, jedoch schein Yigit es versanden zu haben. „Keine Angst Prinzessin, ich unterstütze dich und ab sofort vertraue ich dir. Ich vertraue dir Blind.“ Meint er und drückt mir dieses Mal einen Kuss auf die Haare. „Du bist immer die einzige gewesen, die ich geliebt habe. Mama war weg und ich brauchte jemanden. Als ich von dir erfahren habe konnte ich gar nicht mehr genug von meiner wundervollen Schwester bekommen und jetzt darfst du mich nicht verlassen.“ Flüstert er und meine Augenlieder werden schwer. „Ich versuch‘s…“ ist das letzte, das ich raus bekomme ehe ich ins Land der Träume versinke.

„Die Chancen auf eine Heilung sind im Anfangsstadium besser als wenn der Tumor ausgebreitet ist.“ Höre ich eine Stimme. „Bis wann hat sie Zeit sich zu entscheiden?“ höre ich die verzweifelte Stimme von Yigit. „Mit jedem Tag wird der Tumor wachsen, dessen müssen sie sich bewusst sein. Versuchen Sie, sie so schnell wie möglich zu einer Chemotherapie zu überreden.“ Meint die zweite Stimme und wenige später fällt eine Tür ins Schloss. Ich versuche verzweifelt meine Augen zu öffnen, doch aus einem mir unerklärlichen Grund, scheinen sie wie verklebt zu sein. „Ach Prinzessin. Was machen wir nur immer falsch das unsere Leben uns so bestraft? Du bist doch ein Engel, ein Engel dessen Weg viel zu Steinig ist.“ Vernehme ich Yigits Stimme. Plötzlich höre ich ein aufschluchzen. „Scheiße, ich will dir doch der starke große Bruder sein und jetzt heul ich hier.“ Höre ich seine verzweifelte Stimme. Doch Angst und Schmerz ist Menschlich, das würde ich ihm gerne sagen. Aber mein ganzer Körper ist wie eingefroren. „Öffne deine wunderschönen Augen, dann fühle ich mich nicht ganz so Psycho, denn ich rede nur ungerne mit schlafenden Menschen.“ Wenn ich mich bewegen könnte, würde ich lachen, aber nix, nix passiert. „Weißt du, Anne sah genauso aus wie du. Als wenn ich in ihre Augen blicke, die mich immer so liebevoll und beschützerisch angucken. Als wenn ich meiner Anne einen Kuss auf den Kopf gebe. Doch weißt du, es hat auch Nachteile. Es ist, als müsste ich ihren Tot ein zweites Mal durchleben. Natürlich weiß ich nicht, wie es für euch war, hier im Krankenhaus zu sitzen und ihre Schönheit zu bestaunen, ihr Stärke zu bewundern und ihre Hand zu halten, doch das frisst mich innerlich auf. Ich möchte, dass sie mir sagt, dass sie mich liebt und ich ihr nicht nachtrauern soll und jetzt liegst du hier und ich muss um dein Leben bangen, mein letzter Engel will mich verlassen.“ Haucht er und dann spüre ich eine Hand auf meiner Wange. „Du weinst. Hörst du mich? Mach deine Augen auf, ich bitte dich.“ Seine Verzweiflung hört man deutlich raus und ich merke auch die feuchte Stelle an meiner Wange. „Meine Prinzessin. Sobald du hier raus bist, mache ich dir dein Leben so, wie du es dir schon immer gewünscht hast. Mit der Ausnahme das auch ich Anne nicht zurückholen kann. Aber wir können um die Welt reisen, deine alten Freunde besuchen…“ er stoppt. „M-Maik hat mir so einiges erzählt…“ beginnt er von neu. „Meine kleine Prinzessin. So zart und schon so verletzt.“ Flüstert er. Nun fließen mir mehrere Tränen die Augen hinab. „Abi…“ hauche ich und freue mich innerlich darüber, dass ich meine Stimme wiedererlangt habe. Auch meine Augen lassen sich wieder öffnen. „Ich brauche dich jetzt. Aber ich möchte am Montag in die Schule, bitte.“ Bete ich ihn an. „Wenn du das möchtest. Aber leider musst du dann um einiges früher aufstehen, da ich ja nicht wusste, dass du zur Schule möchtest. Also, du bist jetzt noch in der anderen angemeldet. Aber das regle ich so früh wie nur möglich.“ Versichert er mir. „Darf ich denn bei dir bleiben?“ frage ich überglücklich und genauso glücklich nickt auch Yigit. „Ich sollte dem Arzt Bescheid sagen, dass du wach bist. Er muss dich noch einmal untersuchen und dann können wir auch schon fahren.“ Informiert er mich und geht dann aus dem Raum. Neben mir vibriert etwas und ich erblicke mein Handy, mit dem ich gestern das Foto von mir und den Jungs gemacht habe. Mit zitternden Fingern nehme ich es in die Hand und gucke drauf. Ich habe eine WhatsApp Nachricht. Ich tippe drauf und bemerke, dass ich in einen Chat hinzugefügt worden bin. >>Hey Leute. << schrieb vor einer Minute jemand. >>Hay… wer seid ihr? << schreibe ich. >>Mel :D! Endlich hört man mal wieder was von dir. Ich = Liam. << schreibt der gleiche von eben. Ah Liam, also werden die anderen in der Gruppe wohl Olli, Jonathan, Lea, Shannon und Melek sein. >>Hey Prinzessin, so, jetzt hast du ja auch schon mal meine Nummer. –Olli<< so ging das weiter, und als ich gerade die letzte Nummer einspeichern wollte, ging die Tür auf und Yigit steht mit einem Arzt in der Tür. „Guten Morgen Ms. Bulut.“ Begrüßt mich der fremde Arzt. „Ich bin Dr. Kowalski“ stellt er sich mir vor. „Guten Morgen.“ Lächle ich ihn zaghaft an. „Können Sie aufstehen?“ fragt er mich freundlich und ich nicke nur, ehe ich mich vorsichtig vom Bett erhebe, denn so wirklich sicher, ob ich das hinbekomme, bin ich mir nicht. Doch als ich dann auf den Beinen stehe, bin ich ein wenig stolz auf mich. „Na gut. Dann kommen Sie doch bitte mit.“ Meint Dr. Kowalski zu mir und nickend laufe ich ihm hinterher.

Melodies nicht ganz so melodisches Leben 1.  - Liam und MelodieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt