Kapitel 33
In meinem Rücken spüre ich noch immer das weiche Leder eines Sitzes und wende mich ein wenig drauf. „Wie spät ist es?“ nuschel ich. „Oh, du bist wach?“ vernehme ich eine Stimme und reiße schockiert die Augen auf. „Herr Yavuz?“ frage ich und meine Müdigkeit ist wie verschwunden. „Ja… hör mal, Melodie. Ich bringe dich jetzt zu mir. Chris meinte, ich solle Yigit beruhigen, habe ich zwar zugesagt, aber er hat mir da ja auch nicht erzählt um was es geht.“ Informiert er mich und meine Augen weiten sich. „Was? Mit zu IHNEN?“ frage ich schockiert. „Also du darfst mich gerne Duzen. Ich heiße Liam. Aber mal was anderes, was ist passiert?“ fragt er mich und fährt zeitgleich auf eine riesige Auffahrt rauf. „Kann IHNEN egal sein. Und was denkt Abi jetzt, wo ich bin?“ frage ich genervt. Ja, ich bin genervt. Ist ja wohl mal wieder mein Glück, das mein Lehrer, welchen ich am wenigsten leiden kann, der scheiß beste Freund von MEINEM Abi ist! „Ich hab ihm gesagt, das ich dich morgen gleich mit zu ihm nehmen werde und du heute bei mir pennst, dann musst dich morgen keiner extra fahren… hat er erst mal geschluckt.“ Erläutert er mir. „Und meine Schulsachen? Ich habe ja morgen sicherlich nicht die gleichen Fächer.“ Sage ich. „Ich muss nachher noch mal zu Yigit… dann gibst du mir deinen Stundenplan und ich hol dir deine Sachen.“ Meint er. „Denken Sie nicht, das er fragen wird, wieso Sie MEINE Sachen holen, anstatt das ich einfach mitkomme?“ meine ich zickig. „Ich glaube nicht, dass er daran zweifeln wird, wenn ich um Mitternacht nicht unbedingt mit seiner kleinen Schwester im Schlepptau mal für neh Stunde bei ihm bleibe.“ Meint er und ich scheine mein Ziel erreicht zu haben, ja, er ist definitiv genervt! „Aber Sie wissen ja gar nicht wo die Sachen liegen und ich kenne das Zimmer noch nicht so gut, also wenn ich Ihnen sage, das ich meine Sachen im Schrank habe, hilft Ihnen das sicherlich.“ Sage ich ironisch. „Mädchen, du regst mich auf. Lass das mal mein Problem sein.“ Sagt er. „Mal daran gedacht, dass ich nicht so scharf drauf bin, das mein Lehrer einfach in meinen Sachen rumschnüffelt?“ sage ich schroff. „Ja, natürlich, weil ich ja auch sonst keine Weiber abbekomme.“ Zischt er zurück. „Das interessiert mich doch gar nicht. Sie interessieren mich doch gar nicht. Aber trotzdem sollen Sie nicht in meinen Sachen rum gucken können!“ werde ich lauter. „Jetzt halte doch endlich mal deine scheiß Fresse.“ Brüllt er plötzlich und drückt kräftig auf die Bremse. Ich scheine ja nicht angeschnallt worden zu sein und rechne ja auch nicht damit, also kommt es, wie es kommen muss und ich fliege mit einem heftigen Druck gegen die Scheibe. „Ah!“ wimmernd zucke ich zusammen und meine eh schon verletzter Kopf, scheint wieder anzufangen zu bluten, denn als ich mit der Hand über meine Stirn fahre, welche nicht verbunden ist, spüre ich etwas dickflüssiges an meiner Hand. Außerdem sind auch meine Kopfschmerzen wieder da und mit der Schulter bin ich ebenfalls an etwas gestoßen. „Scheiße… Melodie?“ vernehme ich die Stimme meines Lehrers. Als nächstes höre ich eine Autotür klappern und dann zieht neben mir Luft ins Auto. Als ich jedoch eine Hand auf meinem Arm spüre, zucke ich gewaltig zusammen. „Fassen Sie mich nicht an.“ Zische ich giftig. „Hey, das… das tut mir leid…“ vernehme ich seine Stimme. „Können Sie sich sonst wo hin schieben!“ kreische ich und stumm fließen mir Tränen die Wange runter. „Hey, jetzt beruhige dich doch…“ irgendwie klingt seine Stimme verzweifelt, aber ich kann es nicht ganz zuordnen. „Lassen Sie mich doch einfach mal in Ruhe! Was ist daran bitte so schwer?“ kreische ich und blicke zu ihm hoch, in seinen Augen liegt erstaunen. „Hey, hör doch bitte auf zu weinen…“ Doch dann fällt mir ein, was er eben gesagt hat. Stummblicke ich ihn deshalb an. Zaghaft Lächelt er. „Melodie… ich… das wollte ich nicht… tut mir leid.“ Verlegen legt er den Kopf schief und kratzt sich am Hinterkopf. Immer noch rede ich nicht. „Hey? Sag doch was… alles okay?“ fragt er und legt die Stirn grüblerisch in Falten. „Hallo?“ fragt er und wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht rum. Wieder Schweigen. „Scheiße… warte mal… ich meinte das nicht so… rede doch… bitte?“ fragt er und blickt mich aus seinen dunklen, fast schwarzen Augen an. Das letzte Wort scheint ihm schwer zu fallen, den in seinen Augen blitz irgendetwas dabei auf. „Redest du mit den anderen?“ fragt er dann hoffnungslos, doch das einzige was ich mache, ist den Kopf schräg zu legen. „Du hörst mich aber schon, ja? Nicke doch wenigstens.“ Versucht er es weiter. Jedoch ziehe ich gespielt verwirrt die rechte Augenbraue hoch. „Alter… hör auf damit…“ klingt er verzweifelt und mein Gesichtsausdruck verwandelt sich in einen noch ‚verzweifelterreren‘. „Melodie…“ würd er wieder sanft. „bitte…“ sagt er leise und dieses Mal lasse ich es zu, das seine Hand meine Schulter berührt. „Schau… du hast selbst bemerkt und es vermutlich auch mit Absicht gemacht, aber du hast mich verdammt provoziert und das bin ich… nicht gewöhnt.“ Sagt er und fährt sich mit der freien Hand durch die Haare. „DU hast jetzt zwei Möglichkeiten! 1. Du redest jetzt mit mir und du darfst mit meiner Hilfe zum Haus laufen oder, du bleibst stumm und ich werde dich wieder tragen.“ Erläutert er mir. ‚Das macht der eh nicht! ‘ ist mein erster Gedanke doch als ich seine Arme unter meinen Körper spüre, wird mir schockiert das Gegenteil wahr. Aber was soll ich jetzt machen? Mich währen wird ja nicht klappen, er ist wesentlich stärker als ich. Schreien? Wer würde mir hier denn bitte helfen, geschweige denn mich hören? Ja toll…! Aber irgendwie fühlt es sich auch vertraut an… so als ob… ich das schon kennen würde und da wird es mir schockiert war! Herr Yavuz war der, welcher mich gestern zu seinem Auto getragen hat und ich habe mich an IHN gekuschelt! ‚Mist! ‘ schimpfe ich mit mir selbst. ‚Wieso kannst du auch nicht einfach mal deine scheiß Augen öffnen? ‘ peitscht mich mein Gehirn weiter aus. „Hey, jetzt kannst du aber wieder mit mir reden, ja?“ reißt mich die Stimme von Herrn Yavuz aus den Gedanken. „Wie bitte?“ frage ich und blicke mich in dem Raum um, in welchem ich gerade auf einem Bett liege. „Schön, du hast deine Zunge ja doch nicht verschluckt.“ Lächelt er. „Haben sie mich vorhin in Ihr Auto getragen?“ schwirrt es mir durch den Kopf und ausversehen scheine ich dies ja laut ausgesprochen zu haben. „Ehm ja… warst du wach?“ fragt er verwirrt. Verständlich! Immerhin würde das ja heißen, dass ich mich bei Bewusstsein und mit voller Absicht an ihn gekuschelt hätte! „Ich glaube… ja, kurz… glaube das mich jemand getragen hat und im Auto eine Jacke über mich gelegt hat, aber dann war ich auch schon wieder weg…“ gestehe ich. „Ah ja.“ Ich glaube ein kleines Grinsen auf seinem Gesicht zu erkennen. Scheiße, hat er bemerkt, dass ich mich kurz bevor er mich ins Auto gesetzt hat, ich mich an ihn gekuschelt habe und denkt er jetzt echt, das ich dies wollte? Mist! „Willst du irgendwie Baden oder duschen? Das hier ist jetzt eigentlich Yigits Zimmer, also im Bad steht grad nur Männershampoo aber ich bin mir sicher, dass eine meiner Haushälterinnen dir ihr Shampoo geben würde.“ Informiert er mich. „Ja… aber darf ich das denn… also mit der Kopfverletzung?“ frage ich. „Wenn ich den Verband kurz abmachen darf und nachgucken kann, kann ich dir sagen, ob du es vielleicht doch lieber lassen solltest. „ja… okay.“ Sage ich. Langsam setzt er sich also auch auf das Bett und rückt nähe an mich ran, ehe er vorsichtig, vermutlich darauf bedacht, mir nicht weh zu tun, den Verband löst. Als er die letzte Schicht gelöst hat, dreht er meinen Kopf nach rechts und blickt sich die Wunde, auf meiner linken Kopfhälfte an. „Ja, doch… du könntest Baden oder duschen. Chris hat das sicher nur gemacht, zur Vorsicht. Aber bei dieser übertreibt er schon immer.“ Erläutert mir Herr Yavuz. „Naja… hast du Hunger? Ich sag einer Angestellten das sie dir das Wasser und Shampoo fertig machen soll, aber ich esse jetzt etwas.“ Sagt er. Nun kann ich mir mein Lächeln nicht verkneifen. Der ist ja wie Burak Abi… immer nur ans Essen denken, aber wenn wir gerade bei diesem Thema sind… ich hätte schon Hunger. „Ehm…“ beginne ich und Herr Yavuz beginnt zu grinsen. „Was willst du denn essen?“ fragt er. „Ehm… weiß nicht…“ sage ich und das ist sogar wahr. Ich esse voll viel, also gibt es öfter diese Tage, wo ich Stunden vor den Lebensmitteln stehe bevor ich mir dann letztendlich mit einem meiner Abis einen Döner holen gehe! Ich LIEBE Döner! Jeder Mensch, der es verpasst hat, Döner zu essen, sollte dies direkt nachholen! „Dein Bruder meinte mal, dass du regelrecht süchtig nach Döner bist?“ fragt er mich und ich spüre, wie meine Wangen sich leicht röten. „ja…“ nuschel ich. Ist schon unangenehm, dass der eigene Lehrer so verdammt viel über die Schüler weiß, obwohl ich mir fast sicher bin, dass er nur bei mir alles kennt! „Lust auf ’nen Döner?“ fragt er. „Ja.“ Lächle ich und springe vom Bett auf. ‚Doofe Idee! ‘ scheißt es mir gemeinsam mit dem kurzen Schwindelanfall durch den Kopf. Stützend legt mir Herr Yavuz seine Hände an die Hüfte. Irgendwie ist mir das unangenehm. Ja, ich habe mich mit dem Gedanken abgefunden, dass ich meinem Lehrer wohl wesentlich öfters als geplant begegnen werde, aber das mich mein Lehrer anfasst… auch wenn nur stützend… da jagt es mir Gänsehaut über den Körper. „Könnten Sie… mich los lassen?“ flüstere ich deswegen mit erstickter Stimme. Wieso diese plötzlich erstickt ist, kann ich mir leider selber nicht erklären. „Alles okay?“ fragt er. „Ja, ich möchte aber, dass Sie mich wieder los lassen.“ Wiederhole ich mich und räuspere mich dann oftmals hintereinander, um diesen Frosch aus meinen Hals zu verjagen. „Melodie, du wirst dich an mich gewöhnen… aber auch wenn du mich nicht wirklich leiden kannst, duze mich doch trotzdem.“ Verlangt er und nimmt seine Hände wieder weg. „Hm… lieber nicht.“ Sage ich schulterzuckend und kopfschüttelnd blickt er zu mir hinunter, da er mindestens einen Kopf größer ist als ich. „Okay, dann komm trotzdem, ja?“ sagt er dann aber und geht schon vor, zur Zimmertür. Mit zügigen Schritten hole ich auf und nun laufen wir schweigend nebeneinander her. „Du vertraust mir kein bisschen, kann das sein?“ unterbricht er die angespannte Stille. „Ich spiele Ihnen nix vor, so bin ich halt. Wenn Sie damit ein Problem haben, könnte ich damit leben!“ sage ich so ganz nebenbei. „Hat Yigit schon erzählt.“ Informiert er mich. „Wie, ihr redet über mich?“ frage ich. „Manchmal, du bist ihm wichtig.“ Meint er. „Ja trotzdem muss er ja nicht mit meinem Lehrer darüber reden! Ich erzähle meinen Freundinnen ja auch nicht, womit mein Abi sein Geld verdient, auch wenn er mir wichtig ist.“ Sage ich ein wenig eingeschnappt, ich sehe es nämlich nicht ein, dass mein Bruder mit seinem Scheiß besten Freund über mich redet! „Woher weißt du denn, wie er sein Geld verdient?“ fragt Herr Yavuz. „Maik und Olli sind da auch ‚tätig‘ und haben mal über Yigit geredet, als ich sie gerade belauscht habe, sonst erfahre ich ja nix.“ Sage ich schulterzuckend und gehe ohne eine Jacke durch die Tür, doch als ich durch die Kälte draußen zu frösteln beginne, wird mir eine andere über die Schultern gelegt. „Danke…“ sage ich verlegen. „kein Problem.“ Sagt er aber nur und nun sind wir auf den Weg zu seinem Wagen. „Hier um die Ecke ist eine Dönerbude, aber meine Lieblingsbude ist ein wenig weiter weg, kommt jetzt also auf dich an.“ Sagt er nett. Vermutlich meint er, dass ich entscheiden darf, da ich ja auch weiß, wie es mir gerade geht. „Wir können gerne zu Ihrer Lieblingsbude.“ Sage ich leise und sinke wieder in seinen Sitz, da wir nun wieder in seinem Wagen sitzen. „Könntest du die Heizung ein wenig höher drehen?“ frage ich leise. „Klar.“ Antwortet er ruhig und dreht an irgendeinen Knopf. „danke.“ Sage ich leise und lehne mich in den Sitz seines Autos rein. „Wie ist das mit deinem Kopf denn jetzt passiert?“ fragt er mich dann.
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Melodies nicht ganz so melodisches Leben 1. - Liam und Melodie
Teen FictionKlappentext. Melodie ist 17Jahre alt und zieht mit ihrem Vater, ihren Brüdern und Chlová, dem so liebevoll genannten Stiefmonster, um. In der neuen Stadt erwarten sie zuerst freudige Überraschungen, neue Freundschaften, alte Freundschaften und (viel...